Im Herbst, wenn die Roteiche ihre schönsten Farben zeigt, wird der Naturwissenschaftliche Verein eine Führung zum Baum des Jahres anbieten. - Foto: Dr. Stefan Müller-Kroehling
Landshut – gw/mkr (08.01.2025) Nach der Echte Mehlbeere im vergangenen Jahr wurde die Roteiche zum Baum des Jahres 2025 gewählt. Die „Quercus rubra“, wie die Roteiche mit wissenschaftlichem Namen heißt, stammt ursprünglich aus der östlichen Hälfte Nordamerikas. Einige Exemplare des Baumes sind auch im Landshut, meist um den Hauptbahnhof, anzutreffen. Er stellt besondere Anforderungen an den Boden. Warum das so ist, erklärt Stadtrat, Forstexperte und stellvertretender Vorsitzende des Naturwissenschaftlichen Vereins Landshut, Dr. Stefan Müller-Kroehling:
Die Roteiche ist im Isartal nur selten anzutreffen, weil sie kalkunverträglich ist. Eine Ausnahme bildet das Areal rund um den Hauptbahnhof, da es dort nach dem zweiten Weltkrieg umfangreiche Bodenbewegungen statt gefunden haben. Das heißt, Kalkboden wurde durch Nicht-Kalkboden ersetzt. Gerade in Zeiten des Klimawandels gewinnt diese Baumart zunehmend an Bedeutung. Ihre Fähigkeit, auch auf trockenen Standorten zu gedeihen, macht sie zu einem wichtigen Bestandteil der deutschen Wälder., so Georg Schirmbeck, Schirmherr des Baum des Jahres 2025.
Am Hauptbahnhof stehen verschiedene Eichen-Arten, der Naturwissenschaftlichen Verein Landshut (NVL) wird 2025 auch wieder eine Führung zum "Baum des Jahres", der Roteiche (Quercus rubra) und weiteren Eichen-Arten im Stadtgebiet zur Abrundung der Führung anbieten, voraussichtlich im Herbst zur Zeit der Herbstverfärbung. Weil diese nordamerikanische Art kalkunverträglich ist, ist sie in dem Teil der Stadt, der im Isartal liegt, selten anzutreffen. Rund um den Bahnhof finden sich einige Exemplare. Hier ist davon auszugehen, dass in der Vergangenheit viel Bodenbewegung stattgefunden hat. Die Böden und Substrate rund um den Bahnhof sind daher sehr vielfältig, und bieten auch der Roteiche geeignete Standortsbedingungen.
So ist es auch im Bahnhofswald mit seinen über 50 vorkommenden Gehölzarten. Allerdings ist die Roteiche nicht darunter. Wissenschaftliche Studien haben herausgefunden, dass der Eichelhähner, der der wichtigste Ausbreitungsvektor für die heimischen Eichen-Arten ist, die Roteicheln weitgehend verschmäht. Daher hat die Roteiche bisher ihren Weg in den Bahnhofswald noch nicht gefunden. Gerade der Bahnhofswald, in dem als befriedeten Bezirk nach dem Jagdrecht Jagdruhe herrscht, ist ein Eldorado für den nützlichen Eichelhäher, der pro Jahr durchschnittlich über 5.000 Eichen sät. Dass dennoch und trotz der dringend benötigten Eichenverjüngung im Klimawandel in Bayern immer noch jedes Jahr über 20.000 Eichelhäher geschossen werden dürfen, "zum Schutz der Landeskultur" und wegen der "traditionellen Eichelhähersuppe", ist "ein Anachronismus und ein Skandal" - man schießt den wichtigsten Helfer ab, und das "zum Schutz der Landeskultur", so Dr. Stefan Müller-Kroehling.
Die Roteichen am Hauptbahnhof finden sich in der Allee entlang des Radwegs bei der Taxispur (ein Baum, neben anderen Eichen-Arten) und zwei Bäume rund um den Info-Kiosk der Stadtwerke am Busbahnhof. Während ein Baum sehr eingeklemmt steht und auch einen Kronenbruch und Kappung erdulden musste, sieht man im Hintergrund ein schönes Exemplar, dass vor einem leerstehenden Bahnbediensteten-Wohngebäude wächst, gleich hinter dem Kiosk.
Bei der Führung wird Dr. Stefan Müller-Kroehling auch auf die Bedeutung von Eichen für die Biodiversität und speziell im Klimawandel eingehen. Gezeigt werden unter anderem auch die im Stadtgebiet vorkommenden Eichen-Arten Stieleiche und Zerreiche und weitere wärmeliebende, in Europa heimische Baumarten wie Silberlinde und Manna-Esche und die für Landshut so charakteristische Flatterulme.
Der genaue Termin der Führung wird im Jahrespogramm des NVL und auf der Homepage (www.nwv-landshut.de) angekündigt werden.