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Inklusive Wohnprojekte für Menschen mit Behinderung

Fink WG

Suchten Rat bei Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (2. v. l.) und Bezirksrat Markus Scheuermann (3. v. l.): Armin Mayer (1. v. l.), erster Vorsitzender von „finkwg e. V. Förderung Inklusion Wir Gemeinsam“, Jana Lorenz und Ronny Tischer. - Foto: Sabine Bäter

Landshut - pm (28.10.2025) Um zukunftsfähig zu bleiben, braucht die Eingliederungshilfe Reformen und die Bereitschaft aller Beteiligten, neue Wege zu gehen, weiß Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich. Denn die Lücke zwischen Bedarf und tatsächlicher Machbarkeit klafft immer weiter auseinander. Der Bezirk Niederbayern – zuständig für Hilfen für Menschen mit Behinderung und für pflegebedürftige Menschen – stellt die finanziellen Mittel für das Leben, Wohnen und Arbeiten bereit.

586 Millionen Euro und somit 90 Prozent des Bezirkshaushaltes fließen dieses Jahr in die soziale Sicherung. Der Bezirk und seine Kooperationspartner der freien Wohlfahrtspflege ächzen unter steigenden Baukosten, einem sich zuspitzenden Fachkräftemangel und wachsender Bürokratie. „Die Kosten explodieren, aber die Betroffenen sagen, dass bei ihnen wenig ankommt“, so Dr. Heinrich.

Diesen Eindruck bestätigt auch Armin Mayer, erster Vorsitzender von „finkwg e. V. Förderung Inklusion Wir Gemeinsam“, der gemeinsam mit Jana Lorenz und Ronny Tischer das Gespräch mit dem Bezirkstagspräsidenten gesucht hatte. Beim Besuch in der Landshuter Bezirksverwaltung betonte Mayer: „Eltern machen sich Sorgen, wie es weitergeht mit ihren behinderten Kindern, wenn sie selbst nicht mehr können. Und es wird immer schwieriger für Menschen mit Behinderung, selbstbestimmt zu wohnen.“ „Partner wie die Lebenshilfe berichten von langen Wartelisten beispielsweise für Wohnheimplätze“, so Heinrich. Selbst wenn Bauprojekte für mehr Plätze finanziert werden könnten, scheitere die Umsetzung immer öfter am Fachkräftemangel. Schließlich brauche es nicht nur Wohnraum, sondern auch Betreuung. Ähnlich sehe es in Pflegeheimen aus: Viele Betten können nicht belegt werden, weil Fachkraftquoten nicht erfüllt werden können.

Es stelle sich die Frage, so Mayer, wie man Wohnen für Menschen mit Behinderung mit möglichst wenig Fremdleistung organisieren könne – ohne dabei das Thema Inklusion als Menschenrecht aus den Augen zu verlieren. Einen gangbaren Weg, um behinderten Menschen ein inklusiveres, selbstbestimmteres Leben zu ermöglichen und gleichzeitig Bürokratie und Kosten zu reduzieren, sieht er in inklusiven Wohngemeinschaften. Ein Beispiel sei „WOHN:SINN – Bündnis für inklusives Wohnen e.V.“, ein Verein mit Sitz in München, der sich für selbstbestimmtes und gemeinschaftliches Wohnen von Menschen mit und ohne Behinderung einsetzt. In den Wohngemeinschaften des Vereins teilen sich Menschen mit und ohne Behinderungen Küche, Wohnzimmer und teilweise auch Bäder. In den Hausprojekten leben Familien, Paare und Singles gleichzeitig in ihren eigenen vier Wänden und in Gemeinschaftsräumen und -gärten. Dabei kommt ein „Wohnen-für-Mithilfe“-Konzept zum Einsatz: Nicht behinderte Menschen unterstützen ihre behinderten Mitbewohner oder Nachbarn stundenweise im Alltag und reduzieren dadurch ihre Miete.

„Wir vom Verein finkwg hatten bereits ein Gebäude in Landshut in Aussicht, um ein erstes Projekt für inklusives Wohnen zu starten“, erzählt Mayer. Doch dann seien dem Verein die u. a. durch den Angriffskrieg auf die Ukraine enorm gestiegenen Baukosten in die Parade gefahren. Von der Finanzierung einer Bau- oder Sanierungsmaßnahme abgesehen, habe man es bei solchen Projekten mit sehr komplexen Fragestellungen zu tun wie etwa: Welche staatlichen Fördermittel können in Anspruch genommen werden? Welche sozialrechtlichen Bestimmungen müssen beachtet werden? Wie setzt man die Betreuung der Bewohner um – im Sinne von so viel wie nötig, so wenig wie möglich? Dabei hoffe er auf die Expertise des Bezirks Niederbayern.

Dazu der Bezirkstagspräsident: „Ich begrüße Initiativen, um Alternativen zu den herkömmlichen, ausgetretenen Pfaden zu schaffen. Das Ziel sollte sein, ein Konzept für die Region zu schaffen, das für ähnliche Initiativen multipliziert werden kann und an dem diese sich orientieren können.“

Bezirksrat und Behindertenbeauftragter Markus Scheuermann führte dazu das Beispiel von „Gemeinsam Wohnen Landshut (GeWoLa)“ an, bei dem eine inklusive Wohnanlage für Menschen mit und ohne Behinderung, Familien, Singles, ältere und jüngere Menschen geschaffen werden soll.

Für die Entwicklung eines möglichen Konzepts bot Heinrich an, das geplante Quartiersprojekt des Bezirks als Beispiel zur Klärung grundsätzlicher Fragen heranzuziehen: Zwischen Lurzenhof und Auloh soll auf bezirkseigenen Grundstücken hochwertiger, bezahlbarer Wohnraum entstehen – speziell für den sozialen Wohnungsmarkt und für Menschen mit Behinderung, aber auch für Bezirksmitarbeiter und den freien Wohnungsmarkt. Anhand der Pläne könne man zunächst Finanzierung und Organisatorisches im Gespräch mit der bezirklichen Bauverwaltung klären und danach weitere sozialrechtliche und monetäre Fragen mit den Experten der Sozialverwaltung erörtern.

Die Besucher von finkwg zeigten sich sehr dankbar für den Vorschlag. Ein Termin mit der Bezirksbauverwaltung soll nun zeitnah folgen, um Potentiale für ein Konzept auszuloten.

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