Aus alt mach neu lautet die Zauberformel der Abfallwirtschaft – aber erst einmal muss jemand diesen Kreislauf professionell in Bewegung bringen und in Schwung halten: Bei Altkleidern und Altpapier ist das in der Region Landshut, aber auch weit darüber hinaus die Firma Wittmann Recycling. Rund 58000 Tonnen Abfälle sammelt und sortiert die Firma pro Jahr, die bei Altkleidern bayernweit und bei Altpapier regional Marktführer ist – und vor allem auch ein guter und verlässlicher Partner des Landkreises Landshut, wie Landrat Josef Eppeneder bei einem Betriebsbesuch unterstrich im Gespräch mit den beiden Inhabern Karl und Andreas Wittmann.
Selbst die Firmenzentrale am Rand von Geisenhausen ist ein hervorragendes Beispiel für eine Wiederverwendung: Es sind das Gelände und die Gebäude der ehemaligen Molkerei von Geisenhausen, die heute als Lager- und Arbeitshallen, Garagen und Verwaltungsgebäude dienen für das Unternehmen, das gerade in den letzten zwei Jahren erneut einen kräftigen Aufschwung erlebte, der die Mitarbeiterzahl um zehn Personen auf 75 Beschäftigte steigen ließ.
Auf dem Gebiet des Textil-Recyclings „sind wir bayerischer Marktführer", erklärten die beiden Brüder Karl und Andreas Wittmann dem Landrat und einer kleinen Delegation von Mitarbeitern der Landkreisverwaltung: Zehn eigene und sechs Lastwagen von langjährigen Vertragspartnern sind ständig auf Achse, um rund 3000 Altkleider-Container zwischen Frankenwald und Alpenkette im wöchentlichen Turnus zu leeren und die Textilien einer sinnvollen Wiederverwertung zuzuführen.
In Bayern und im Ruhrgebiet
Gut 16500 Tonnen sind das im Jahr 2012 – in Bayern, aber auch im Ruhrgebiet, wo die Geisenhausener Firma seit mehr als 20 Jahren eine Niederlassung unterhält: „Von Bottrop aus werden mehr als 300 Altkleider-Container und viele karitative Sammlungen betreut", erläuterten die beiden Firmeninhaber ihren Gästen. Insgesamt nutzten mehrere hundert gemeinnützige Organisationen und viele Kommunen in ganz Deutschland den professionellen Kleider-Container- und Straßensammlungs-Service des niederbayerischen Unternehmens.
Rund ein Viertel der Altkleider wird zu Putzlumpen verarbeitet, etwa 45 Prozent finden als Secondhand-Bekleidung wieder eine Nutzung. Bei rund einem Fünftel werden die Fasern zurückgewonnen. Lediglich ein Anteil von etwa acht Prozent der Ware kann nicht mehr verwertet werden und kommt als Restmüll in die Müllverbrennung. Von der „guten Marktlage" profitieren nach den Worten der beiden Firmenchefs Organisationen wie das Rote Kreuz oder kirchliche Verbände, aber vermehrt auch Kommunen.
Rein mengenmäßig stellt Altpapier das größte Kontingent im Wertstoff-Mix der Firma Wittmann: 23.300 Tonnen Altpapier, von Zeitungen bis Kartonagen, kamen im Jahr 2012 zusammen – rund die Hälfte stammte aus dem Landkreis Landshut. Seit März liefert der Landkreis das gesamte Altpapier aus der Papiertonne und den Wertstoff-Sammelstellen an die Firma Wittmann.
Von Bauschutt bis Altholz
Er freue sich, dass dieses zuverlässige und leistungsfähige Unternehmen bei der Ausschreibung den Zuschlag bekommen habe, betonte Landrat Eppeneder beim Gang durch eine Halle, in der Unmengen von Zeitungen, Zeitschriften, Flugblättern, Wurfsendungen und sonstige Arten bedruckten Papiers über Förderbänder rollen und dann zu riesigen Ballen gepresst werden. In einem abgeschlossenen Raum daneben werden unter Sicherheitsauflagen ausgediente Unterlagen geschreddert, deren vertrauliche und personenbezogene Informationen nicht für jedermann
bestimmt sind.
Viele Firmen und Behörden, zum Beispiel auch das Landratsamt Landshut, lassen ihre alten Akten und Unterlagen bei der Firma Wittmann auf diese Art unbrauchbar machen. Das Spektrum der Materialien, die durch die Firma wieder in den Rohstoff-Kreislauf gebracht werden, ist freilich noch viel breiter und vielfältiger: Weitere 18.000 Tonnen an Abfällen hat Wittmann Recycling im vergangenen Jahr umgesetzt – von Gewerbemüll, über Bauschutt und Alt-Metalle bis hin zu Kunststoffen, Altholz und Sperrmüll.
China bestimmt Altpapier-Preis
„Wir sind gut aufgestellt", resümierte Karl Wittmann. Und Andreas Wittmann ergänzte, dass man mit Blick auf die Zukunft dort investieren und Marktanteile auszubauen suche, wo man stark sei – um Bereiche auszugleichen, in denen eine rückläufige Entwicklung zu beobachten sei: Konkret sprachen die Firmenchefs einen langsam spürbaren Schwund bei den Altpapiermengen aufgrund des Rückgangs der Zeitungsauflagen an.
Wie auf anderen Gebieten wie bei Stahl etwa, bestimmt nach den Worten der Wittmann-Brüder auch auf dem Altpapier-Markt heute China den Preis. Die schiere Zahl von mehr als 1,3 Milliarden Menschen – rund 17mal soviel wie Deutschland Einwohner hat – gibt den Ausschlag: Hat das Riesenreich Bedarf an Altpapier, schnell der (Weltmarkt-)Preis in die Höhe – und umgekehrt.
Wie immer auch Neuausrichtungen für die Zukunft aussehen – bei der Firma Wittmann kann man sie auf der Grundlage eines gediegenen Erfahrungsschatzes vornehmen: Im Jahr 1966 hatten der Firmengründer Lorenz Wittmann und seine Frau Marie die Betreuung von Papier- und Kleidersammlung begonnen. Ihre Söhne haben es zu dem heute so erfolgreichen Unternehmen ausgebaut – und mit deren eigenen erwachsenen Söhnen steht bereits die dritte Generation bereit, die Firma weiterzuführen, wie Landrat Eppeneder mit Freude anmerkte.