Landshut (23.07.2017) Welches Geschäft ist barrierefrei erreichbar? Wo findet man das nächste Restaurant mit Behinderten-WC? Und wie steht es um die behindertengerechte Ausstattung von Kultur- und Sporteinrichtungen in Landshut?
Antworten auf diese und andere Fragen gibt es ab sofort im neuen „Wegweiser für Menschen mit Behinderung“, den Vertreter des Behindertenbeirats der Stadt am Montag Oberbürgermeister Alexander Putz vorgestellt haben.
Im Bild: Der Behindertenbeauftragte der Stadt, Franz Linzmeier (links), Ursula Radius, Jürgen Haak und Vorsitzender Stefan Tutsch (rechts) vom Behindertenbeirat stellten Oberbürgermeister Alexander Putz (Zweiter von rechts) die neue Broschüre vor.
Als Alt- und Neustadt entstanden sind, war Barrierefreiheit noch kein großes Thema. Daher stellen gerade die teils viele Jahrhunderte alten Gebäude in der Innenstadt mit ihren baulichen Besonderheiten Behinderte auch heute noch vor enorme Herausforderungen. Aber selbst moderne Bauten würden nicht automatisch den Bedürfnissen von Menschen mit körperlichen Handicaps gerecht, sagte Stefan Tutsch. Vorsitzender des Behindertenbeirats. In einer 24 Seiten starken Broschüre, die der Behindertenbeirat unter Federführung der Projektleiterin Ursula Radius in akribischer Kleinarbeit erstellt hat, wurden deshalb Geschäfte, Gaststätten, Sport- und Kultureinrichtungen sowie Behörden aufgelistet, die behindertenfreundlich ausgerichtet sind. Zudem sind unter anderem Behindertenparkplätze und öffentliche Behindertentoiletten verzeichnet. „Der neue Wegweiser soll für gehandicapte Landshuter, aber auch für alle Auswärtigen und Touristen eine Hilfestellung im Alltag sein“, so Tutsch. OB Putz zeigte sich von der Idee sehr angetan: „Ich finde es toll, dass diese praktische Übersicht nun fertig ist. Mein Dank gilt allen Mitgliedern des Behindertenbeirats und der Verwaltung, die an der Umsetzung beteiligt waren.“
Obwohl sich in Sachen „Barrierefreiheit“ in den vergangenen Jahren viel zum Positiven verändert hat: Rundum zufriedenstellend ist die Situation für Behinderte auch in Landshut noch immer nicht. Als „wunden Punkt“ bezeichnete Tutsch vor allem den Hotel- und Gaststättenbereich. Ob Behindertentoiletten in Restaurants oder behindertengerechte Zimmer in Hotels: Beides ist in der Stadt laut Jürgen Haak, stellvertretender Vorsitzender des Behindertenbeirats, weiterhin Mangelware. Seine ernüchternde Schätzung: „Rund 65 Prozent der Lokale und Läden in Landshut sind leider nicht behindertengerecht; eine Behindertentoilette fehlt wohl in rund 95 Prozent der Gaststätten.“ Er appellierte an die Stadt, angesichts einiger geplanter Hotel-Neubauten bei der Genehmigung darauf zu achten, „dass dort einige Zimmer mit behindertengerechter Ausstattung angeboten werden“.
Diesen Hinweis griff Putz sofort dankbar auf und versprach, dass sich der Bausenat in einer seiner nächsten Sitzungen mit diesem Thema beschäftigen wird. Der Rathauschef gab dafür schon einmal die Richtung vor: „Wir sollten bei der Genehmigung von neuen Hotels künftig tatsächlich verstärkt darauf achten, dass neben den Gemeinschaftseinrichtungen auch ein angemessener Prozentsatz der Zimmer behindertengerecht gebaut wird.“ Der finanzielle Aufwand dafür werde sich für die Investoren wohl angesichts der begrenzten Anzahl der benötigten Räume „in vertretbaren Grenzen halten“, so Putz. Zumal diese Zimmer auch für Nichtbehinderte gut nutzbar seien, betonte Tutsch: „Ebenerdige Duschen, niedrigere Lichtschalter und breitere Türen – das ist doch für jeden bequem.“
Abschließend ermutigte der Oberbürgermeister die Vertreter des Behindertenbeirats, sich weiter deutlich zu Wort zu melden, wenn es um Alltagsprobleme von Menschen mit körperlichen Einschränkungen geht. „Leider fallen uns Nichtbehinderten solche oft baulich bedingten Hürden meistens gar nicht auf“, sagte Putz. „Umso wichtiger ist die ehrenamtliche Arbeit des Behindertenbeirats, der uns auf diese Defizite aufmerksam macht.“
Info: Der „Wegweiser für Menschen mit Behinderung“ liegt kostenlos unter anderem im Verkehrsverein im Rathaus in der Altstadt, im Bürgerbüro (Rathaus II), in den Krankenhäusern, in der Lebenshilfe und im Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS) aus. Eine Online-Version der Broschüre steht demnächst unter www.landshut.de zum Herunterladen bereit. Der Wegweiser wird durch den Behindertenbeirat regelmäßig aktualisiert.