Am Freitag, 27. November, eröffnet die Landtagsabgeordnete Ruth Müller um 19 Uhr die Wanderausstellung „Flucht, Vertreibung und Asyl 1945-2015“ in der Schloßklinik Rottenburg.
Inhalt der Ausstellung ist die Ankunft evangelischer Christen in der Region. Dabei sollte unter dem Motto „Irgendwo auf der Welt ...“, angelehnt an den bekannten Titel der Comedian Harmonists, die Brücke zur aktuellen Asylproblematik geschlagen werden. „Dass wir mit der Ausstellung, die wir bereits im Herbst 2014 planten, ein so aktuelles und hochpolitisches Thema aufgreifen würden, hatte niemand gedacht und erwartet“, so Ruth Müller, die als Schirmherrin die Ausstellung begleitet. Das Hauptreferat spricht Albrecht Schläger MdL a. D. und Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen (BdV) Die Ausstellung ist vom 27. bis 12. Dezember jeweils von 9 bis 19 Uhr zu besichtigen. Die musikalische Umrahmung übernehmen Heinz und Michael Schönfelder an Klavier und Kontrabaß.
„Die Geschichte der evangelischen Christen in unserer Region ist in ganz besonderer Weise auch mit dem Schicksal vieler Heimatvertriebenen verbunden, die nach Kriegsende bei uns eine neue Heimat gefunden haben“, so Ruth Müller, deren Großmutter aus Schlesien stammt. Ein lebensgefährlicher wochenlanger Fußmarsch mitten im kalten Winter lag hinter ihnen, als die von Haus und Hof Vertriebenen aus Schlesien, aus Ostpreußen und dem Sudetenland in Niederbayern landeten. Sie waren von den Strapazen gezeichnet, als sie mit ein paar Habseligkeiten wie Bettler vor den Häusern wohlhabender Bauern standen und von örtlichen Behörden eingewiesen wurden. Einen „Impuls aus der Region“ liefert dazu Pfarrer Peter Nauhauser.
Nach und nach lernte man sich kennen.
Die Zahl der Evangelischen in Niederbayern verachtfachte sich durch ihren Zuzug. Vieles war den Menschen, die ihre Heimat verloren hatten, fremd in dieser noch völlig anderen, katholisch geprägten Welt. Aber auch die Katholiken mussten sich erst an die Evangelischen gewöhnen. Man begegnete ihnen manchmal mit Ablehnung und Misstrauen – und nahm sie dann doch freundlich auf. Nach und nach lernte man sich kennen. Hier will auch der Hauptredner des Abends, Albrecht Schläger anknüpfen.
Albrecht Schläger ist evangelisch und hat 12 Jahre als 1. Bürgermeister der Stadt Hohenberg, 13 Jahre als Mitglied des Bayerischen Landtages, insgesamt 42 Jahre als Kommunalpolitiker und viele Jahre in ehrenamtlicher Funktion in wichtigen Organisationen die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und die Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen zu seinem Anliegen gemacht. Seine Wahl in den Bayerischen Landtag von 1990 bis 2003 und sein unüberhörbares Eintreten für die Aussöhnung der beiden Nachbarländer führten Albrecht Schläger in verantwortungsvolle Ämter von Bundes- und Landesorganisationen der Vertriebenen. Von 2005 bis 2014 war er ehrenamtlicher Generalsekretär des Sudetendeutschen Rates, gehört jetzt dem Präsidium an und wirkt seit 10 Jahren als Vizepräsident im Bund der Vertriebenen (BdV). Dazu kommt das Engagement als Bundesvorsitzender der Seliger- Gemeinde und als Mitglied im Rat der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ in Berlin.
„Aus Erinnerung erwächst Verantwortung“
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) feiert 2017 das 500jährige Reformationsjubiläum. Im Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken griffen Haupt- und Ehrenamtliche das Thema „Reformation und Toleranz“ mit einer Wanderausstellung auf, die sie gerne als Anlass zur Erinnerung und Diskussion übernommen habe, so Müller weiter. Unter der Überschrift „Aus Erinnerung erwächst Verantwortung“ thematisiert die Schau auf zwölf Tafeln das Ankommen der evangelischen Christen im Westmünsterland. Auf fünf zusätzlichen Tafeln wird dazu die Geschichte der Evangelischen Christen in Niederbayern und der Oberpfalz, insbesondere in der Region Labertal thematisiert.
Irgendwo auf der Welt ...
Das Fotoprojekt „Irgendwo auf der Welt ... - Asylbewerber im Labertal 2015“
spannt den Bogen zur Asylpolitik von heute. „Eine Gruppe Asylbewerber aus Eritrea stellen sich und ihre Fluchtgeschichte vor“, so Rainer Pasta, der zusammen mit Raphaela Rinza die Idee zu diesem Fotoprojekt in Geiselhöring umsetzte.