v. l.: Hohenthanns Bürgermeisterin Andrea Weiß, Landrat Peter Dreier, Hans Weinzierl, Vorsitzender des Wasserzweckverbands
Von Antibiotika bis zu Zahnpasta-Inhaltstoffen: Was sich im Wasser, dem Nahrungsmittel Nummer 1 des Menschen,mittlerweile alles findet, ist bestenfalls exotisch, schlimmstenfalls gesundheitsgefährdend. Vor diesem Hintergrund spricht sich der Zweckverband „Rottenburger Gruppe" dafür aus, das Forschungsprojekt „Landwirtschaft und Trinkwasserschutz" auf diverse chemische Substanzen auszudehnen.
Landrat Peter Dreier hat seine Unterstützung dieser Initiative nun durch seine Unterschrift unter einen Brief an Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf deutlich gemacht.
Wie der Erste Vorsitzende des Wasserzweckverbandes und Initiator des Vorstoßes, Kreisrat Hans Weinzierl, bei der Unterzeichnung des Schreibens durch ihn, den Landrat und die Hohenthanner Bürgermeisterin Andrea Weiß im Landratsamt unterstrich, beschränkten sich die beunruhigenden Belastungen des Grundwassers nicht nur auf die Nitrat-Einträge. Immer mehr Fachleute wiesen auf die Belastungen durch chemische Substanzen hin, „die vermehrt in der Landwirtschaft, aber auch auf privaten Grundstücken eingesetzt werden".
Verschiedentlich überschritten einige der Substanzen aus dem Chemie-Mix der modernen Zivilisationsgesellschaft erheblich die Grenzwerte der Trinkwasser-Verordnung, worauf in dem Schreiben an Staatsministerin Scharf ebenfalls hingewiesen wird. Er erfahre immer wieder, dass die Bürger auf die Wasser-Zweckverbände vertrauten, sagte Weinzierl:
Deshalb habe der Rottenburger Wasser-Zweckverband unter seiner Führung nun diese Initiative ergriffen. Das Pilotprojekt „Landwirtschaft und Grundwasserschutz" ist bekanntlich maßgeblich auf Initiative von Landrat Peter Dreier – damals noch Bürgermeister von Hohenthann – im Januar diesen Jahres aus der Taufe gehoben worden. Beteiligt an dem Projekt sind das Bayerische Landesamt für Umweltschutz, die Technische Universität München, die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, die Gemeinde Hohenthann sowie auf Gemeinde-Ebene auch eine Gruppe von engagierten Landwirten.
Lieber wäre es ihm durchaus, wenn die zuständigen staatlichen Fachbehörden die enorm wichtige Arbeit machten und das Grundwasser auf Chemikalien-Zusätze untersuchten, führte Hans Weinzierl aus. Da das vorerst leider nicht zu erwarten sei, gehe eben der Zweckverband voran. Die „Sicherung der Qualität der Grundwasser-Speicher" sei ein zu wichtiges und drängendes Thema.
Landrat Dreier begrüßt die Initiative als eine „konsequente Weiterführung" des Forschungsprojekts. Er unterstrich im Gespräch mit Weinzierl und Bürgermeisterin Weiß, dass die kommunalen Wasserzweckverbände gewissenhaft mit großem Verantwortungsbewusstsein und Weitblick die Versorgung der Bürger mit sauberem und gesundem Trinkwasser zu bezahlbaren Preisen sicherstellten. Zugleich brachte der Landrat die Hoffnung zum Ausdruck, dass das Rottenburger Beispiel auch andere Wasserzweckverbände dazu animieren wird, die Chemikalien-Belastung der Wasserströme untersuchen zu lassen.
Von einer Ausweitung des Forschungsauftrages erhoffen sich der Landrat, Weinzierl und Bürgermeisterin Weiß, dass die Ergebnisse des Projekts enorm an Aussagekraft und Verbindlichkeit gewinnen. Wie in dem Schreiben an Ministerin Scharf dargelegt wird, „verstärkt sich das Problem Chemie in der Landwirtschaft durch den Einsatz von Glyphosat weiter".
Neueste Analysen hätten Konzentrationen der Chemikalie im Wasser ans Licht gebracht, die „deutlich über den Vorsorgewerten liegen, wobei die Werte beim Abbau von Glyphosat, nämlich AMPA, als dramatisch zu bewerten sind", heißt es dazu weiter. Um die Belastung der heimischen Wasserläufe möglichst exakt zu erfassen, schlage der Zweckverband vor, räumlich durchaus auch weit auseinanderliegende Messungen vorzunehmen, erläuterte Weinzierl: Er äußerte dabei seinen Dank an Rottenburgs Bürgermeister Alfred Holzner, der zugesagt habe, Untersuchungen zum Beispiel auch direkt am Auslauf der Kläranlage der Stadt zuzulassen.
Landrat Dreier ist sich mit Zweckverbands-Vorsitzendem Weinzierl und Bürgermeisterin Weiß einig, dass letztlich nur Änderungen der Rahmengesetzgebung im Wasserrecht angemessene Lösungen möglich machten für das Problem der Belastung der Trinkwasser-Brunnen mit Nitrat und anderen schädlichen Stoffen. Und klar sei auch, dass solche Änderungen vor allem in bundesrechtlichen Regelwerken nicht schnell über die Bühne gingen – und Verbesserungen, die dabei erzielt werden, sich erst langfristig auswirkten.
Aber wie heiße es so schön, frage Landrat Dreier?: „Steter Tropfen höhlt den Stein." Wer sich um eine gute und nachhaltige Entwicklung auf wichtigen Gebieten bemühe, der müsse auch einen langen Atem haben.
Im BILD oben: Gemeinsam für mehr Schutz des Grundwassers: Hohenthanns Bürgermeisterin Andrea Weiß, Landrat Peter Dreier und Hans Weinzierl, Kreisrat und Vorsitzender des Wasserzweckverbands Rottenburger Gruppe, fordern Umweltministerin Ulrike Scharf auf, den Untersuchungsrahmen des Forschungsprojekts „Landwirtschaft und Trinkwasserschutz" deutlich auszuweiten. Neben der Belastung mit Nitrat sollen auch die mit vielen anderen Chemikalien untersucht werden.