Landshut (2.08.2016) Der Salzstadel war heute, Dienstagabend, bei der dritten Podiumsdiskussion der vier OB-Kandidaten um 19 Uhr bis auf den letzten Platz gefüllt, auch oben auf der Galerie. Moderator Christian Steer zeigte sich denn auch sehr erfreut. Und eines voraus. Er selbst machte seinen Job als Leiter der gut zweistündigen lebhaften Kandidatendebatte mit Bravour. Veranstalter waren die Wirtschaftsjunioren Landshut, der Marketing Club Niederbayern und die IHK. Es ging um fünf große Themenfelder:
Moderator Christian Steer blendete zu den einzelnen Themen auch informative Statistiken ein
Die fünf Themen: 1. Der Landshuter Gewerbesteuerhebesatz (derzeit 420 Punkte) im Vergleich zu anderen bayerischen Städten und im Vergleich zu den Umlandgemeinden. Nur FDP-Kandidat Putz will auf Zeit gesehen den Hebesatz senken.
2. Der Verkehsrlandeplatz Ellermühle, wobei sich herausstellte, dass diesen Flugplatz alle OB-Kandidaten auch weiterhin in städtischer Regie betreiben wollen, falls keine private Bietergemeinschaft den Flugplatz übernehmen will.
3. Das brisanteste Thema war der Einzelhandel in der Innenstadt und die Folgen des ständig zunehmenden Internet-Einkaufs. Inwieweit bedarf er der schützenden Hand der Stadtpolitik? Hier bekannte sich vor allem FDP-Kandidat Alexander Putz zum Prinzip der freien Marktwirtschaft, also zum freien Wettbewerb auch mit Groß-Geschäften auf der grünen Wiese. Stefan Gruber, OB-Kandidat der Grünen, will die Innenstadt vor allem attraktiver machen, damit auch der Einzelhandel davon profitiert und er will das Gespräch mit den Vorstadtgemeinden, insbesondere mit Ergolding, aufnehmen. Ähnlich argumentierte CSU-Kandidat Helmut Radlmeier, der alle Betroffenen - Geschäftsleute, Hausbesitzer, Stadtpolitiker, Verkehrsverein, Hoteliers, Kulturschaffende usw. an einen Tisch bringen will.
Das mit dem runden Tisch will Radlmeier fast bei jedem Thema. SPD-Kandidatin Patricia Steinberger stellte fest, dass z.B. die Geschäfte beim Landshut-Park in der Münchnerau der Innenstadt nicht geschadet hätten.
4. Beim Thema Wohn- und Gewerbeflächen sehen alle vier OB-Kandidaten größten Handlungsbedarf. Alexander Putz setzt zudem vor allem auf eine intensive Nachverdichtung der Innenstadt. Wie hoch (Stokwerke?) soll denn in der De-Fakto-Großstadt Landshut gebaut werden dürfen? Diese Frage von Moderator Steer blieb weitgehend unbeantwortet. Stefan Gruber meinte jedoch ganz konkret, dass er sich rund um den Bahnhof Neubauten mit sechs und deutlich mehr Stockwerken vorstellen kann.
5. Beim Thema Stadtmarketing plädierte Helmut Radlmeier erneut für einen Runden Tisch und lobte ausdrücklich den Verkehrsverein mit Stefan Koller an der Spitze. - Stefan Gruber sieht die Marke Landshut längst nicht ausgereizt. Er sieht im jetzigen Amt für Stadtmarketing und Tourismus einen Schwachpunkt der Rathausverwaltung. Da sei auswärtiger Sachverstand gefragt. Alexander Putz will die Bereiche Stadtmarketing, Tourismus und aktive Wirtschaftsförderung bzw. Anwerbung neuer Betrieb als Oberbürgermeister zur Chefsache machen. Er werde diesbezüglich gern als "Botschafter" der Stadt tätig sein. Auch Patricia Steinberger sieht "auf alle Fälle" Verbesserugnbedarf. Die Landshuter Hochschule sei z.B. auch noch viel zu wenig bekannt. Helmut Radlmeier will auch beim Stadtmarketing gemeinsam anpacken.
Geht es nach der Applaus-Rangliste, so hat wohl FDP-Kandidat Alexander Putz die meisten Punkte gesammelt. Helmut Radlmeier blieb häufig unverbindlich, aber auch er bekam von seinen Anhängern viel Beifall. Stefan Gruber blieb seiner Linie treu, also kaum direkte Angriffe auf seinen härtesten Rivalen Radlmeier, gegen den er ja in die Stichwahl kommen will. Patricia Steinberger kennt das Wort Attacke wohl kaum. Sie traut sich aber viel Mut als potentielle Rathauschefin zu.
Die nächste OB-Kandidaten-Diskussion findet am Mittwoch, 24. August, auf der Herbstdult um 13 Uhr in der Buchner-Hütte statt. Veranstalter ist das Regionalfernsehen. Ob die Diskussion direkt übertragen wird, ist noch offen.
Doch noch ein AfD-OB-Kandidat?
Nach der heutigen Diskussionrunde blieben zahlreiche Besucher noch im Salzstadel, um Meinungen auszutauschen. Auch Hochschulpräsident Prof. Dr. Karl Stoffel blieb noch länger. Dabei wurde auch bekannt, dass die AfD doch noch einen OB-Kandidaten nominieren will. Die Frist dafür läuft am 18. August um 18 Uhr ab. Ein AfD-Kandidat würde dem Wahlkampf natürlich eine neue emotionale Schubkraft (Thema Flüchtlinge) geben und sicherlich zu einer höheren Wahlbeteiligung führen. Die AfD wird ja auch im Stimmkreis Landshut-Kelheim einen Kandiaten für die Bundestagswashl 2017 aufstellen. Womöglich macht dieser Kandidat jetzt erst einmal einen Testwahlkampf als OB-Kandidat. /hs - Fotos Hermann Schnall