.München - pm (18.06.2020) „Ein Wumms ist das neue Konjunkturpaket – ja, das stimmt. Mit einem heftigen Knall fordert es von den Unternehmerinnen und Unternehmern einen Bürokratieaufwand mitten in der Wiederaufbauarbeit – ein Aufwand, der viele ratlos zurücklässt und zum bürokratischen Irrsinn wird.“, so war die Einschätzung von Gabriele Sehorz, Präsidentin des Bund der Selbständigen, zum Konjunkturpaket der Bundesregierung.
Das dies auch der weitüberwiegende Teil der BDS Mitglieder so sehen, hat der Verband jetzt eine Petition gestartet.
Zur Petition: www.openpetition.de/!mehrwertsteuer
Grundlage hierfür ist eine verbandsinterne Umfrage. Auf die Frage, ob positive Effekte durch die Mehrwertsteuersenkung zu erwarten sind, antworteten drei Viertel (76,2 Prozent) mit „Nein“. Auch die erhoffte Umsatzsteigerung für die Monate Juli bis Dezember sehen die Unternehmerinnen und Unternehmer nicht kommen. Hier gehen 88,9 Prozent davon aus, dass sie keine Umsatzsteigerung in ihren Betrieben erleben werden. Die Mehrheit möchte die Steuersenkung an ihre Kunden weiter geben.
Was den Konsumenten freut, führt unweigerlich zu tausenden von Fallstricken in der steuerlichen Behandlung und kaum ein Verbraucher ahnt, was hinter der hoffentlich gut gemeinten Mehrwertsteuersenkung steckt. Hiermüsse auch die Öffentlichkeit aufgeklärt werden, die Mehrwertsteuersenkung sei „mehr Bürokratiebumerang als ein wirklicher Befreiungsschlag“, sagte Verbandssprecher Thomas Perzl und ergänzt: „Die Ankündigung als auch die Senkung an sich, werden nun im Galopp vollzogen, da ist es schwer einen schnellen Protest zu organisieren. Grundsätzlich sind wir aber mit dem Anlaufen unserer Petition zufrieden.“
Zur Blitzumfrage
Über 76,0 Prozent sehen durch die Senkung negative Folgen auf sich zukommen. Allen voran einen Mehraufwand bei der Abrechnung (62,5 Prozent), gefolgt von einem Mehrauswand für die Mitarbeiter bei der Umsetzung (46,2 Prozent), erhöhte Kundenrückfragen auf Grund von Abrechnungsabgrenzung - Beispiel Anzahlung oder Schlussrechnung - (40,9 Prozent). Besonders besorgniserregend ist es, dass jedes dritte Unternehmen (33,7 Prozent) eine Haftungsproblematik befürchtet, da es durch die temporäre Änderung zu einer falschen beziehungsweise unberechtigt ausgewiesenen Mehrwertsteuer kommen könnte. Auch eine fehlerafte technische Umsetzung befürchten immerhin 32,5 Prozent. 16,5 Prozent sind der Meinung, dass dadurch lediglich Umsätze verschoben werden und 13,6 Prozent befürchten durch die angekündigte Senkung einen weiteren Umsatzeinbruch im Juni. Und schließlich gehen 13,5 Prozent von einem verminderten Kaufinteresse im ersten Quartal 2021 aus.
Die befragten Selbständigen gliedern sich in: 5,0 Prozent Industrie, 25,2 Prozent Handwerk, 5,6 Prozent Bauwirtschaft, 22,3 Prozent Handel, 8,4 Prozent Tourismus/Gastronomie, 22,6 Prozent Dienstleistung (außer Tourismus/Gastronomie) und 11,0 Prozent freiberuflich Tätige.
In weniger als 15 Stunden haben sich in der Umfrage 1.552 Unternehmerinnen und Unternehmer zurückgemeldet.