Marlene und Lucia Gruber, Ruth Müller (MdL), Rupert Gruber
pm (23.07.20219 „Freiheit“, das ist das Wort, das bei den Schwestern Marlene und Lucia Gruber immer wieder fällt. Die beiden bewirtschaften den Hof in Schöfthal bei Rohr, der seit über 300 Jahren von der Familie Gruber als landwirtschaftlicher Betrieb geführt ist. Marlene (31) und Lucia (27) Gruber haben sich vor fünf Jahren entschlossen, gemeinsam den Betrieb ihres Vaters Rupert weiterzuführen und gleich im darauffolgenden Jahr auf ökologische Landwirtschaft umgestellt.
Beim Besuch der agrarpolitischen Sprecherin der BayernSPD-Landtagsfraktion Ruth Müller zusammen mit SPD-Gemeinderat Georg Riedl ziehen alle drei ein positives Fazit ihrer Entscheidung: Vater Rupert Gruber freut sich, dass der Bauernhof weiter mit Leben erfüllt wird und Marlene und Lucia Gruber schwärmen von der „Freiheit“, die sie mit ihrem Leben als Nebenerwerbslandwirtinnen und vor allem als Biobäuerinnen haben. Das Fundament auf dem die beiden Schwestern den Betrieb führen, ist solide, denn Lucia hat Forstwissenschaft in Weihenstephan und Agrarökologie in einem internationalen Masterprogramm studiert und Marlene Betriebswirtschaft in Regensburg und als Master Nachwachsende Rohstoffe an der TUM in Straubing.
Auf dem Einödhof stehen alte Obstbäume, die Früchte werden verarbeitet oder bei den „Marktschwärmern“ verkauft. Während der Großvater der beiden noch Tierhaltung hatte, hat diese Vater Rupert Gruber schon aufgegeben. Nur ein paar Hühner laufen auf dem Bauernhof gackernd hin und her. Und natürlich Bienen, denn in den Obstbäumen, im Hausgarten und angrenzenden Wald finden die sechs Völker genügend Nahrungsangebot, berichtet Imkerin Lucia Gruber. Auf den Ackerflächen werden nach Bioland-Kriterien Weizen, Hafer, Dinkel, Erbsen und Gerste angebaut. Großer Nachfrage erfreut sich auch die alte Kultur des Leins, der wegen seines hohen Omega-3-Anteils als Öl Verwendung findet.
Für die ökologisch erzeugte Braugerste gibt es mit dem Riedenburger Brauhaus einen Stammkunden und auf zwei Hektar Fläche werden Bio-Zuckerrüben angebaut. „Die brauchen viel Handarbeit“, zeigt Lucia Gruber auf die beiden Hacken, die an der Scheune lehnen. „Doch wenn ich an die Zwänge der konventionellen Landwirtschaft denke, wie man stets planen musste, wann gespritzt werden muss, erlebe ich diese Art zu wirtschaften und zu arbeiten als Maximum an Freiheit“, so der 70jährige Vater Rupert Gruber. Er wirkt zufrieden, denn eigentlich hatte er nicht damit gerechnet, dass der Hof auch in der nächsten Generation eine Zukunft hat: „Aber unsere Eltern haben uns die Freiheit gegeben, selbst zu entscheiden, was wir studieren möchten und am Ende haben wir beide gemerkt, dass es uns auf den Hof zurückzieht und wir Verantwortung für unsere Flächen übernehmen möchten“, sagt Marlene Gruber.
Nur als das Gespräch auf die Politik kommt, wünschen sich die beiden Schwestern weniger Freiheit, sondern mehr Vorgaben: „Denn die Politik muss jetzt die Rahmenbedingungen setzen, für mehr Klima- und Artenschutz“, so Lucia Gruber. Denn hier zeige sich, dass mit „Freiwilligkeit“ zu wenig passiere. Ruth Müller, die sowohl im Landwirtschaftsausschuss als auch im Umweltausschuss des Bayerischen Landtags tätig ist, konnte hier nur beipflichten. „Wenn wir als Gesellschaft mehr Tierwohl und mehr Ökologie wollen, müssen wir auch genau diese Betriebe stärker unterstützen und nicht mit reinen Flächenzahlungen die großen landwirtschaftlichen Unternehmen subventionieren“.