Unterstützung für unverzichtbare Arbeit im Kampf gegen häusliche Gewalt und zum Schutz der Opfer durch Rosi Steinberger (Mitte).
Landshut - pm (22.09.2020) Als Zeichen der Solidarität in der Corona-Pandemie verzichten die Abgeordneten des Bayerischen Landtags ab dem ersten Juli 2020 für ein Jahr auf die Diätenerhöhung von 212 Euro pro Monat und spenden diese Summe an gemeinnützige Organisationen oder Projekte. Für Rosi Steinberger, Landtagsabgeordnete der Grünen, war sofort klar, an welche Einrichtung ihre Spende gehen soll.
"Gerne unterstütze ich die Landshuter Frauenhäuser. Sie leisten unverzichtbare Arbeit im Kampf gegen häusliche Gewalt und zum Schutz der Opfer", so Steinberger. Bei der Spendenübergabe an die Leiterinnen der Frauenhäuser, Angelika Hirsch und Gabriele Unverdorben, wollte sie natürlich wissen, wie sich die Arbeit unter Corona Bedingungen gestaltet.
"Das bedeutet für uns schon einen erheblichen Mehraufwand", erklärte die Leiterin des Caritas Frauenhauses Gabriele Unverdorben. "Da Gruppenangebote zeitweise wegfielen, mussten mehr Einzelgespräche stattfinden und die Betreuung traumatisierter Frauen und Kinder auf Distanz ist eine echte Herausforderung. Auch viele Antragstellungen z. B. auf Gewaltschutz konnten nicht mehr persönlich stattfinden, dadurch wurde die Unterstützung durch unsere Mitarbeiterinnen wesentlich umfangreicher."
Angelika Hirsch vom AWO-Frauenhaus bedauert, dass gerade die schönen Erlebnisse, wie gemeinsame Ausflüge oder Feiern mit den Kindern, derzeit unmöglich sind. Gerade diese Erlebnisse sind maßgeblich für die psychosoziale Stabilisierung und den Aufbau des Selbstwertgefühls. "Zudem können wir keine Informations- und Präventionsmaßnahmen in Schulen und bei Vernetzungspartnern*innen durchführen. "Wie sich das langfristig auswirkt, können wir heute noch gar nicht einschätzen", so Hirsch. Auch Treffen mit den Ehrenamtlichen und Ehemaligen mussten in den letzten Monaten entfallen. Dennoch war die Unterstützung und das Engagement durch die Ehrenamtlichen sehr groß.
Die Frauenhausleiterinnen berichten, dass es auch positive Auswirkungen auf ihre Arbeit durch Corona gibt. Einige Anträge und Erledigungen können jetzt online erledigt werden, wozu früher etliche Behördengänge notwendig waren. Die technische Ausstattung der Frauenhäuser wurde modernisiert. Auch eine Online Beratung wird gegen Ende des Jahres eingerichtet. Sehr glücklich sind die beiden Leiterinnen über fünf zusätzliche Plätze, die nach Abschluss der Erweiterungsmaßnahmen angeboten werden können, sowie über das Projekt "Second Stage". Dieses Projekt ermöglicht Frauen, die keinen unmittelbaren Schutz und nur noch wenig Betreuung brauchen, den stufenweisen Übergang in ein eigenständiges Leben. So verkürzt sich der Aufenthalt im Frauenhaus und die Plätze können schneller wieder an andere Hilfesuchende vergeben werden.
Doch es besteht auch weiterhin Handlungsbedarf. So fehlen zum Beispiel geeignete Wohn- und Schutzmöglichkeiten für stark traumatisierte oder psychisch kranke Frauen und deren Kinder. Hier wären Einrichtungen mit Rund-um-die-Uhr-Betreuung und Fachärztlicher Anbindung notwendig. Angelika Hirsch hat darüber hinaus noch einen persönlichen Wunsch. Politiker*innen sollten wieder häufiger für einen begrenzten Zeitraum den Alltag in sozialen Einrichtungen oder Pflegeeinrichtungen begleiten. "Das erweitert enorm die Sichtweise und das Verständnis für die Bedürfnisse und Nöte der Betroffenen".