Landshut. Seit Dienstag (18) kennt die Politische Szene nur ein Thema mit drei Buchstaben: C-S-M. Das bedeutet "Christlich Soziale Mitte" und ist eine neue parteipolitische Gruppierung, die es schon länger auch in anderen Städten und Gemeinden gibt, zumeist als Abspaltung von der CSU (Christlich Soziale Union).
Frontfrau dieser CSM ist in Landshut die Prof. Dr. Gabriele Goderbauer-Marchner, Abuturientin in Seligethal, ehemals Chefin der LZ-Redaktion, seit 2002 Stadträtin, 2004 Bewerberin als CSU-OB-Kandidatin, dann kurzzeitig alleinige Fraktionschefin der CSU-Stadträte, schließlich Fraktionsführerin in Duett mit Anna-Maria Moratscheck, bis zu Ihrer Bewerbung als Präsidentin der Bayer. Landeszentrale für neue Medien (BLM) auf Vorschlag und mit Unterstützung auch der Freien Wähler um die Jahrenwende 2010/11 gegen den offiziellen CSU-Kandidaten und damaligen Staatsminister Siegfried Schneider.
Am 2. August 2012 meldete sie im Internet die Landshuter CSM-Homepage an. Zuvor schon spekulierte die Tageszeitung offen über einen möglichen Wechsel der Medien-Professorin zu den Freien Wählern. Das hätte die Landshuter CSU wohl klaglos, wenn nicht sogar mit Erleichterung, hingenommen. Doch es kam ganz anders: Prof. Goderbauer-Marchner entwickelte mit Ihren namhaften Fraktionskollegen Prof Dr. Thomas Küffner und Hans-Peter Summer ein Planspiel für die Abspaltung von der CSU bzw. die Neugründung einer CSM-Fraktion mit Aussicht auf bald schon vier oder fünf Fraktionsmitlgieder. Schon ist ja von weiteren Sympathisanten, ja ernsthaften Interessenten aus dem Reservoire der 44 Stadträte für diese neue "Christlich Soziale Mitte" zu Rede.
Die Neugründung und Abspaltung ist bereits gelaufen, ist unumkehrbar, meinen die einen. Das führt lediglich zum Rauswurf von Prof. Goderbauer-Marchner aus der CSU, meinen die anderen. Am Sonntag und Montag will die CSU mit Helmut Radlmeier an der Parteispitze und Anna-Maria Moratscheck als Fraktionschefin die Konsequenzen beraten. Stadtrat Rudolf Schnur schimpft die CSM-Aktion im LZ-Gespräch "hinterfotzig". OB Hans Rampf, der 2004 selbst Dank der neugegründeten parteifreien Liste "Bürger für Landshut" kandidieren konnte, gibt sich auffallend zurückhaltend. Stadtrat Schnur war im übrigen 2004 einer der führenden Mitgestalter der OB-Kandidatur von Rampf per BfL-Liste. Offizieller CSU-OB-Kandidat war ja 2004 der damalige 2. Bürgermeister Ludwig Zellner.
Im Fokus der Spekulationen um eine neue CSM-Fraktion steht der smarte Prof. Dr. Thomas Küffner. Wenn er nicht zurückzieht, ist die Spaltung der CSU-Fraktion wohl unaufhaltsam. Küffner fehlte am Donnerstag - wie auch Schnur und Radlmeier - bei der Sitzung des Werksenats und auch am Freitag bei der Plenarsitzung aller Stdträte war Prof. Küffner entschuldigt. Prof. Dr. Goderbauer, mit Stammplatz neben Dr. Moratscherck, setzte sich während der Sitzung demonstrativ für kurze Zeit zu ihrem Mitstreiter Hans-Peter Summer in die letzte Reihe.
Ja, schon gibt es spekulative Hochrechnungen für die Wahlaussichten einer CSM-Kandidatenliste für die Stadtratswahl 2014. Da werden der CSM sechs bis acht Stadtratsmandate zugetraut. Gleichzeitig könnte die CSU auf zehn Stadtratssitze schrumpfen. Ein Alptraum für eingefleischte CSU-Akteure. Prof, Goderbauer ist ja als Vorsitzende des mit Abstand größten Sportvereins (TGL) und als Vorstandsmitglied der "Förderer" in der Stadt bestens vernetzt. Das reicht bis hin zum Lionsclub. Sie könnte notfalls sogar im Alleingang eine CSM aus dem Boden stampfen, zumal sie auch mediale Unterstützung durch eine große Wochenzeitung genießt.
Alarmiert sind auch bereits die Parteioberen der CSU, allen voran Bezirksvoristzender Manfred Weber. Bezirkstagspräsident Manfred Hölzlein soll vermitteln. Sogar Alt-OB Josef Deimer und Ehrenbürger Herbert Huber sind aufgefordet, eine Spaltung der ehemals so erfolgsverwöhnten CSU zu verhindern. Freilich war es Huber, der bei der letzten CSU-Versammlung das Prozedere um die Auswahl der künftigen Landtags- und Bundestagskandidaten öffentlich und heftig kritisierte. /hs
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