Aus den jüngsten Presseerklärungen von Landrat Peter Dreier und Landshuts Oberbürgermeister Hans Rampf klingt es deutlich heraus, dass beide an einer Weiterführung der Autobahn B15 neu südlich der A 92 festhalten wollen, weil sie sich dadurch die Lösung des hausgemachten Landshuter Ziel- und Quellverkehrs erhoffen. Das ist eine Vorwegnahme des Ergebnisses des Dialogforums und zudem wenig zielführend.
Wenig zielführend, weil es sich bei der Autobahn um eine Bundesfernstraße handelt, die noch dazu in zehn Kilometer Entfernung von Landshut die Isar queren soll. Damit ist eine Entlastung innerstädtischen Verkehrs minimal, was sich auch bei den beauftragten Verkehrsuntersuchungen der insgesamt 10 Entlastungsstraßenvarianten zeigen dürfte, welche die Teilnehmer des Landshuter Dialogforums zur Prüfung in Auftrag gegeben haben.
Für die nächste Sitzung des Dialogforums im Oktober wird die Entscheidungsfindung vorbereitet. Damit wurde der bisher eher als Autobahnbefürworter in Erscheinung getretene Verkehrsexperte Professor Harald Kurzak betraut. Er soll für jede Variante Verkehrswirksamkeit, Umweltbeeinträchtigung, Landverbrauch und Kosten prüfen und eine Raumwiderstandsanalyse vorlegen.
Was bisher leider nicht geprüft wird, sind Kostenträger und Realisierungszeitraum. Gerade der Faktor Zeit ist aber entscheidend für die Stadt Landshut. Denn wie das Staatliche Bauamt Landshut im Mai wissen ließ, muss die dringend notwendige Sanierung der beiden hauptbelasteten Isarbrücken innerhalb der nächsten zehn Jahre durchgeführt werden. Fällt die Entscheidung zugunsten einer Weiterführung der B15 neu südlich der A 92, muss realistischer Weise mit mindestens fünf Jahren Verzögerung gerechnet werden, welche eine juristische Überprüfung des Planfeststellungsbeschlusses brauchen wird.
Ist der Innenminister informiert?
Nachdem Bayerns Innenminister Joachim Herrmann den Weiterbau der Autobahn B15 neu im Januar dieses Jahres für elf Tage gestoppt hatte, verlautbarte er am 11. August in der Landshuter Zeitung: „Der Anschluss der von Regensburg kommenden B15 neu an die A 92 wird als Autobahnkreuz ausgeführt, sodass wir gleich weiterbauen können. Die Umgehung von Landshut wird ein topografisch anspruchsvolles und sehr teures Stück. Aber das wird jetzt geplant, inclusive Anschluss an die B299 und die alte B15. Dafür ist das Dialogforum eingerichtet worden, das jetzt den Planungsprozess begleitet.“
Damit zeigt der Innenminister, dass er nicht über die Untersuchung von sechs weiteren Varianten informiert wurde, die alle ohne die stadtferne Ost-Süd-Umfahrung Landshuts auskommen. Diese Untersuchung soll bis Herbst vorliegen. Oder sollte der Minister das Dialogforum – wie offenbar auch Landrat Dreier und Oberbürgermeister Rampf – als nette, aber unmaßgebliche Diskussionsrunde ansehen? Weil die Fortsetzung der Autobahn als Wurmfortsatz bis zur B299 sowieso schon beschlossene Sache ist?
Ferner scheint den Herren entgangen zu sein, dass südlich der A 94 inzwischen die für die Autobahn freigehaltenen Flächen freigegeben wurden. Die betreffenden Gemeinden können sie neu überplanen. Auch in Rosenheim wird weiter an der Westumfahrung gebaut, welche die Stadt vom Verkehr entlasten soll und eine zusätzliche Autobahn B15 neu überflüssig macht. Ganz abgesehen davon, dass die betroffenen Gemeinden Essenbach, Adlkofen und Kumhausen sich gegen die geplante Landshuter Umfahrung ausgesprochen haben.
Ein Zeichen von Altersstarrsinn
Eine Autobahn Landshut-Rosenheim, wie sie sich die Planer in den 1930er Jahren vorgestellt haben, wird es nicht mehr geben. Das Planungsfossil A 93, das seit einiger Zeit verharmlosend B15 neu genannt wird, ist mittlerweile 80 Jahre alt! Es sollte schnellstmöglich und endgültig begraben werden. Weiter daran festzuhalten, und wenn auch nur als Wurmfortsatz um Landshut herum, wäre in der Tat „ein sehr teures Stück“. Nach Auffassung der B15 neu-Gegner, des Vereins und der STOP B15 neu-Bürgerinitiativen entlang aller Trassen mag man so ein Verhalten bestenfalls als Zeichen von Altersstarrsinn werten, nicht aber als Grundlage für eine verkehrstechnische und finanzpolitische Entscheidung, deren Folgen noch mehrere Generationen nach uns zu tragen haben werden.
„Wir sind gerne bereit, an wirklich vernünftigen Entlastungsmöglichkeiten für Landshut im Dialogforum mitzuarbeiten“, unterstreicht Gisela Floegel, die Vorsitzende der Gemeinschaft der Betroffenen und Gegner der Autobahntrasse Regensburg-Rosenheim (B15 neu) e.V. von 1974. „Eine Weiterführung über die A 92 werden wir zwar respektieren, aber keinesfalls akzeptieren, und den Abschnitt werden wir, ebenso wie die bisher ergangenen Planfeststellungen, beklagen. Darauf kann sich jeder heute schon einstellen.“