Tilman von Kuepach schreibt in seiner wöchentlichen Kolumne für die Landshuter Mitte. - Foto: W. Götz
Bis zum Freitag kochte die Seele hoch und heiß und wir die Mitglieder der Fraktion der Landshuter Mitte aus Claudia Zehentbauer, Dr. Maria Fick, Hans-Peter Summer, Dr. Thomas Küffner und Tilman von Kuepach sind immer noch unglücklich darüber, dass wir den heurigen Kampf um den Bau des Bernlochners mit einer Stimme verloren haben. Auch einige CSU-Stadträte haben sich für die Vernunft entschieden. Am Schluss waren alle guten Argumente nur Schall und Rauch.
Es bleibt also dabei, für 2020 werden vorerst lediglich 1,7 Millionen Euro an Planungskosten für die Sanierung bzw. den Neubau des Stadttheaters im Haushalt 2020 bereitgestellt. Da halfen auch die über 24.174 Unterschriften einer "Petition pro Theaterbau ohne Verzögerung", die wenige Tage zuvor dem Oberbürgermeister im Rathaus überreicht wurden, nichts.-
Die Landshuter Mitte hat noch ein Ass im Ärmel. Sie wissen um unseren Vorschlag mit der alternativen Finanzierung. Wir sind sicher, dass die echte Vernunft sich durchsetzt und mit dem Verkauf des Bernlochnergeländes und der Wiederanpacht im Erbbauverfahren ein gangbarer Weg gefunden ist. Das haben uns am Infostand vom 7. Dezember auch dutzende Passanten bestätigt.
Heute aber ein ganz anderes Phänomen der Landshuter Geschichte. Am 6. Mai 1342 vernichtete ein Stadtbrand 112 Häuser, die Nebengebäude nicht mitgerechnet. Daraufhin wurden die Häuser aus Stein gebaut, so steht es in den Chroniken. Damit aber nicht genug, das Niveau der Gassen und der Alt- und Neustadt wurde um circa 3 Meter erhöht. Gut absehbar ist das in der Martinskirche, wenn man die Wendeltreppe zum Niveau der alten romanischen Kirche hinuntergeht.
Ein Haus in der Grasgasse wurde in den letzten Jahren grundhaft saniert. Es stand nicht einmal unter Denkmalschutz, da es wohl erst im 19. Jahrhundert errichtet worden ist. Bei der Sanierung wurde nun auch der Keller einer näheren Betrachtung unterzogen, mit einem faszinierenden Ergebnis. Die Decken waren eingewölbt und an den Rändern waren noch die Viehtränken erhalten und auch der Boden bewies, dass der jetzige Keller ein ehemaliger Stall für Großvieh, also Kühe oder Pferde war. In der Außenwand zur Grasgasse konnte auch noch der Ein- und Ausgang weit unter dem heutigen Fensterchen ausgemacht werden. Aus dem Stall des Erdgeschosses wurde beim Wiederaufbau nach dem Stadtbrand der Keller und auf das eingewölbte und aus Stein errichtete Erdgeschoss wurde dann wohl immer wieder ein neues Haus, sichtbar als das des 19. Jahrhunderts errichtet, ohne dass am Keller Veränderungen vorgenommen wurden und das seit der Zeit vor 1342.
In den Überlieferungen hieß es immer, dass der Schutt des Stadtbrandes und einfach aus dem Fenster geschüttete Fäkalien das Niveau so erhöht hätte. Das ist aber garantiert nicht richtig, da der Brandschutt des holzhaltigen Materials diese Mengen gar nicht hergab und auch nicht zum Auffüllen tauglich gewesen wäre.
Viel wahrscheinlicher ist, dass wohl der Landshuter Stadtrat in ähnlich hitziger Diskussion wie das heute der Fall ist, nach dem Brand beschlossen hat das Niveau so anzuheben, damit Überschwemmungen der Isar weniger wahrscheinlich werden. Da die Stadt im Wesentlichen ruiniert war, war es wohl egal, wenn aus den Erdgeschossen Kellerräume wurden. Das beweist auch, dass die Häuser damals zum größten Teil im Erdgeschoss gemauert waren, was auch die noch lange in Holz errichteten niederbayerischen Bauernhäuser aufweisen. Holz zu nahe am Boden, hält nicht lange, aber ab dem ersten Obergeschoss kann es wenn kein Brand ausbricht, Jahrhunderte überdauern.
Die Landshuter waren im Übrigen auf ihre Ziegelbauweise so stolz, dass eben die Kirchen nicht verputzt wurden, um zu zeigen, dass sie komplett aus Stein waren. Es gibt sogar ein Bauernhaus bei Egglkofen, schon im Landkreis Mühldorf, das zwar aus Holz gebaut wurde, dann aber verputzt und ziegelfarben mit weißen Fugen bemalt wurde. Der Schein war hier alles.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche.
Ihr
Tilman v. Kuepach