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Prozess gegen Hanf-Pionier Wenzel Cerveny beginnt

München/Landshut - pm (16.06.2025) Der Münchner Cannabis-Unternehmer Wenzel Cerveny (64), Gründer der Fachhandelskette Hanf.com und engagierter Legalisierungsaktivist, sieht sich als Opfer einer politisch motivierten Strafverfolgung. Am Mittwoch, 18. Juni, um 13 Uhr beginnt vor dem Amtsgericht München (Nymphenburger Str. 16) ein Prozess gegen ihn – sechs Jahre nach einer umstrittenen Großrazzia.

Die Staatsanwaltschaft München I wirft Cerveny Verstöße gegen das Konsumcannabisgesetz (KCanG) vor. Konkret geht es um den Verkauf von Hanftee und CBD-Blüten mit einem THC-Gehalt unter 0,2 Prozent.

Für Cerveny ist das Verfahren Ausdruck eines politischen Kurses: „Ich werde nicht nach Recht, sondern nach Ideologie verfolgt“, sagt er. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) habe angekündigt, das neue Cannabisgesetz „extremst restriktiv“ umzusetzen – nun werde die Justiz zum „verlängerten Arm dieser Ideologie“.
Cerveny erhebt schwere Vorwürfe:

  • Unverhältnismäßigkeit & Steuerverschwendung:
    Die Razzia im April 2019 mobilisierte 180 Polizisten und elf Staatsanwälte – für einen Fall mit nicht berauschenden CBD-Produkten.
  • Rechtsunsicherheit:
    Die Gesetzeslage zu CBD sei widersprüchlich – insbesondere im Zusammenspiel von EU-Recht, dem BtMG und Urteilen von Verwaltungsgerichten. In anderen Bundesländern dürften Händler unbehelligt verkaufen. „Was in Berlin verkauft wird, wird in München beschlagnahmt“, so Cerveny.
  • Überlange Verfahrensdauer:
    Sechs Jahre zwischen Durchsuchung und Prozessbeginn seien eine unverhältnismäßige Belastung und widersprächen rechtsstaatlichen Grundsätzen.
  • Selektive Strafverfolgung:
    Die bayerische Justiz verfolge einen Sonderweg und schaffe keine Gleichheit vor dem Gesetz. „Hier wird mit zweierlei Maß gemessen“, so Cerveny.
  • Unwissenschaftliche Grundlage:
    CBD sei laut WHO unbedenklich und nicht psychoaktiv. Die Kriminalisierung entbehre jeder sachlichen Basis.

Wenzel Cerveny fordert Freispruch – und Schadensersatz

Der Unternehmer sieht sich als Symbolfall für ein verfehltes System: „Die Justiz schikaniert legale Händler und schützt damit keine Jugend – sie zerstört Existenzen.“ Insgesamt seien 2019 bei acht Razzien in mehreren Filialen Waren im Gesamtwert von rund 250.000 Euro beschlagnahmt worden. Cerveny fordert die vollständige Rückgabe dieser Produkte und kündigt eine Schadensersatzklage an – unter anderem wegen eines 7,5 Tonnen schweren Lkw im Wert von 20.000 Euro, der seit Oktober 2019 von der Polizei verwahrt wird. Kurios: Laut Cerveny sei der Lkw weiterhin zugelassen, da ihm die Nummernschilder zur Abmeldung nicht ausgehändigt wurden. „Wir zahlen immer noch Steuer und Versicherung für ein Fahrzeug, das seit Jahren beschlagnahmt ist.“

Die Staatsanwaltschaft München I habe 2024 angeboten, das Verfahren einzustellen – unter der Bedingung, dass Cerveny auf seine beschlagnahmten Waren verzichtet. Der Unternehmer lehnte dies entschieden ab.

Die Staatsanwaltschaft München II hat ein Verfahren wegen angeblichen Handels mit Cannabis-Produkten aus dem Jahr 2022 eingestellt und im Februar 2025 rund 50 Umzugskartons mit beschlagnahmter Ware zurückgegeben.

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