„Auch wenn der Arbeitsmarkt weiterhin als sehr robust einzuschätzen ist und der Anstieg der Arbeitslosigkeit im August überwiegend durch die Urlaubszeit und der damit traditionell verbundenen Sommerflaute in vielen Betrieben verursacht wurde, gibt es seit Monaten eine rückläufige Dynamik.
Diese ist gerade auch auf dem Arbeitsmarkt spürbar. Das geht zum einen mit einer erhöhten Arbeitslosenzahl und zum anderen mit einer geringeren Arbeitskräftenachfrage einher", so Thekla Schlör, Leiterin der Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist im Berichtsmonat jahreszeitüblich bei den Jüngeren unter 25 Jahren mit einem Anstieg im Vergleich zum Vormonat mit 34 Prozent am stärksten ausgefallen. Das liegt daran, dass sich insbesondere junge Menschen nach Beendigung der Schule oder der
Ausbildung arbeitslos gemeldet haben. Bei vielen von ihnen steht jedoch der weitere Weg bereits fest: Der Besuch einer weiterführenden Schule ab Mitte September oder die Aufnahme eines Studiums. Andere haben eine Anschlussbeschäftigung in Aussicht, so dass auch diese in Kürze ihre Arbeitslosigkeit wieder beenden können.
Bei denjenigen, die bisher noch ohne konkrete Perspektive sind, wird die Arbeitssuche intensiv unterstützt. „Nicht jede/r Arbeitslose, den wir betreuen, verfügt über einen Berufsabschluss. A ktuell sind im Bezirk der Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen etwas mehr als 650 Personen arbeitslos gemeldet, die zwischen 25 und 35 Jahre alt sind und keine Berufsausbildung haben. Eine fehlende Ausbildung erschwert die Vermittlungsarbeit. Das Risiko, immer wieder arbeitslos zu werden, ist für diese Personengruppe besonders hoch. Aus diesem Grund haben wir derzeit insbesondere diese jungen Erwachsenen im Blick. Wir versuchen, hier gemeinsam mit ihnen, den Weg zu einem Berufsabschluss zu ebnen.
Das ist für die Betroffenen nicht immer einfach, da die finanzielle Situation während der Aus- oder Weiterbildung in der Regel schwieriger ist als während einer Beschäftigung.
Sich hiervon abschrecken zu lassen, ist allerdings kurzfristig gedacht. Mit zunehmendem Alter wird es, gerade ohne Ausbildung, immer schwieriger, wieder eine Arbeit zu finden. Durch den Berufsabschluss eröffnen sich neue Chancen, um die persönliche und berufliche Perspektive dauerhaft zu verbessern ", so Thekla Schlör.
Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des zunehmenden Fachkräftebedarfs wird es immer wichtiger, dieses Potential an Arbeitskräften zu mobilisieren. Nach Studien des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) werden künftig besonders gut ausgebildete Krä fte mit abgeschlossener Berufsausbildung gefragt sein. Gleichzeitig sinkt der Bedarf im Bereich der einfachen Tätigkeiten weiter. Damit besteht die Gefahr einer Spaltung des Arbeitsmarkts mit ungedeckten Fachkräftebedarfen bei den mittleren und höheren Qualifikationen auf der einen Seite und einer weiteren Verschlechterung der Erwerbschancen bei den Menschen ohne Berufsabschluss.
Regional 6333 freie Arbeitsstellen gemeldet
Seit Jahresbeginn wurden der Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen von Betrieben in der Region 6.333 Arbeitsstellen gemeldet. Allein im Berichtsmonat wurden knapp 1000 Stellen neu angezeigt. Das waren damit 115 bzw. 13,5 Prozent mehr als im Juli. Insgesamt hatte die Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen im August 2.134 Stellen im Bestand.
Beim Stellenbestand ist ein Minus von 10 Prozent im Vorjahresvergleich und beim Zugang seit Jahresbeginn ein Minus von knapp 13 Prozent festzustellen.
Besonders gesucht werden Arbeitskräfte im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung (578), im verarbeitenden Gewerbe (310), im Bereich Handel (250), im Baugewerbe (222), im Gesundheits- und Sozialwesen (195), im Gastgewerbe (116) sowie im Dienstleistungsbereich (112).
Von den 2.134 Stellen im Bestand sind 2.005 sozialversicherungspflichte Arbeitsstellen, von denen wiederum 1.734 unbefristet zu besetzen sind.
Arbeitslosenquoten in Landshut Stadt und den drei Landkreisen
In allen Gebietskörperschäften des Agenturbezirks Landshut-Pfarrkirchen ist die Arbeitslosigkeit im August angestiegen.
In der Stadt Landshut stieg die Arbeitslosenquote von 4,7 auf 4,8 Prozent, die Zahl der Arbeitslosen hat sich von 1.655 au f 1.685 leicht erhöht. Im August letzten Jahres waren 1.638 Personen in der Stadt Landshut arbeitslos, die Arbeitslosenquote betrug ebenfalls 4,8 Prozent.
Im Landkreis Landshut ist die Arbeitslosigkeit von 2.031 auf 2.202 Männer und Frauen gestiegen. Die Arbeitslosenquote beträgt 2,6 Prozent (Vormonat 2,4 Prozent, Vorjahr 2,4 Prozent).
Im Landkreis Rottal-Inn ist die Arbeitslosenquote gegenüber Juli von 3 auf 3,2 Prozent gestiegen. Im Vorjahresmonat betrug sie 3 Prozent.
Auch im Landkreis Dingolfing-Landau ist die Arbeitslosenquote im August gestiegen. Sie beträgt 2,5 Prozent, im Vormonat lag sie bei 2,4 Prozent und im Vorjahresmonat bei 2,3 Prozent.
Ausbildungsstellenmarkt: Viele attraktive Angebote
Auch im Berichtsjahr 2012/2013 sind wieder mehr Berufsausbildungsstellen als Bewerber gemeldet. Aktuell sind im Bezirk der Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen noch 787 von 3.548 gemeldeten Ausbildungsstellen unbesetzt. Gleichzeitig suchen von den ursprünglich 2.653 noch 205 Jugendliche mit Hilfe der Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen eine Lehrstelle. Damit kommen rein rechnerisch auf einen unversorgten Bewerber 3,8 Ausbildungsstellen. „So gut war die Situation aus Sicht der Jugendlichen noch nie zuvor.
Ich wünsche mir, dass in diesem Jahr alle ausbildungsreifen Jugendlichen eine Ausbildungsstelle finden. Wenn nicht jetzt, wann dann?", so Thekla Schlör.
Unter denjenigen jungen Menschen, die noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, sind besondere Präferenzen zu finden fürAusbildungsverhältnisse als Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Kfz-Mechatroniker-Pkw-Technik, als Verkäufer/in, als Bürokaufmann/frau, als Medizini-sche/-r Fachangestellte/-r, Fahrzeuglackierer/-in, Koch/Köchin, Fachkraft Lagerlogistik, Kaufmann/-frau für Bürokommunikation, Metallbauer-Konstruktionstechnik.
Bei den noch unbesetzten Ausbildungsstellen sind in größerer Anzahl noch Stellen als Verkäu-fer/-innen, Fachverkäufer/-innen imLebensmittelhandwerk, Bäcker/-in, Koch/Köchin, Metall-bauer/-in Konstruktionstechnik, Fleischer/-in, Hotelfachmann/-frau, und Tischler. Darüber hinaus gibt es noch über 450 offene Ausbildungsstellen in anderen absolut attraktiven Berufen.
Oft sind beim Berufswunsch Kompromisse nötig
Obwohl die angebotenen und gesuchten Berufe teilweise übereinstimmen, tun sich einige Jugendliche bei der Stellensuche schwer. Das liegt manchmal am Berufswunsch oder der Entfernung vom Wohnort zum Ausbildungsplatz. Bewerber fallen aber auch durchs Raster, weil sie den Schulabschluss oder die geforderten Noten nicht haben. „Mein Appell an Jugendliche und Betriebe ist es, die nächsten Wochen zu nutzen, um doch noch zueinander zu finden. Die Agentur für Arbeit unterstützt Jugendliche und Arbeitgeber gerne. Auch wenn vielleicht der eine oder die andere von den Schulnoten her auf den ersten Blick nicht dem Traumazubi entspricht, können vielleicht andere Fähigkeiten überzeugen. Damit es dann auch in der Berufsschule klappt, kann die Agentur für Arbeit eine Art Nachhilfe, die sogenannten ausbildungsbegleitenden Hilfen, für die Betroffenen anbieten, " so Thekla Schlör.
Die Agentur für Arbeit wird in den nächsten Wochen durch Nachvermittlungsaktionen den Abschluss weiterer Ausbildungsverträge unterstützen.
Für den einen oder anderen Arbeitgeber, der bisher noch keinen passenden Auszubildenden gefunden hat, wäre eine Option die Ausbildungsstelle mit einem jüngeren Erwachsenen, der noch keinen Berufsabschluss hat, zu besetzen. Das kann durchaus eine Alternative darstellen vor dem Hintergrund der rückläufigen Bewerberzahlen.