Kumhausen. Heute, Dienstag (13.03.), muß sich, so die Auskunft von Wahlleiter Stefan Ableitner, bis Mitternacht Bürger- meisterkandidatin Rosi Steinberger (52) entscheiden, ob sie überhaupt zur Stich- wahl am Sonntag, 25. März, gegen "Tom" (Thomas) Huber antreten will. Auch die Briefwahl ist wieder möglich. Unterlagen dafür kann man bereits im Rathaus abholen. Die gemeindlichen Kosten für die Stichwahl: 2.000 bis 3.000 Euro.
In diesem Betrag sind die Sach- und Personalkosten bereits eingeschlossen, so Wahlleiter Ableitner.
Tatsache ist, niemand hat das sensationell gute Wahlergebnis von FW-Kandidat Thomas Huber (40) erwartet. Er selbst nicht und auch keiner seiner Mitbewerber. Sogar Bürgermeister Josef Nagl rechnete eher mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen aller drei Kandidaten.
Gibt es einen "Kuhhandel" um den Posten des 2. Bürgermeisters?
Die Grünen haben im 16-köpigen Gemeinderat vier Sitze, die Freien Wähler fünf, die CSU sieben. "Freie" und Grüne haben zusammen eine knappe Mehrheit von neun Stimmen. Sie haben die Posten des 2. und des 3. Bürgermeisters unter sich ausgemacht. 2. Bürgermeister ist seit 2008 Thomas Huber. Dafür bekommt er 450 Euro im Monat. Da kommt im Laufe einer Amtsperiode von sechs Jahren ein schönes Sümmchen (ca.32.400 Euro) zusammen. Dritte Brügermeisterin ist Rosi Steinberger. Dafür bekommt sie gar nichts. Ungewöhnlich fürwahr. Zum Vergleich: In der Stadt Landshut werden der 2. und der 3. Bürgermeister völlig gleich besoldet. In der Praxis durfte die 3. Bürgermeisterin jedoch den 1. Bürgermeister in den letzten vier Jahren höchstens drei- oder viermal vertreten.
In der 5160 Einwohner großen Gemeinde sind 3916 wahlbe- rechtigt. 2542 (64,91 %) haben am 11. März an der Bürgermeister- wahl teilgenommen, davon 360 per Briefwahl.
Bei der Stichwahl geht es womöglich auch um den Posten des 2. Bürgermeisters. Die CSU könnte sich da zu einem kleinen Kuhhandel verleiten lassen. Also nochmals ausreichend viele (CSU-)Leihstimmen für Huber und zum Dank dafür den Posten des 2. Bürgermeisters. Praktisch eine Art Ämtertausch zwischen "Freien" und CSU. Rosi Steinberger würde zumindest bis zur nächsten Gemeinderatswahl (März 2014) 3. Bürgermeisterin (ohne Bezüge) bleiben. Dürfte sie jedoch zur (bezahlten) 2. Bürgermeisterin aufrücken, so könnte der Gemeinderat die Position der 3. Brügermeisterin völlig einsparen oder an einen FW-Gemeinderat vergeben. Die 7-köpfige-CSU-Fraktion würde sich wohl mit diesem "Titel ohne Mittel" nicht abspeisen lassen.
Also, die Stichwahl könnte bei einem allseits erwarteten Sieg von Thomas Huber zu neuen Koalitionen im Gemeinderat führen.
Rosi Steinberger hat - ähnlich wie CSU-Kandidat Markus Hunger - einen bewußt parteipolitischen Wahlkampf geführt und dafür auch eine Reihe von grünen "Promis" engagiert, beginnend von der Landesvorsitzenden Schopper zum Wahlkampfauftakt bis zu MdB Dr.Gambke und dem Landshuter Bürgermeister Dr. Keyßner. Die letzten vier Wahkampfwochen hat sie auch parteipolitisch eine Initiative nach der anderen von Ihrer Position als grüne Kreis- und Bezirksvorsitzende aus gestartet. Dennoch bekam sie mit 33,33 Prozent weit mehr Stimmen als vor sechs Jahren (26 Prozent), deutlich mehr als die vier Gemeinderäte 2008 und auch weitaus mehr als vergleichsweise Dr. Keyßner bei der OB-Wahl in Landshut 2010.
Stichwahl-"Wunder" gab es schon öfter
Die Grünen sind in Kumhausen nur ein kleines Häuflein von 12 bis 15 Mitgliedern. Auch auf Kreisebene sind es keine 100. Rosi Steinberger ist in ihrer Funktion als wissenschafltiche Mitarbeiterin von MdB Dr. Anton Hofreiter (42), der in München-Land daheim ist, also hauptberuflich ein politischer Profi. Falls sie am 25. März doch zur bundes-, ja europaweit erstmalig hauptberuflichen Bürgermeisterin gewählt wird, würde sie die parteipolitischen Ämter als Kreis- und Bezirksvorsitzende sofort aufgeben. Dann bekäme ein Straubinger die Chance, 2013 in den Landtag gewählt zu werden. Ja, die Gegner, vor allem die CSU, haben im Wahlkampf immer wieder das Gerücht gestreut, Steinberger strebe ja viel lieber das weitaus besser bezahlte Landtagsmandat als das Bürgermeisteramt an.
Also, Rosi Steinberger braucht zusätzlich zu ihren Stimmen (843) fast alle CSU/Hunger-Wähler (445), um Thomas Huber (1.241) zu überflügeln.
Es könnte ja sein, dass viele CSU'ler, SPD'ler und FDP'ler die am Sonntag Huber gewählt haben, womöglich über das sensationell hohe Ergebnis für den FW-Kandidaten erschrocken sind und bei der Wahl am 25. März daheim bleiben.
Das Thema Sanierung der 1974 erbauten Beton-Schule und der Neubau einer Mehrzweck- halle anstelle der ebenfalls dringend sanierungbedürtigen Turnhalle (links) dürfte in der Stichwahl eine besondere Rolle spielen.
Ja, Stichwahlen haben eigene Gesetze. Da hat schon des öfteren der krasse Außenseiter das Rennen gemacht. Thomas Huber hat ja mit Abstand die wenigsten Wahlversammlungen bestritten. Er ist erst 14 Tage später in den Wahlkampf eingestiegen als Rosi Steinberger und vergleicht man die Wahlprogramme, so sind die Zielvorstellungen von Steinberger weitaus umfangreicher und auch langfristiger angelegt als das Sieben-Punkte-Sparprogramm von Huber, der überhaupt kein Überraschungsmoment auf seiner Agenda hat.
Es wäre schon sehr interessant, wenn es zu einem direkten öffentlichen Duell, einer Podiumsdiskussion, käme. Am Wahlabend hat sich Huber ja den Fragen des Regionalfernsehens gestellt. Im Wahlkampf selbst hat er das vermieden.
Wird Amtsinhaber Josef Nagl in die Stichwahl eingreifen?
Also, aller Wahrsheinlichkeit nach wird Rosi Steinberger nicht auf eine Stichwahl verzichten. Sie wird noch Versammlungen halten, plakatieren, Flyer verteilen, Hausbesuche machen und auch politische Initiativen als Kreis- und Bezirksvorsitzende starten. Angeblich hegt sogar Bürgermeister Josef Nagl gewisse Sympathien für die grüne Bewerberin um seinen Chefsessel.
Und Thomas Huber? Er wird vielleicht noch eine fünfte Wahlversammlung halten, wohl wieder ohne prominente Unterstützung. Er wird seine Konkurrentin mit keinem Wort erwähnen und in erster Linie mit seiner Heimatverbundenheit und Bodenständigkeit ("Unser Huber") werben. Rein von der Schulbildung her hat ja Steinberger als Abiturientin (Gymnasium Seligenthal) und Absolventin der Weihenstephaner Hochschule die Nase vorn. Huber ist Staatl. geprüfter Bautechniker (Fernstudium)./hs