Landshut - pm (14.08.2020) Für viele Studierenden ist das Auslandssemester eine der schönsten und prägendsten Erfahrungen ihres ganzen Studiums. Aber wie fühlt es sich eigentlich an, weit weg von zu Hause zu studieren, wenn plötzliche eine Pandemie ausbricht, die die ganze Welt in Atem hält? Davon erzählen ausländische Studierende, die das Sommersemester in Landshut verbracht haben.
Andrey Kapustin (Foto) startete im September 2019 in sein Auslandsjahr. Der 26-Jährige reiste von Novosibirsk nach Landshut. Sein erstes Semester verlief dabei, wie er es erwartete: Präsenzveranstaltungen, ein voller Campus, reger Austausch mit Kommilitoninnen und Kommilitonen.
Dass sich die Situation so schnell ändern würde, hätte Kapustin nicht gedacht: „Im Januar kam das Thema Corona bei mir zum ersten Mal auf, ich habe jedoch nicht einmal im Traum daran gedacht, dass sich die Lage so entwickeln würde.“
Je näher Corona kam, desto beunruhigender die Lage
Als im Februar plötzlich die ersten Corona-Fälle in München gezählt wurden, begriff der junge Russe, was da auf Deutschland und den Rest der Welt zurollt. „Mit der Bekanntgabe der ersten positiven Befunde nicht weit von Landshut wurde ich schon etwas nervös“, erinnert sich Kapustin. Da er Mitte März eine Reise zu seinen Großeltern nach Novosibirsk geplant hatte, begann er bereits zwei Wochen davor, öffentliche Plätze zu meiden. „Ich wollte kein Risiko eingehen und hielt mich deshalb früh an Social Distancing.“
Nach seiner Ankunft in Russland überschlugen sich die Ereignisse. „Alle internationalen Flüge wurden gecancelt. Die Länder waren plötzlich voneinander abgeschottet“, berichtet Kapustin. Dass so ein Fall überhaupt eintreten würde, hätte er nicht für möglich gehalten. Wie seine Landshuter Mit-Studierenden musste sich auch der 26-Jährige nun auf ein Digitalsemester einstellen. Eine Situation, die sich Kapustin nicht gewünscht hatte. „Ein Studium macht natürlich die Präsenz aus“, erklärt er. Nur so könne man sich mit den anderen Studierenden und den Dozierenden optimal austauschen.
Seine Kurse im Bereich „Electrical and Industrial Engineering“ konnte Kapustin im Sommersemester aber trotzdem größtenteils ohne große Einschränkungen fortsetzen. Das lag vor allem an der schnellen Reaktion der Hochschule. „Es wurde zügig auf einen Digitalbetrieb umgestellt, zum Beispiel in Form von gut funktionierenden Online-Plattformen.“ Schwierig gestaltete es sich laut Kapustin aber mit der Bücherausleihe. „Wenn man nicht vor Ort ist, stellt einen das vor große Herausforderungen.“
Im Juli kehrte der junge Russe schließlich nach Landshut zurück – seit eine Einreise wieder problemlos möglich war. Kapustin wollte noch ein Projekt an der Hochschule Landshut beenden und war froh, dass er zurückkommen durfte. „Das Leben hatte sich wieder einigermaßen normalisiert. An die Regelungen und Vorschriften haben sich die Menschen inzwischen gewohnt.“ Diese Tatsache imponiert Kapustin in Deutschland auch am meisten: die Disziplin, Regeln zu befolgen. „Nicht umsonst ist Deutschland bisher so gut durch die Krise gekommen.“ Mitte August endete das Auslandsjahr von Kapustin und der 26-Jährige kehrte zurück nach Russland.
Nach Corona war plötzlich alles anders
Amélie Lauvray (21) berichtet über ihr Auslandsjahr an der Hochschule Landshut. Für viele Studierenden ist ein Auslandssemester eine der schönsten und prägendsten Erfahrungen ihres ganzen Studiums. Aber wie fühlt es sich eigentlich an, weit weg von zu Hause zu studieren, wenn plötzliche eine Pandemie ausbricht, die die ganze Welt in Atem hält? Davon erzählen ausländische Studierende, die das Sommersemester in Landshut verbracht haben.
Amélie Lauvray kam im September 2019 aus Straßburg nach Landshut, um für zwei Semester Betriebswirtschaft zu studieren. Die 21-Jährige reiste zu einer Zeit nach Deutschland, wo es noch keine Anzeichen für eine weltweite Pandemie gab. „Erst gegen Ende Februar, Anfang März, war mir wirklich bewusst, was da auf uns zurollen könnte“, erklärt Lauvray. Die Französin war zu diesem Zeitpunkt zurück in Frankreich bei ihrer Familie, um die Semesterferien dort zu verbringen.
Von einem Tag auf den anderen schlossen die Grenzen
„Ich wollte aber pünktlich zum Semesterstart Anfang April zurück in Landshut sein“, erinnert sich die junge Französin. Nachdem sie die ersten Tage wieder in Niederbayern verbracht hatte, beschloss der französische Präsident Emanuel Macron, die Grenzen zu schließen. „Meine Familie wollte, dass ich schnellstmöglich zurückkomme“, erzählt Lauvray. „Also packte ich meine Sachen und fuhr zurück nach Frankreich.“ Die Entscheidung fiel der 21-Jährigen schwer. Niemand habe jedoch abzuschätzen können, wie lange die Situation so gefährlich sein würde und einen Lockdown wollte Lauvray nicht alleine in ihrer Studenten-Wohnung verbringen.
Wie fast alle Studentinnen und Studenten weltweit musste sich Lauvray plötzlich auf ein Digitalsemester umstellen, was sie vor besondere Herausforderungen stellte. „Es fiel mir oft nicht leicht, online dem Unterricht in Deutsch zu folgen“, sagt Lauvray. „Beim Präsenzunterricht klappte das besser. Komisch ist es auch, Gruppenpräsentationen abzuhalten, ohne die Kommilitoninnen und Kommilitonen wirklich um sich zu haben.“
Von der Umstellung vom Präsenz- zum Digitalbetrieb zeigt sich Lauvray aber nach wie vor begeistert. „Es war eine großartige Leistung der Hochschule, hier so schnell zu reagieren“, betont die Französin. „Alle Dozierenden passten sich an die Situation an und strukturierten die Lehrveranstaltungen neu. So hatten wir zum Beispiel kürzere Kurse und mehr Pausen, um wieder neue Energie zu tanken.“ Auch das International Office sei während der Corona-Zeit eine große Hilfe gewesen, so Lauvray. „Das Team war immer für uns ansprechbar und hielt regelmäßig Zoom-Konferenzen ab, um uns über die aktuelle Corona-Situation auf dem Laufenden zu halten“.
Für Lauvray war ihr Auslandsjahr, das im August endete, eine besondere Erfahrung. Während im Wintersemester noch alles ganz normal ablief, sorgte die Corona-Pandemie für ein bisher nie dagewesenes Sommersemester. Eine Erfahrung, die Lauvray so schnell nicht vergessen wird.
Ü b e r d i e H o c h s c h u l e L a n d s h u t :
Die Hochschule Landshut steht für exzellente Lehre, Weiterbildung und angewandte Forschung. Die sechs Fakultäten Betriebswirtschaft, Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen, Informatik, Interdisziplinäre Studien, Maschinenbau und Soziale Arbeit bieten über 30 Studiengänge an. Das Angebot ist klar auf aktuelle und künftige Anforderungen des Arbeitsmarktes ausgerichtet. Die rund 5.000 Studierenden profitieren vom Praxisbezug der Lehre, der individuellen Betreuung und der modernen technischen Ausstattung. Für Forschungseinrichtungen und Unternehmen bietet die Hochschule eine breite Palette an Projektthemen, die von wissenschaftlichen Fachkräften mit bestem Know-how betreut und umgesetzt werden. Über 118 Professorinnen und Professoren nehmen Aufgaben in Lehre und Forschung wahr.