Zum letzten Mal vor der Sommerpause findet am Sonntag, 18. Mai, um 11 Uhr, im Lesecafé der Stadtbücherei im Salzstadel eine Matinee-Lesung der Reihe „Mitten ins Herz" statt. Heinz Oliver Karbus, Schauspieler und Regisseur, liest Gedichte und Texte des französischen Dichters Guillaume Apollinaire. Dessen Wer- ke haben die Entwicklung der französischen Lyrik im 20. Jahrhundert entscheidend gepägt.
Sie haben auch Maler wie Komponisten zu künstlerischem Schaffen angeregt. Zu seinen Lebzeiten nur einem kleinen Kreis persönlicher Freunde, Maler, Dichter, Musiker bekannt, hat sein Werk heute einen festen Platz in der französischen Literaturgeschichte. Den musikalischen Rahmen der Veranstaltung gestaltet wie gewohnt Martin Kubetz mit seinen Kompositionen am E-Piano.
Guillaume Apollinaire wurde am 26. August 1880 als Guglielmus Apollinaris Albertus de Kostrowitsky in Rom geboren. Dort verbrachte er auch seine Kindheit. In den folgenden Jahren ging er in Monaco, Nizza und Cannes zur Schule. 1899 siedelte er mit seiner Mutter, deren Geliebten und dem jüngeren Bruder nach Paris über. Er hielt sich, da er keinen Beruf erlernt hatte, mit schlecht bezahlten Tätigkeiten in verschiedenen Büros über Wasser und nahm schließlich eine Stellung bei einer Bank an. Während dieser Zeit schrieb er Gedichte und verlegte einige kleinere Zeitschriften. Seine Abende verbrachte er meist in Bibliotheken, wo er sich seiner „ungeheueren Lesewut" hingeben konnte oder bei Dichterlesungen in den Cafés am linken Seineufer. Dort wurde er mit Malern und Schriftstellern aus dem Künstlerkreis des Montmartre bekannt. Dichter wie Alfred Jarry, Max Jacob und Blaise Cendrars und die Maler Pablo Picasso, George Braque und Henri Rousseau zählten bald zu seinen engsten Freunden.
1907 schied Apollinaire aus der Bank aus und verdiente sich sein Brot mit journalistischen Arbeiten und Kunst- und Literaturkritiken. Er veröffentlichte in der Folge mehrere Romane, Erzählbände und Essaysammlungen.
1913 erschienen eine Buchausgabe seiner Gedichte unter dem Titel „Alcools" und „Les peintres cubistes" eine vielbeachtete Essaysammlung über die Maler des Kubismus.
1914 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen, im Frühsommer 1915 an die Front versetzt. Der Dreck und das Elend der Schützengräben desillusionierten ihn schnell.
Nach einer Kopfverletzung (1916) und mehreren Operationen war der Fronteinsatz für ihn zu Ende. Es folgte ein mehr als einjähriger Genesungsurlaub. Mit bandagiertem Kopf und in Uniform versuchte er sein altes Pariser Leben wieder aufzunehmen, schrieb weitere Romane, beendete die Gedichtsammlung „Calligrammes", verfasste ein surrealistisches Theaterstück sowie erotische, manchmal auch pornografische Texte.
Durch seine Kriegsverletzung geschwächt erlag er 1918 der spanischen Grippe, die in ganz Europa grassierte. Er wurde auf dem Friedhof Pére Lachaise beigesetzt.
Eintrittskarten für 5 Euro sind im Vorverkauf in der Stadtbücherei im Salzstadel erhältlich oder vorzubestellen unter Telefon 0871/22878.