Ein reich bebilderter Band zur Kulturgeschichte der Glocke ist soeben im Verlag Friedrich Pustet erschienen: Glockenland. Bayerns klangvollste Kirchengeläute. Zu den 35 herausragenden Geläuten zählt auch das der Landshuter Martinskirche.
Bayern ist ein Glockenland: Zehntausende schallen von den Türmen des Freistaats. Die Glockenensembles der sieben Bischofskathedralen gehören zu den prächtigsten Europas. Aber auch das Landshuter Martinsmünster, die Basiliken von Aschaffenburg oder Gößweinstein, die Stiftskirchen Berchtesgadens und Altöttings sowie einige Dorfkirche zählen zu den Großen im Glockenhimmel.
Georg Impler, Buchautor und Redakteur des Bayerischen Rundfunks, hat in enger Zusammenarbeit mit den Glockenbeauftragten der Bayerischen Diözesen und der Evangelischen Kirche die 35 klangvollsten Kirchengeläute Bayerns ausgewählt und stellt sie in seinem Buch Glockenland in Bild, Wort und Ton vor.
Auch die Glocken der Stadtpfarr- und Kollegiatstiftskirche St. Martin und Kastulus in Landshut haben es in die Auswahl geschafft. Die sage und schreibe zehn Glocken stammen aus den Jahren 1488 bis 1767 und haben Säkularisation wie auch beide Weltkriege schadlos überstanden, obwohl sie bereits zur Einschmelzung vorgesehen waren. Die mächtigste Glocke – die Papstglocke von 1767 – wiegt beachtliche 6,5 t, die kleinste nur 50 kg. Sie hängt in einem kleinen Gestell der Vorhalle und ist nicht Bestandteil des Geläutes.
Doch nicht nur Lokalpatrioten wird dieses Buch erfreuen. Im ersten Teil, der sich etwa auf die Hälfte des Gesamtumfangs erstreckt, liefert Impler nämlich eine umfangreiche Kulturgeschichte der Glocke. So erfährt man, dass deren Ursprünge wahrscheinlich in China liegen und dass Glocken in Mitteleuropa spätestens seit dem 6. Jahrhundert in Gebrauch sind.
Neben der Geschichte der Glocke erklärt Impler auch, wie der Klang einer Glocke überhaupt entsteht und wodurch er beeinflusst wird, wie Glocken hergestellt werden, wie man an der Glockenzier die verschiedenen kunsthistorischen Epochen ablesen kann und wie der Klöppel idealerweise beschaffen sein muss. Darüber hinaus beleuchtet er die unterschiedlichsten Aspekte der Glocke: die Totenglocke als „Überrest" einer alten Trauerkultur, Glockenseile, Glockentürme, Wetterglocken, Glockenbronze, die zu Kanonenerz gegossen wurde (und umgekehrt), Glocken in der Kunst, Glockensagen und Glockenwunder. Nicht zu vergessen natürlich Schillers berühmtes „Lied von der Glocke".
Für Glockenliebhaber ist das Buch geradezu unverzichtbar. Alle anderen werden mit Erstaunen feststellen, wie viele interessante Aspekte dieses Thema birgt – und vielleicht beim nächsten Zwölfuhrläuten kurz innehalten und dem Klang nachspüren.
Glockenland. Bayerns klangvollste Kirchengeläute
232 Seiten, durchgehend bebildert, gebunden mit Schutzumschlag, mit Audio-CD
ISBN 978-3-7917-2649-6
€uro (D) 39,95
Verlag Friedrich Pustet, Regensburg