Der im 11. Jahr amtierende Oberbürgermeister darf aus Altersgründen, weil über 65, im Herbst 2016 für eine dritte Amtszeit nicht mehr kandidieren. Die Frage aller Fragen: Will Hans Rampf, dass MdL und Stadtrat Helmut Radlmeier OB-Kandidat wird?
Helmut Radlmeier (48) ist nicht nur Stadtrat und Parteivorsitzender in Landshut Stadt, er ist seit Herbst 2013 auch direkt gewählter Abgeordneter im Bayerischen Landtag. Zu seinem Stimmkreis gehört auch der ganze Landkreis-Norden und die unmittelbaren Stadt-Umlandgemeinden. Wenn es nach den Medienberichten geht, hält Radlmeier x-mal mehr Versammlungen in den Gemeinden als andere Abgeordnete. Gleich am Tag nach der Kampf-Abstimmung am Dienstag, 19 Uhr, im Bernlochner um den CSU-Parteivorsitz, hält Radlmeier im Gasthaus Wild Haunwang, Gemeinde Eching eine Ortshauptversammlung.
Dort besteht die Chance, dass bei der nächsten Bürgermeisterwahl endlich mal ein CSU'ler das Rennen macht. Der amtierende Rathauschef Andreas Held (Freie Wählergemeinschaft) wird aus Altersgründen nicht mehr antreten. Eching gehört zu den Umlandgemeinden, die am stärksten wachsen. Die Gemeinde hat mit heute 3.800 Einwohnern Tiefenbach und Buch überflügelt. Eching hat auch über 1.200 örtliche Arbeitsplätze, vor allem im Gewerbegebiet des Ortsteils Weixerau. Eching ist längst nicht mehr nur das Möbelhaus Biller. In der Gemeinde befindet sich auch das prächtige Schloß Kronwinkl, wo die Familie von Preysing daheim ist.
Haunwang ist ein schmucker Ortsteil, der jedoch bereits unter dem Überflug von Flugzeugen leidet. Der Flughafeni ist ja nicht weit entfernt. Das Gasthaus (mit Hotelbetrieb) Wild ist bekannt für seine gute bodenständige Küche. Helmut Radlmeier wird dort ein leichtes Spiel haben bei der Ortshautpversammlung ,die um 19 Uhr beginnt.
Am Freitag, 27. März, ist um 15 Uhr Vollsitzung des Stadtrats. Dort sitzt MdL Radlmeier an der Seite von CSU-Fraktionschef Rudolf Schnur in der ersten Reihe. Rechts von Schnur sitzt Thomas Haslinger in seiner Eigenschaft als Fraktionsvorsitzender der Jungen Liste/BfL. Wiederum rechts von Haslinger sitzt FW-Fraktionschef Robert Mader und neben diesem die LM-Fraktionsvorsitzende Prof. Dr. Gabriele Goderbauer-Marchner. Neben dieser sitzt das Grüne Duo Stefan Gruber und Sigi Hagl (Fraktionsvorsitzende und ihr Stellv.) und schließlich ist in der ersten Reihe ganz recht vor der Pressebank noch der SPD-Fraktionschef Robert Gewies.
Am Samstag, 29. März, muß dann MdL Radlmeier zur CSU-Bezirksvorstandssitzung nach Winzer (Gasthaus zur Post). Um 10.30 Uhr folgt dort eine Konferenz der Mandatsträger.
Ja, wenn Radlmeier am Dienstag (24.3.) mit überwältigender Mehrheit (vor zwei Jahren waren es 89 Prozent, freilich ohne Gegenkandidaten) wieder als Landshuter Parteichef bestätigt wird, dann erwartet wohl die große Masse der 673 CSU-Mitglieder, dass er sich auch als OB-Kandidat zur Wahl des Nachfolgers von Oberbürgermeister Hans Rampf zur Verfügung stellt. Ja, Rampf wird seinen Parteifreund Radlmeier zur Wiederwahl vorschlagen und dies wohl auch begründen. Da wird man genau hinhören, ob er auch einen Hinweis in Sachen OB-Kandidatur andeutet.
Die anderen Landshuter Parteien schauen gespannt auf den Gährungsprozess innerhalb der C-Grupierungen.
Radlmeier ist im Herbst (Oktober) 2016, wenn die OB-Wahl ansteht, 50 Jahre alt. Seine dann wahrscheinliche Mitkonkurrentin aus dem CSU/LM-Lager ist dann sieben Jahre älter. Der dritte Bewerber mit Erfolgsaussichten ist Neu-Stadtrat Stefan Gruber von der Stadtratsfraktion der Grünen. Er ist bei der OB-Wahl 2016 erst 45 Jahre alt.
Dass ein OB-Kandidat schon im ersten Wahlgang über 50 Prozent erreicht, halten die meisten Insider für ausgeschlossen. Also kommt es zur Stichwahl zwischen jenen beiden Bewerbern, die die meisten Stimmen bekommen haben. Der CSU-Kandidat Radlmeier gilt dabei praktisch als gesetzt. Das Rennen um Platz zwei und damit um die Teilnahme an der Stichwahl gegen Kandidat Radlmeier entscheidet sich also zwischen der LM-Kandidatin (unterstützt von den Freien Wählern) und dem Kandidaten der Grünen, sicherlich unterstützt von einer breiten Bürgerinitative.
Interessant ist, alle drei, Radlmeier, Goderbauer-Marrchner und Gruber, sind stark bei den "Förderern" engagiert. Bei einer Stichwahl kommt es häufig zu Überraschungen. Ein Beispiel: Bei der OB-Wahl in Dachau (44.000 Einw.) gewann 2014 der erst 27-jährige SPD-Kandidat mit 54 Prozent die Stichwahl gegen den hoch favorisierten CSU-Kandidaten. Im ersten Wahlgang hatte der CSU-Mann mit 47 Prozent noch 20 Prozent Vorsprung vor dem SPD-Kandidaten.
Also nichts ist unmöglich bei der kommenden OB-Wahl. Auf alle Fälle bleiben der 2. Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner und der 3. Bürgermeister Erwin Schneck bis 2020 im Amt. Viele hoffen, dass der künftige neue Oberbürgemeister im Jahr 2020 dann endlich wieder die OB-Wahl mit der Stadtratswahl zusammenführt. Würde bedeuten, dass der neue OB zur Stadtratswahl 2020 zurücktreten müsste, um sich sogleich wieder als OB-Kandidat zu bewerben. 1966 fand zuletzt eine gemeinsame Wahl von Oberbürgermeister (damals Albin Lang) und Stadtrat (die SPD wurde mit 20 Sitzen stärkste Fraktion) statt.
Im Herbst 2017 findet die nächste Bundestagswahl statt. 2008 dann die Lantagwahl, wo es bei der CSU einen neuen Spitzenkandidaten geben wird. Horst Seehofer (65) hat erklärt, nicht mehr anzutreten. Wird Helmut Radlmeier neuer Oberbürgermeister, gibt es aus den Reihen der Landshuter CSU für 2018 einen neuen Landtagskandidaten. Da wird sich wohl auch Thomas Haslinger, dann 31 und geschmückt mit einem Doktortitel, bewerben.
Im übrigen rein finanziell ist die Vergütung eines Landtagbgeordneten nicht weit weg von der eines Oberbürgermeisters. /hs