Die altehrwürdige städtische Eissportanlage, zugleich Landesleistungszentrum
Landshut (18.5.2017) Hier nochmals der Pressebericht der Stadt vom 18. Mai 2017 ungekürzt: Die vom Stadtrat im Februar beschlossene Sanierung des Städtischen Eisstadions am Gutenbergweg kostet wohl deutlich mehr als die bisher erwarteten und in der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt vorgesehenen 15,5 Millionen Euro netto. Das ist das Ergebnis einer internen Sitzung vom 12. Mai 2017, in der die Planungsgruppe „4-for-ice“ um das Architekturbüro Feigel-Dumps ihre Vorentwürfe präsentiert hat.
Weil zur Stabilisierung der Dachkonstruktion aus statischen Gründen ein Aussteifungsbauwerk errichtet werden muss und auch die Ausgaben für Kältetechnik sowie Heizung, Lüftung, Sanitär (HLS) und die Elektroausstattung erheblich höher liegen als in der Machbarkeitsstudie geschätzt, ist nach Angaben der Planer nun von Gesamtkosten in Höhe von gut 20 Millionen Euro netto auszugehen.
Oberbürgermeister Alexander Putz hat die Mitglieder des Stadtrats heute in einem Brief über diesen neuen Sachstand informiert. Die Planungsgruppe sei von der Verwaltung nachdrücklich dazu aufgefordert worden, „die Vorentwürfe nochmals auf Einsparungsmöglichkeiten hin zu prüfen und sicherzustellen, dass die Vorgaben einer auf das unbedingt notwendige Maß beschränkten Minimalsanierung strikt eingehalten werden“, so Putz in dem Schreiben. „Hinsichtlich der Kosten muss der vorgegebene Rahmen von 15,5 Millionen Euro netto die Messlatte sein.“ Angesichts der veränderten Sachlage regte der Oberbürgermeister aber auch an, ernsthaft über einen Neubau der Eishalle nachzudenken. „Sollte sich herausstellen, dass eine sinnvolle Sanierung – und das kann nur eine solche sein, die hinsichtlich Sicherheit, Technik und Energieeffizienz die nächsten Jahrzehnte trägt – nicht unter 20 Millionen Euro zu bewerkstelligen ist, muss schon aus wirtschaftlichen Gründen auch über einen Neubau nachgedacht werden“, so Putz. Es sei unverantwortlich, nun hohe Summen in eine Sanierung zu investieren, „die am Ende ein für alle Seiten unbefriedigendes Ergebnis bringen und schon heute absehbare, kostspielige Nachbesserungen nötig machen würden“.
Wie andere Städte mit Eisstadien agieren
Deswegen hat Putz die Verwaltung umgehend angewiesen, Informationen über Eishallen-Neubauprojekte in anderen Städten zusammenzutragen. Untersucht werden sollen dabei Neubauten in DEL2-Standorten, da der OB auch Landshut – das mit der Profimannschaft des EVL derzeit in der drittklassigen Eishockey-Oberliga vertreten ist – für einen potenziellen Zweitliga-Standort hält.
Ein neues Stadion müsste sich daher nach Überzeugung des Oberbürgermeisters an den Bedürfnissen für die DEL2 orientieren. Dementsprechend ist für Putz eine Zuschauerkapazität von mindestens 3000 bis maximal 4500 Plätzen erforderlich. Solche Stadien seien seit 2011 in Bremerhaven (inzwischen DEL-Standort), Bietigheim und Weißwasser entstanden. Die Baukosten beliefen sich dabei auf 15,7 bis 19 Millionen Euro. „Angesichts der allgemeinen Baupreisentwicklung der vergangenen Jahre müsste man in Landshut sicher mit Aufschlägen von etwa 30 Prozent rechnen.“
Aktuell wird zudem in Kaufbeuren eine neue Eishalle für 3500 Besucher errichtet; dafür ist ein Budget von 23,9 Millionen Euro freigegeben. „Auf Basis dieser Zahlen liegt für mich die Vermutung nahe, dass eine sogenannte Minimalsanierung unseres Eisstadions für die nun in Rede stehenden gut 20 Millionen Euro netto kaum noch billiger sein dürfte als ein Neubau“, sagt Putz. Darüber hinaus sei das Kostenrisiko bei Sanierungen erfahrungsgemäß erheblich größer als bei Neubauten. Ein Beispiel dafür sei die Sanierung des Eisstadions in Augsburg: Dort lag die Kostenschätzung anfangs bei 25 Millionen Euro. „Heute ist man nach meinen Informationen bei rund 38 Millionen Euro angelangt“, so Putz.
Wenn Neubau, dann eine "Multifunktionsarena"
Für die Neubau-Variante spräche nach Ansicht des Oberbürgermeisters zudem die Tatsache, dass eine solche moderne Halle wohl auch für andere Sportarten und für Konzerte genutzt werden könnte. „Statt einer ausschließlich für den Eissport brauchbaren Eishalle hätte die Stadt dann für unwesentlich höhere Investitionen also eine Multifunktionsarena, von der breite Schichten unserer Bürgerschaft profitieren würden“, so Putz in seinem Brief an die Stadträte. Was den Zeitrahmen eines Neubaus betrifft, rechnet der OB mit Blick auf die Erfahrungen in anderen Städten mit einer Bauzeit von maximal 18 Monaten. „Insofern hätte ein Neubau gegenüber einer Sanierung ebenfalls Charme“, sagt Putz. „Der Spielbetrieb könnte in diesem Fall nämlich ohne Beeinträchtigung in der bestehenden Halle fortgeführt werden.“
Unter so akutem Handlungsdruck wie bisher angenommen steht die Stadt übrigens – und das ist das positive Ergebnis der internen Sitzung vom 12. Mai – nicht. Denn eine Fluchtwegsimulation hat ergeben, dass die aktuelle Situation im Stadion nicht zu beanstanden ist. „Möglicherweise lässt sich, abhängig von der statischen Beurteilung der Dachkonstruktion, das Projekt also doch noch etwas strecken“, so Putz in seinem Schreiben an die Stadträte. In den kommenden Wochen und Monaten möchte der OB mit den Stadträten und der Öffentlichkeit konstruktiv über ein neues Eishallen-Konzept diskutieren. „Wir sind dabei der Eishockey-Tradition unserer Stadt ebenso verpflichtet wie dem Gebot zum sparsamen Haushalten.“