Wölflau – pm (11.06.2020) Im weitläufigen und naturnahen Areal des Skulpturenparks ebenso wie in Werkstatt und Galerieräumen steht vom 20 bis 28 Juni eine außergewöhnliche Vielfalt von neuen Werken zum Entdecken bereit. Neben den zahlreichen eigenen Werken von Remo Leghissa aus Edelstahl und Messing wird eine Werksauswahl von fünf Gastausstellern*innen den diesjährigen Wölflauer Skulpturen-Sommer, Wölau 88, 84137 Vilsbiburg, bereichern.
Das Wölflauer Ausstellungskonzept gibt die Gelegenheit, je nach Wunsch sich im versunkenen Alleingang oder in anregender Auseinandersetzung kleinerer Gruppen in die Werke der Künstler zu vertiefen.
Desiree Jasmin Tuschl, Jahrgang 1979, verarbeitet Papier in feiner Schnittarbeit zu Bildskulpturen von filigraner Zartheit und expressiver Farbkraft. Durch hintereinander gesetzte Ebenen in ihren Atmosphärelampen und Bildern entstehen sogartig wirkende Kraftzentren, die einen in die freudige Welt buntglitzernder Kaleidoskope oder versonnener Kraft einladen. Die uralte Sehnsucht nach Harmonie und Sinnlichkeit scheint aus den Arbeiten herauszublitzen und den Betrachter eben dorthin zu locken.
Peter Schwenk, Jahrgang 1946, hat sein bildhauerisches Leben insbesondere der Komposition gewidmet. Im Spiel zwischen bestem Formgespür und Zufall arrangiert er geometrische Grundformen, Fundstücke, Alltagsgegenstände, Schriften usw. und kreiert so seine von Leichtigkeit getragenen Skulpturen. Sehr erfolgreich wurde Peter Schwenk mit seinen Erzählkugeln und -türmen. Eine neue spannende Spielart sind die schwingenden Formenstapel, die er „5 Tänzer/innen“ nennt.
Horst Wendland, Jahrgang 1964, ist eine seiner beruflichen Wurzeln klar anzumerken: die des Karikaturisten. Seine Eisenskulpturen entstehen in geradezu filigranen Schweißprozessen, bei denen Schweißdrahtreste und Schweißperlen zum bewussten Ausdrucksmittel gehören. Wir erkennen auch stets diverse Fundstücke wieder, die seine lebendigen Charaktere aufbauen. Ja, sie leben, diese Gestalten aus der Tier-, Märchen- oder Sagenwelt. Sie leben, weil sie das Typische in Körperhaltung, Stimmung und Bewegung erfassen, das wir dankbar wiedererkennen.
Mattias Bischoff, Jahrgang 1963, hat sich ganz der Seele des Steins verschrieben. Er spürt nicht einer Form nach, die er aus dem Stein heraus zu holen trachtet, sondern ehrt den Stein, indem er seinen natürlichen Bruchlinien folgt. Steine, Felsen werden gespalten, die Bruchflächen vergoldet und die Teile wieder zusammengesetzt. So entsteht eine leuchtende Ader, gleich einer Offenlegung der steinernen Innenwelt, wie ein glückverheißender Schimmer aus dem Prozess der Öffnung heraus.
Leander Wennige, Jahrgang 1982, kommt aus dem Schmiedehandwerk und das sieht man ihm und seinen Werken auch an. Natürlich im Handwerklichen, aber vor allem auch in der den schöpferischen Prozessen innewohnenden Gewalt. Material und eingehämmerter Energieaufwand sind charakterliche Geschwister dieses Künstlers. Wenn er seine Stahl-Drachen präsentiert, erkennen wir die spirituelle Aussage: die Lust an der Kraft, an der Freiheit und manchmal auch am Tabubruch. Aber er ist auch ein Schelm, was seine manchmal niedlich bis kindlich-witzigen Kreaturen spiegeln.
Gastgeber Remo Leghissa wird wieder mit seinem gesamten Werksbestand wie auch mit einer Vielzahl ganz neu entstandener Skulpturen zu sehen sein. Hier im Bild eine Arbeit mit Fundstück. Solche Werke beginnen ihren Werdegang schon beim Finden: Welches Stück will gefunden und aufgehoben werden? Zu Hause dann lauscht der Künstler in das Holz hinein: Was hat es zu erzählen? Wo will es hin? Hat er seine Sprache erkannt, folgt der kompositorische Teil und letztlich der handwerkliche. Das unveränderte Fundstück wird gefasst wie ein Juwel, umrahmt wie ein Bild, erhöht wie auf einem Altar. Stets mit Vorsicht und Respekt ohne diesem Statement der Natur zu nahe zu treten. „El Sabinar“