Lieber Herr Putz, die FDP ist ja nicht deswegen beim Wähler unten durch, weil sie einen anderen MwSt.-Satz für Übernachtungen eingeführt hat. Das Umsatzsteuerrecht birgt manche Ungereimtheit und wenn die Grünen im Jahr 2008 hier eine Änderung vorgeschlagen haben, dann sicher wohl begründet. Als die FDP dann ab 2009 für andere Steuersätze bei Übernachtungen eintrat, hatten die Wähler allerdings den Eindruck, eine großzügige Parteispende der Firma „Mövenpick“ sei die eigentliche Triebkraft gewesen. Wir Grüne haben schon manche Steuervorschläge gemacht. Zuletzt konnten wir damit bei den Wählern nicht groß punkten. Aber in dem Ruch, mit pikanten Methoden und gesteuert von Parteispenden Klientelpolitik zu machen, stehen wir nicht. Sie sind doch ein kluger Kopf. Sie kennen alle Wahlniederlagen der FDP seit 2009 und die Aussage von Wolfgang Kubicki, dass die FDP als Marke „verschissen“ habe. Und Sie kennen alle Wahlergebnisse der Grünen in den letzten Jahren. Wenn Sie daran basteln, als Markenkern der hiesigen FDP das „Grünen-Bashing“ zu installieren, dann haben Sie die falsche Strategie gewählt. Mit einer Wählerwanderung von Grün zu Gelb ist nicht zu rechnen. Die Ideologie des Liberalismus war in Deutschland lange Jahre sehr erfolgreich. Sie wurde von bedeutenden Persönlichkeiten wie Burkhard Hirsch, Gerhard Baum oder Hildegard Hamm-Brücher getragen. Daran sollten Sie sich erinnern und zu Ihren Wurzeln zurück kehren, um die Partei von dort aus zu erneuern. Frei von Zwängen und Kontrolle zu sein, darf nicht bloß für die Wirtschaft gelten. Es ist das Recht aller Bürger. In der französischen Revolution Ende des 18-ten Jahrhunderts lautete die Parole : Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Alle sollten gleich sein. Alle frei. Und damit das Ganze nicht auseinander driftet, wurde die Brüderlichkeit als sozialer Kitt hinzu gefügt. Stattdessen hatte die FDP nur Brüderle zu bieten. Wenn sie nicht im reinen Wirtschaftsliberalismus dahin siechen will, muss ein Umdenken her. Sonst „wird das nix“, wie mein Freund Frank Steinberger zurecht sagt. - Gez. Michael Vogt, Aham