Der seit Freitag 40-jährige Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler, der stets eher introvertierte Bauexperte Thomas Huber, ist der haushohe Sensa- tionssieger dieser Bürgermeisterwahl: 49,07 Prozent. Nur 24 Stimmen fehlten zur absoluten Mehrheit. Also muß Huber am 25. März doch in die Stichwahl gegen die grüne Mitbewerberin Rosi Steinberger, die mit ihren 33.33 Prozent sichtlich nicht ganz zufrieden war. Das sind immerhin 7,5 Prozent mehr als vor sechs Jahren.
Damals kam sie nicht in die Stichwahl gegen Josef Nagl. Jetzt hat sie den erst 29-jährigen Kandidaten der CSU, den erklärten Liebling von Amtsinhaber Nagl, klar geschlagen. Hunger kam nur auf 17, 60 Prozent. Ein Desaster für die sieggewohnte CSU. Eine herbe Niedrlage für die Christsozialen über Kumhausen hinaus. Der Kandidat selbst ging mit seiner Niederlage locker um. Er nannte auch sogleich die zwei wichtigsten Gründe: Er sei viel zu spät als Kandidat nominiert worden und er habe gegen zwei amtierende Bürgermeister ankämpfen müssen. Markus Hunger trotzig: "Jetzt bewerbe ich mich 2014 um einen Sitz im Gemeinderat". Nein, bereut habe er die Kandidatur keinesweg. Sie sei eine "sehr, sehr wertvolle Erfahrung" gewesen und er sei von vielen Parteigrößen vorbildlich unterstützt worden.
Foto: Viele Vertreter aus allen politschen Lagern, auch aus Landshut, kamen nach 18 Uhr in den großen Sitzungssaal des Rathauses, wo die Wahlergebnisse per Leinwand bekannt gemacht wurden. Zweiter von links FW-Wahlkampforganisator Stefan Gnosa.
Thomas Huber kam als Wahlsieger - ohne seine fesche Gattin - erst gegen 18.55 Uhr in den großen Sitzungssaal des Rathauses. Endlich lächelte er so richtig, schüttelte viele Hände und warnte dennoch sogleich mit Blickkontakt zu Wahlkampforganisator Stefan Gnosa vor der Stichwahl: "Noch ist die Wahl nicht endgültig gelaufen." Ganz klar, Huber hat größten Respekt vor seiner Rivalin, die sogleich ankündigte, die nächsten 14 Tage für eine erneute Werbetour zu nutzen.
Aus Landshut waren viele Grüne gekommen, darunter auch 2. Bürgermeister Dr. Keyßner mit Gattin Regine, die Fraktionschefin Sigi Hagl und die Grüne Stadt-Vorsitzende Hedwig Borgmann. Auch Ihr Chef und Abgeordneter Dr. Anton Hofreiter war da. Recht traurig blickte Sohn Andreas drein. Er ist bei der grünen Jugend engagiert.
Bildtext: Eher genüßlich frostig war der Händedruck des Wahlsiegers mit dem jungen Markus Hunger, der Huber mehrmals im Wahlkampf direkt persönlich attackiert hatte.
Sichtlich zufrieden war mit dem Wahlausgang auch der ehemalige CSU-Fraktionschef Biberger (jetzt parteilos). CSU-Ortsvorsitzender Herbert Molitor attestierte dem jungen Hunger dennoch einen guten Wahlkampf. Bürgemeister Josef Nagl ließ wissen, dass er auch seinem schneidigen CSU-Kandidaten mindestens 30 Prozent zugetraut hätte.
Das Team um Walhlleiter Stefan Ableitner hat im Rathaus perfekte Arbeit geleistet. Barbara Holzer warf im Sitzungssaal per Laptop die jeweils neuesten Ergebnisse auf eine große Leinwand. Erfreulich hoch war erneut die Wahlbeteiligung (64,91 Prozent).
Unter den Besuchern wurde auch diskutiert, ob Rosi Steinberger überhaupt noch zur Stichwahl antreten oder einfach verzichten sollte. Ein Verzicht würde der Gemeinde viel Geld ersparen. Sie könnte zum Dank dafür womöglich zur 2. Bürgermeisterin aufrücken und damit ebenfalls eine Gewinnerin der Wahl werden. Doch weit gefehlt. Die grüne Frontkämpferin will auch den letzten Strohhalm nutzen und am 25. März bei der Stichwahl auf ein Wunder hoffen.
Bildtext: Der derzeit älteste Gemeinderat Franz Bauer (li.) wird den neuen 1. Bürgermeister oder die neue Bürgermeisterin am 2. Mai bei der ersten Sitzung vereidigen. Sofern Thomas Huber neuer Rathauschef wird rückt Johann Schmid (re.) als FW-Gemeinderat nach. Er war schon einmal Gemeinderat.
Thomas Huber hat den Wahlnachmittag daheim bei Frau und Kindern verbracht. Auch seine Eltern waren zum Kaffeeplausch zu Besuch. Rosi Steinberger verbrachte den Nachmittag bei der Mahnwache vor Isar 1 und Isar 2 in Niederaichbach. Das macht wohl den Unterschied aus. Steinberger ist ganz und gar Partei. So führte sie auch ihren Wahlkampf, während Huber allein auf seine Person setzte. Er verzichtete auf Promis wie den Landesvorsitzenden Hubert Aiwanger. Erster Gratulant aus Landshut war FW-Stadtrat Robert Mader, ein ehemaliger Kumhausener.
Bildtext: Sofort nach 18 Uhr wurden am Wahlsonntag die Stimmen öffentlich in den Wahllokalen ausge- zählt, wie hier im Mehrzweckraum neben dem Rathaus.
Der Händedruck der Rivalen Huber und Hunger war eher frostig. Der CSU-Kandidat hattte den FW-Kandidaten mehrmals direkt angegriffen. Jetzt darf man nicht zuletzt gespannt sein, wie es bei der Kumhausener CSU insgesamt weitergeht und ob die CSU-Wähler auch bei der Stichwahl so zahlreich für Thomas Huber ihr Kreuzchen machen oder daheimbleiben. Es kann also durchaus doch noch spannend werden, aber die beiden Bürgemeister (2. und 3.) werden sich wohl nicht gegenseitig bis aufs Messer bekriegen.
Gefeiert haben die Grünen abends beim Beck in Obergangkofen, die Freien Wähler in Hachelstuhl und die CSU im Gasthaus Bauer. Rosi Steinberger kann mit ihrem tollen Wahlergebnis letztendlich auch gut zum Landtag 2013 kandidieren. Viele meinen, das wäre der Idealfall für Kumhausen: der Freie Wähler Huber als neuer Chef im Rathaus und die grüne Abgeordnete Steinberger im Landtag. Ein Tandem ,das wahrlich goldene Zeiten für die Vorstadtgemeinde verspricht. Die Grüne kann zudem ja auch noch im Kreistag Karriere machen (Landrätin?). Im nächsten Gemeinderat könnte bereits Sohn Andreas die berühmte Mama ablösen.
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