"Die Landkreis-Partnerschaft hat dem Freundeskreis Landshut-Nowosibirsk viel zu verdanken", so Landrat Josef Eppeneder in seiner Laudatio. Am Dienstagabend wurde im Gasthaus Vilser, Altfrauhofen, Helmut Wimmer zum Ehrenvorsitzenden des Vereins ernannt.
Bei den Neuwahlen im November war Gabriele Becker zur Vorsitzenden gewählt worden, nachdem Wimmer schon vor drei Jahren angekündigt hatte, das Amt in „jüngere Hände" zu geben.
Seit der Vereinsgründung 1997 sei Wimmer der Vorsitzende und der Motor des Freundeskreises gewesen. Es seien Brücken geschlagen worden, die die Menschen zwischen dem fernen Sibirien und dem Landkreis Landshut verbunden hätten, so der Landrat. Mit 27 Mitgliedern habe man 1997 begonnen, nun zähle der Verein fast 150 Mitglieder, blickte Eppeneder auf die Erfolgsgeschichte des Freundeskreises zurück. Und wie herzlich die Verbundenheit der Mitglieder untereinander sei, zeige die Tatsache, dass sich zu diesem Ehrenabend fast die Hälfte der Mitglieder in Altfraunhofen eingefunden hatte. Stellvertretender Vorsitzender Arno Wolf konnte – in Vertretung für die erkrankte Vorsitzende Gabriele Becker – eine Vielzahl von Bürgermeistern und Kreisräten begrüßen, unter ihnen auch die örtliche Bürgermeisterin Katharina Rottenwallner und die stellvertretenden Landräte Josef Haselbeck und Daniel Sporer.
Der riesige Bahnhof der 6500 km entfernten Großstadt Novosibirsk. Die Fahrt mit der russischen Eisenbahn ist im Vergleich zur deutschen Bundesbahn spottbillig.
Partnerschaft über die Grenzen hinaus bekannt
Auch das russische Generalkonsulat hatte mit dem Vizekonsul Mikhail Melekh einen Vertreter nach Altfraunhofen entsandt. Melekh, der erst seit einem Jahr am Konsulat in Deutschland ist, erzählte eine Anekdote aus Diplomatenkreisen: Er habe von seiner Versetzung nach München erfahren und habe sich im Konsulat in Berlin bei einem befreundeten russischen Diplomaten erkundigt, wie es denn „in Bayern so sei". Und ob es kommunale Partnerschaften gebe. Der Diplomat in Berlin habe geantwortet, dass es die Partnerschaft zwischen Landshut und Nowosibirsk gebe. „Gibt es noch irgendwelche anderen?" habe Melekh gefragt und als Antwort bekommen: „Ja, irgendwelche gibt es noch".
Landrat dankt Agnes und Helmut Wimmer
Landrat Josef Eppeneder bedankte sich – auch im Namen des Landkreises Landshut – bei Agnes Wimmer. Als Ehefrau habe sie das Engagement ihres Mannes stets unterstützt. Er wünschte Helmut Wimmer noch viele weitere Jahre Herzblut bei der Arbeit im Freundeskreis als stellvertretender Vorsitzender.
Arno Wolf verlas die von Alfons Engl gestaltete Ernennungsurkunde und überreichte sie zusammen mit Vorstandsmitglied Ruth Müller an Helmut Wimmer.
Die Taiga-Melodie aus Dr. Schiwago, virtuos dargeboten von Vorstandsmitglied Valerian Thielicke auf der Geige, lieferte auch den passenden musikalischen Rahmen. Thielicke spielte an diesem Abend mehrere bekannte russische Melodien, wie beispielsweise die „Wolgabootsleute" zur Unterhaltung der Gäste.
Der Ehrenvorsitzende: "Glücksgefühl der Freiheit verspürt"
Sichtlich gerührt bedankte sich Wimmer für die Ehre, die ihm zuteil wurde. Seine Generation sei vom „Kalten Krieg" geprägt gewesen. Eine Reise nach Berlin in den 1960er Jahren habe ihm das geteilte Deutschland deutlich gemacht. Am Bahnhof von Bayerisch Eisenstein schien es, als sei die Welt am Stacheldraht zu Ende. Und dann ergab sich über die Firma Samen Maier 1989 der Kontakt nach Sibirien. Damals habe er „das Glücksgefühl der Freiheit verspürt". Auch an die ersten Begegnungen in Nowosibirsk, tief im russischen Riesenreich erinnere er sich noch heute: Stets wurde die Gruppe von der Polizei und dem KGB begleitet. Und doch kam es zu einem Zusammentreffen mit Russlanddeutschen, die deutsche Lieder sangen, das habe ihn bewegt. Mit dem Wunsch aus Nowosibirsker Seite nach einer Partnerschaft war die Sehnsucht aus Sibrien verbunden, ein Fenster in den Westen zu haben, so Wimmer.
Mit russisichen Melodien erfreute das jüngste Mitglied des Freundeskreises, Valerian Thielicke (20) aus Tiefenbach, die Teilnehmer des Ehrenabends.
Freundschaft über 6.500 km Entfernung
Die Partnerschaft wurde 1991 im Kreistag von Landshut besiegelt, so recht wußte niemand, wie es nun mit dem 6.500 Kilometer entfernten Partnerlandkreis weitergehen sollte. Erst als 1997 der Freundeskreis gegründet wurde und die Vorstandsmitglieder mit Einfallsreichtum, Kreativität und viel Engagement Projekte entwickelten, wurde der Partnerschaft Leben eingehaucht. Die vielen Begegnungen, die stattgefunden hätten, seien für jeden Reiseteilnehmer, Hospitanten oder die Gasteltern eine bereichernde Erfahrung gewesen, so Wimmer. Für die Zukunft wünschte sich Wimmer allerdings, dass sich der Landkreis mehr mit seiner Partnerschaft identifizieren solle, wie es in anderen Kommunen selbstverständlich sei. Das große Potential von Wirtschaftskraft, Bodenschätzen und Manpower in Sibiren könnte in den Zeiten der Globalisierung auch manchem aus unserem Land zu einer Weiterentwicklung seiner Existenz verhelfen. Vehement sprach er sich dafür aus, dass am neuen Landkreis-Gymnasium Russisch zumindest als Wahlfach angeboten werden solle.
Gemeinsam mit seinem Vorstandsteam, den Mitgliedern und vielen Unterstützern durch Kommunen, Verbände und Institutionen konnte er in den letzten 15 Jahren viel erreichen. Die Partnerschaft ist es wert, weiter ausgebaut und unterstützt zu werden, so Wimmer. Mit einem russischen Sprichwort bedankte sich Wimmer für die Auszeichnung: „Freunde zu finden ist leicht, sie zu behalten ist schwer".
Im Bild ganz oben: Die Überreichung der Ehrenurkunde. Von links Landrat Josef Eppeneder, Agnes und Helmut Wimmer, Arno Wolf, Vizekonsul Mikhail Melekh und Ruth Müller.