Das 6. Landshut-Ingolstädter Leichtbau- symposium fand im BMW Werk in Dingol- fing statt. Die Veranstalter von den Hoch- schulen Landshut und Ingolstadt sowie dem Leichtbau-Cluster freuten sich über mehr als 100 Fachleute, die sich in Fachvorträ- gen sowie einer Besichtigung der Automo- bilproduktion über neue Leichtbautrends in der Karosserietechnik informierten. Der stellvertretende Werksleiter von BMW Dingolfing, Xaver Franz, sowie der Präsident der Hochschule Landshut, Professor Dr. Karl Stoffel, begrüßten die Teilnehmer.
Sie stellten die in den vergangenen Jahren wachsende Bedeutung des Leichtbaus insbesondere in der Automobilindustrie dar. Der Leichtbau in der Karosserietechnik nehme auch für die BMW Group einen immensen Stellenwert ein, so Franz. Der Ruf nach neuen und nachhaltigen Konzepten für Karosserien, effizientem Materialeinsatz und energieeffizienten Fertigungsverfahren werde immer lauter. Hochschulpräsident Prof. Dr. Karl Stoffel betonte den Stellenwert der Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft. Eine wertvolle Hilfestellung biete hier der Leichtbau-Cluster der Hochschule Landshut: er unterstütze u.a. Kooperationen und Qualifizierungsmaßnahmen, um gemeinsame Projekte und Maßnahmen sowie die fachliche Weiterbildung von Unternehmensmitarbeitern zu ermöglichen.
In sechs Fachvorträgen beleuchteten renommierte Referenten Leichtbautrends bei der Automobilproduktion, moderiert durch die Initiatoren der Veranstaltung, Professor Dr. Otto Huber (Hochschule Landshut) sowie Professor Dr. Jörg Wellnitz (Hochschule Ingolstadt). Zukünftige Herausforderungen gerade durch die Elektrifizierung von Fahrzeugen beleuchtete Dr. Peter Urban, Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen mbH Aachen. Diese bedeute auch zusätzliches Gewicht durch schwere „Batteriepakete", was Konsequenzen auf die Auslegung der Karosserie habe. Diese müsse verstärkt werden, was durch Faserver- bundwerkstoffe erfolgen könne. Die Mehrkosten könnten dabei durch Metallbauteile mit geringerer Blechdicke ausgeglichen werden.
Mit vielen Beispielen und Anregungen fesselte Professor Dr. Wellnitz das Plenum in seinem Vortrag „Automobile Wege ins 21. Jahrhundert - Fahrzeuge bewohnen unseren Planeten". Das Wachstum von produzierten Automobilen sei um ein Vielfaches höher als das der Menschheit. Dabei sei das Auto nicht nur Fortbewegungsmittel, es könne auch Wohnraum sein, geliebt werden und in der Familie einen hohen Stellenwert einnehmen. Das Verkehrsnetz verglich Professor Dr. Wellnitz mit den Adern des Menschen, „ein Infarkt, ein Stau mit der Folge nichts geht mehr", sei wie beim Menschen möglich. Nach seiner Einschätzung wird es bei den Antrieben noch eine lange Zeit dauern, bis sich ein ähnliches bewährtes Konzept wie der Ottomotor durchsetzen werde. „Elektroantriebe mit Batteriespeicher wie heute sind nur ein kleiner Zwischenschritt dazu", ist er überzeugt.
Wie trotz verbessertem Insassenschutz, besserer Ausstattung und einem längeren Radstand durch Mischbauweise Verbrauchs- und auch Gewichtsreduktion in der Karosserie erreichbar ist, zeigte Philipp Kellner (Porsche AG) am aktuellen Porsche 911. Dies durch einen Mix unterschiedlicher Materialien in der Karosseriestruktur. Aluminiumbleche und -profile, gegossene Aluminiumbauteile, kalt- und warmumgeformte Stähle sowie gegossene Karosserieanbauteile aus Aluminium aber auch Magnesium finden Verwendung. Am Beispiel des neuen 6er Gran Coupés der BMW Group zeigte Holger Stauch den spezifischen Einsatz von Leichtbau-Werkstoffen unter Berücksichtigung der Berechnung und Verfahren in der anschließenden Fertigung. Den Trend, in der Fahrzeugproduktion Modulbaukästen zu verwenden, erörterte Professor Dr. Bernd Griesbach von der Hochschule Ingolstadt. Hierdurch könnten Standardisierungs- und Skalierungseffekte genutzt werden, Voraussetzung sei eine Architekturgleichheit.
Mit einem Rundgang durch die laufende BMW-Produktion im Werk Dingolfing wurde das 6. Landshut-Ingolstädter Leichtbausymposium abgeschlossen. Den Teilnehmern wurde bei der zweieinhalbstündigen Besichtigungstour der Einblick in das Presswerk, den Karosseriebau und in die Montage gewährt. Hier konnten Fachspezialisten aus dem Hause BMW den hochinteressierten Teilnehmern die komplexen und ineinandergreifenden organisatorischen Aufbau- und Ablaufstrukturen, die zur Herstellung des Fahrfertigen Automobiles näher bringen, so Marc Bicker, Manager vom Leichtbau-Cluster.