Tiefenbach: Die Landshuter Vorstadtgemeinde gehört zu den beliebtesten Zuzugsgemeinden rund um Landshut. Die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde haben im Schnitt ein weit überdurchschnittlich hohes Pro-Kopf-Einkommen. Die Gemeinde ist praktisch schuldenfrei. Das beherrschende Thema an den Stammtischen ist jedoch seit Jahren der Streit um einen Rathaus-Neubau und um das Dorfwirtshaus.
Dieses ehrgeizige Milllionen-Projekt soll in der Tiefenbacher Ortsmitte realisiert werden. Eine Bürgerinitiative setzt sich wiederum für den Erhalt des Dorfwirtshauses ein. Heute, flatterte den Gemeindebürgern die Mitteilung des Tiefenbacher Bürgerforums und des SPD-Ortsvereins ins Haus, in dem ein Bürgerentscheid gegen den Bau eines neuen Zwei-Milionen-Rathauses angekündigt wird.
Am Samstag, 9. Februar, wird an Infoständen in Tiefenbach und Ast eine Unterschriftenaktion gestartet. Vorsitzender des Neuen Bürgerforums ist Gemeinderat Oliver Kapser (Bild oben), der wohl 2014 erneut zum Bürgermeister kandidieren wird. Vorsitzender der Tiefenbacher SPD ist in der Nachfolge von Gemeinderat Martin Hobmeier der erst 20-jährige Student Valerian Thielicke. Beide haben die Postwurfsendung unterzeichnet.
Hier, im Anschluß an das mittlerweile leerstehende Gast- wirtschaft zum Tie- fenbach soll die neue Tiefenbacher Ortsmitte samt dem heftig umstrittenen Rathausneubau usw. entstehen.
Mit dem Bürgerenscheid soll zunächst verhindert werden, dass Bürgermeister Georg Strasser (CSU, daheim im Ortsteil Ast), einen Vertrag mit einem Architekturbüro unterzeichnet, das den Rathausneubau begleiten soll. Kapser und Thielicke warnen vor einem "Alleingang" des Rathauschefs und vor möglichen Ersatzforderungen von Seiten des Architekturbüros, falls der Rathausbau nicht realisiert wird.
Die Gegner argumentieren, dass vor wenigen Jahren das bisherige Rathaus erst für Hunderttausende von Euro komplett energetisch saniert und modernisiert worden sei incl. behindertengerechte Zuwegung. Schon Strassers Vor-Vorgänger Georg Schmerbeck (Freie Wählergemeinschaft, Inhaber der Tiefenbacher Druckerei) hat vor der Bürgemeister-Wahl 2008 die Neugestaltung der Tiefenbacher Ortsmitte (im Anschluß an das noch stehende Wirtshaus) samt Seniorenwohnanlage usw. vorangetrieben. Ein privater Investor, der nie genannt wurde, sollte das Millionen-Projekt realisieren. Schmerbecks Nachfolger wurde in einer Stichwahl gegen Oliver Kapser der Obergoldinger Bauunternehmer Hans Beck (ebenfalls Freie Wählergemeinschaft). Dieser starb jedoch bereits im fünften Monat seiner Amtszeit. Daraufhin wurde am 30. Novenber 2008 Georg Strasser (CSU) zum Bürgermeister gewählt.
Die Neugestaltung der Tiefenbacher Ortsmitte wurde jetzt völlig neu aufgerollt. Ein sehr gut besuchter ganztägiger Bürger-Workshop wurde arrangiert. Ein Architekten-Wettbewerb folgte. Plötzlich stand die Frage nach einem Neubau eines Rathauses eben in dieser Ortsmitte im Mittelpunkt des Interesses. Gleichzeitig sollte das bestehende Gasthaus zum Tiefenbach, das der Gemeinde gehört, aber seit einigen Jahren ohne Pächter ist, abgerissen werden. Dagegen stemmt sich wiederum eine Bürgerinitiative mit Unterschriften pro Erhalt des Dorwirtshauses.
für 2014 Gemeinsamer Bürgerforum/SPD-Bürgermeisterkandidat
Jetzt sollen also die Bürgerinnen und Bürger selbst im Rahmen eines Bürgerentscheids für Klarheit sorgen. Neu ist dabei die neue Koalition von Bürgerforum und SPD-Ortsverein. Wie es heißt, wollen beide auch einen gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten für die Wahl am 16. März 2014 aufstellen. Das Neue Bürgerforum schaffte bei der Wahl 2008 auf Anhieb immerhin vier Gemeinderäte. Die SPD ist mit zwei Sitzen vertreten.
Im Ortsteil Tiefenbach leben und wohnen die meisten der aktuell 3650 Gemeindebürger. Notfalls könnte dieser Gemeindeteil, wo das Rathaus steht, und wo sich das Gewerbegebiet mit dem größten Steuerzahler (MINITÜB) befindet, sogar wieder eine völlig eigenständige Gemeinde werden. Tiefenbach und der zweitgrößte Ortsteil Ast haben jeweils eigenständige Sportvereine und Feuerwehren. Für Zuzügler ist der Ortsteil Tiefenbach nicht zuletzt deshalt attraktiver, weil er - im Gegensatz zu Ast - nicht ständig von Flugzeugen überflogen wird und weil er direkt an der B 11 liegt, nur sechs Kilometer von Landshut entfernt. /hs