Ergoldsbach - pm (20.09.2020) In Bayern befinden sich 54 % des Waldes in Privatbesitz, verteilt auf ca. 700.000 Waldbesitzer. Welche Probleme und Herausforderungen diese Waldbesitzer derzeit umtreiben, schilderte der Unterdörnbacher Kleinwaldbesitzer Sepp Veitl den Grünen aus dem Landkreis bei einer Waldbegehung. Mit dabei waren der Bundestagsabgeordnete Erhard Grundl (3.v.re.) und die Landtagsabgeordnete Rosi Steinberger (2.v.re.).
Zusammen mit interessierten Ortsgrünen ging es in Veitls Waldgrundstück oberhalb Oberdörnbach. Veitl betreibt bereits seit Jahren aktiv den Waldumbau, hin zum klimaverträglicheren Mischwald. Der Borkenkäfer befällt auch seine Fichten immer öfter, da die Trockenheit der letzten Jahre die Bäume noch angreifbarer für den Käfer werden ließ. „Wer jetzt noch Fichten pflanzt ist für die Zukunft schlecht beraten.“, so Veitl.
Marktgemeinderätin Susanne Geldner wollte wissen, welche Bäume denn nun alternativ gepflanzt würden: Hainbuche, Tanne, Wildkirsche, Rotbuche oder Ahorn seien gut verträgliche Bäume, die für die Herausforderungen der kommenden Jahre gerüstet sind, sagte Veitl. Am besten setze man auf Naturverjüngung. Wenn es genug Altbäume gibt, erneuere sich der Wald von selbst, wenn man die jungen Ableger anfangs vor Wildverbiss schützt und für guten Lichteinfall alte Bäume auslichtet.
Rosi Steinberger sprach die Förderung für Kleinwaldbesitzer an. Veitl plädierte für eine praxisnähere Förderung, die auf mehr Kompetenzen der örtlichen Förster basiere. Es sei auch hier an der Zeit, schnell neue Wege zu gehen, denn die Schäden in den bayerischen Wäldern seien nicht mehr übersehbar und Bäume brauchten ja schließlich auch noch Zeit zu wachsen. Veitl spekulierte weiter: „Der Waldumbau würde sich viel schneller umsetzen lassen, wenn uns Waldbesitzern jährlich pro Hektar Wald ein Kontingent an Laubbäumen von staatlicher Hand zur Verfügung gestellt würde“. So kämen Förderungen tatsächlich auch bei den Kleinwaldbesitzern an und es kämen schnell klimaverträgliche Bäume in unsere Wälder. Und wer dennoch Fichten pflanzen will, muss sie sich eben selbst kaufen.
Auch MdB Grundl weiß um die Trägheit dieses Systems und verlangte u.a. bei den Staatsforsten ein Umdenken: „Die Ökonomisierung unserer Wälder muss dringend rückgängig gemacht werden, da genau durch diesen Finanzdruck weiterhin zwischen 60 - 80% Fichten gepflanzt werden.“ Kleinwaldbesitzer Veitl wünscht sich ein Umdenken und die Besinnung auf die Wertigkeit des Rohstoffs Holz, der sich natürlich auch im Preis niederschlagen müsse. „Wenn sich die Wochenend- und Herzblutarbeit der Kleinwaldbesitzer auch wieder lohnt, dann kann zusammen sicher etwas Gutes erreicht werden.“
Im Bild oben. Wie sieht der Wald der Zukunft aus – Erhard Grundl, MdB (3.v.r.) diskutiert diese Frage zusammen mit Rosi Steinberger, MdL (2.v.r) und den grünen Gemeinderäten aus Ergoldsbach Susanne Geldner (rechts) und Neufahrn Martin Seeanner (Mitte).