v. l..: Stephan Meier, Johannes Alkofer, MdB Niklas Wagener, Forstrevierleiter Winfried Scharold; Franz Aunkofer, Roman Gundermann, Hans Alkofer, Lucia Gruber, Maria Krieger und Rupert Gruber - Foto: W. Götz
Rohr i. NB – pm (29.06.2023) Neben dem Großen Bayerischen Waldtag in Kelheim stand am Wochenende das Thema Wald auch auf dem Biohof Gruber Schöfthal in Rohr i. NB im Mittelpunkt. Auf Einladung des Ökoanbauverbandes Bioland Bayern e.V. besuchte der Bundestagsabgeordnete Niklas Wagener (Bündnis 90/Die Grünen) den land- und forstwirtschaftlichen Betrieb von Lucia und Marlene Gruber, um sich mit Waldbesitzer*innen über nachhaltige Waldbewirtschaftung und die Rolle des Rohstoffes Holz bei der Wärmewende auszutauschen.
“Zurzeit diskutiert man in der Gesellschaft sehr aufgeregt über das Gebäudeenergiegesetz. Wir wollen Klarheit in die Debatte bringen, Informationen aus erster Hand erhalten und zeigen, dass das Konzept, wie wir unseren Wald bewirtschaften und wie wir unseren Hof mit Holz heizen, gut funktioniert“, erläuterten die beiden Gastgeberinnen Lucia und Marlene Gruber zu Beginn der Veranstaltung.
Holz ist Teil der Lösung
Niklas Wagener, Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft, zeigte Verständnis für die Anliegen der Waldbesitzer*innen und ihre Sorge durch das GEG benachteiligt zu werden: „Das Thema Heizen mit Holz hat emotional bewegt und die Kommunikation darüber war alles andere als zufriedenstellend. Doch Biomasse ist Teil der Lösung und durch die Änderungen im parlamentarischen Verfahren kann Holz auch weiterhin frei eingesetzt werden - im Neubau wie im Bestand.“ Gleichzeitig wies Wagener jedoch auf die Notwendigkeit hin, verantwortungsvoll mit der Ressource Wald umzugehen.
Laut dem Thünen-Institut, einem Forschungsinstitut, das dem Bundeslandwirtschaftsministerium angegliedert ist, werden die Holzvorräte in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten von aktuell 100 Mio Festmeter um die Hälfte zurückgehen. „Deshalb werden wir in den kommenden Wochen gut überlegen müssen, wie wir eine Förderkulisse stricken, die keine Benachteiligungen aber auch keine Fehlanreize setzt. Die Leute müssen auch in 20, 30 Jahren das Holz zum Heizen noch bezahlen können“, so Wagener. Die vom Kabinett vergangene Woche beschlossene Holzbauinitiative trage zudem dazu bei, das Holz aus dem notwendigen Waldumbau und aus Waldschäden hochwertig und nachhaltig zu verwerten.
Waldumbau und Walderhalt sind die vordringlichsten Aufgaben
Rupert Gruber, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Kelheim hob die Bedeutung der Nutzfunktion der Wälder gerade auch im Hinblick auf den notwendigen Waldumbau hervor. Aufgrund des Klimawandels müsse der Wald zügig umgebaut werden und das passiere nur, wenn Bäume herausgenommen werden. Die Sorge, dass private Waldbesitzer ihren Wald übernutzen würden, sei unbegründet, sagte Gruber: „Wir wirtschaften vor allem regional, was die Nachhaltigkeit eigentlich unterstreicht.“ Der Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Kelheim, Roman Gundermann machte deutlich, dass Brennholz als Einnahmequelle für die Waldbesitzer nicht wegbrechen dürfe, zumal bei Papierholz die Absätze regelrecht eingebrochen seien und bei Schnittholz die Preissteigerung nicht bei den Waldbesitzern ankämen. „Bei schwachen Fichtenbestände bleibt außerdem nur Brennholz als Verwertung,“ so Gundermann. Für Simon Aunkofer, dem Sprecher der Bioland-Kreisgruppe Kelheim ist die Abgrenzung zwischen einer Nutzung von Holz als Brennstoff wie sie hier am Hof der Familie Gruber stattfinde und dem Verfeuern in Großkraftanlagen entscheidend.
„Wertvolles Schnittholz darf nicht einfach verbannt werden. Genauso wenig darf passieren, dass wir Holz in großen Mengen aus dem Ausland importieren müssen, um den Bedarf zu decken“, so Simon Aunkofer, der zusammen mit seinem Vater, Bio-Pionier Franz Aunkofer rund 40 Hektar Wald bewirtschaftet. Dessen Reaktion auf das Gebäudeenergiegesetz viel sehr positiv aus, da endlich etwas gegen die Temperaturerwärmung getan werde. „Momentan ist es 2,3 Grad wärmer als in der Vergleichsperiode in den 1990-er Jahren. Ich weiß nicht, welche Eiche oder Buche das noch lange überleben wird.“
Wie kann der Waldumbau gelingen?
Um den Wald für die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen fit zu machen, hat die Bundesregierung ein Förderprogramm auf den Weg gebracht, mit dem 200 Millionen Euro in den klimagerechten Wald fließen. Das Programm wurde bisher sehr gut angenommen und werde bereits auf 1,2 Mio Hektar Förderfläche betrieben, wie der Grünen-Bundestagsabgeordnete Wagener berichtete. Über diesen eingeleitete Paradigmenwechsel in der Waldpolitik zeigte sich Winfried Scharold, Forstrevierleiter für Siegenburg am AELF Abendsberg-Landshut, erfreut: „Schön, dass die naturnahe Forstwirtschaft wieder den Stellenwert bekommt, den sie verdient.“ Auch könne er die von Wagener angesprochene Endlichkeit der thermischen Verwertung von Holz durchaus nachvollziehen. Einigkeit herrschte unter den Teilnehmenden darüber, dass die Wildbestände dringend angepasst werden müssten, wenn der Waldumbau gelingen soll. Momentan gehe durch Wildverbiss viel Geld im Wald verloren.
Nominiert für den Deutschen Waldpreis 2023
Lucia und Marlene Gruber bewirtschaften insgesamt 30 Hektar Wald. Die beiden Schwestern vom Bioland-Hof Gruber Schöfthal in Rohr i. NB sind für den Deutschen Waldpreis 2023 nominiert, der kommende Woche in Berlin vergeben wird. Marlene und Lucia Gruber sind Waldbesitzerinnen aus Leidenschaft und verstehen sich als Botschafterinnen für den Wald und seine wichtigen Funktionen für Mensch und Natur.
Niklas Wagener zeigte sich nach der Waldbegehung von so viel Idealismus begeistert. Sein Fazit: „Bei ganz vielen Fragen rund um das Thema Holz, Holznutzung, Holzheizung, die wir gemeinsam diskutiert haben, sind wir einer Meinung, auch dass wir Biomasse und Holz in Zukunft im Sinne des Klimaschutzes weiter nutzen wollen. Ich freue mich zwei so engagierte Betriebsleiterinnen kennengelernt zu haben, die mit einerseits Idealismus und andererseits betriebswirtschaftlichen Sachverstand diesen Betrieb nachhaltig in die Zukunft führen.“