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MdB Bauer informiert sich zur Notlage von Apotheken

Marien Apotheke Neufahrn

v. l.: Andreas Kulzer, MdB Nicole Bauer MdB und Bürgermeister Peter Forstner

Neufahrn – „Rettet unsere Apotheken“. Mit diesem Appell wandte sich jüngst der Neufahrener Apotheker Andreas Kulzer an die Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer (FDP). Denn die bestehende Apothekenstruktur steht massiv unter Druck, wie Kulzer darlegte: „Es fehlt der Nachwuchs an Apothekerinnen und Apothekern und Pharmazeutisch-technischen Assistentinnen (PTA).

Das Honorar, das die Krankenkassen an die Apotheken zahlen müssen, wurde seit 20 Jahren nicht mehr angepasst. Dadurch rechnen sich kleinere Standorte oftmals nicht mehr. Dazu kommt der Druck durch Versandapotheken.“ Allein im vergangenen Jahr hätten fast 500 Apotheken ihre Türen für immer geschlossen, wie die Bundesvereinigung der Deutschen Apothekerverbände (ABDA) mitteilte. Auch in der niederbayerischen Region sind die Auswirkungen des Strukturwandels drastisch: „In Rohr und Pfeffenhausen gibt es mittlerweile keine Apotheke mehr,“ stellte der Inhaber der Marien-Apotheke fest.

Dass die Apotheker nun Alarm schlagen, sei dabei keine Frage des Selbsterhalts: „Die Bevölkerung braucht die Apotheken.“ Nicht ohne Grund verzeichnen deutsche Apotheken etwa drei Millionen Kundenkontakte pro Tag. „Nur bei uns gibt es schnellen Zugang zu hochwertigen Arzneimitteln, Notdienste und kompetente Beratung. Die Bürger schätzen dies. Aber dass es ein noch gutes Apothekennetz in Deutschland gibt, wird als selbstverständlich hingenommen,“ betonte Andreas Kulzer. Gerade wenn ein Kunde eine Vielzahl von Medikamenten einnehme, käme es oft zu ungewünschten Wechselwirkungen. Würde hier die Beratung vor Ort wegfallen, könne es schnell zu lebensgefährlichen Situationen kommen, machte der Apotheker deutlich.

Die Bundesregierung möchte nun das Apothekensystem reformieren und legte jüngst einen entsprechenden Entwurf vor. Der Kern der Reform: Apotheken sollen künftig ohne Apotheker auskommen. Stattdessen sollen Pharmazeutisch-technische Assistenten das Geschäft in Zweigstellen leiten können, Apotheker sollen bei Bedarf per Video zugeschaltet werden. Dieses Konzept der „Apotheke Light“ wird nicht nur von Apothekern wie Andreas Kulzer kritisiert. Auch von der FDP kommt Kritik. Der Gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Prof. Dr. Andrew Ullmann zog bei dieser Frage eine rote Linie und erklärte im April: „Eine Veränderung der Berufsordnung im Sinne ihrer Zerstörung tragen wir als FDP nicht mit.“ Das sieht die Heimatabgeordnete Nicole Bauer genauso: „Wir können nicht zulassen, dass es in manchen Regionen Niederbayerns keine Apotheken mehr gibt. Schließungen aber durch Qualitätsminderung zu verhindern ist Irrsinn. Wir müssen an die Vergütung ran, und an den Notdienstzuschlag! Der rechnet sich auf dem Land nämlich keineswegs.“

Ein Hauptteil des wirtschaftlichen Einkommens einer Apotheke wird durch die Abgabe von verschreibungspflichtigen Medikamenten generiert. Diese ist gesetzlich an eine Beratungspflicht gekoppelt. Für diese Beratungs- und Beschaffungsleistung zahlen die Krankenkassen ein bestimmtes Honorar. Dieses Honorar ist gebunden an die Anzahl der abgegebenen Packungsmengen verschreibungspflichtiger Medikamente und nicht an einem in anderen Branchen üblichen prozentualen Aufschlag. „Eine Einsparung für die gesetzlichen Krankenkassen ist somit bei einer Verringerung der Apothekendichte gar nicht möglich, da dies nichts an der Anzahl der Verordnungen ändern würde. Und ein Apothekensterben würde der Gesundheitsminister durch seine geplante Strukturreform provozieren,“ so der Apotheker.

Bei der Vergütung will Lauterbach zwar das Fixum als Beratungs- und Beschaffungspauschale in zwei Schritten erhöhen: von 8,35 Euro auf 8,66 Euro 2025 und auf 9 Euro im Jahr 2026. Parallel soll aber die prozentuale Vergütung von derzeit 3 Prozent schrittweise auf 2,5 und dann auf 2 Prozent fallen. Bei hochpreisigen Arzneimitteln würden Apotheker somit nur noch einen Bruchteil der bisherigen Vergütung erhalten. Damit würde eine Vorfinanzierung von teuren Arzneimitteln durch die Apotheke zusätzlich hohe Kosten verursachen. Ab 2027 sollen der Deutsche Apothekerverband (DAV) und der GKV-Spitzenverband dem Reformentwurf nach dann direkt über die Vergütung verhandeln. Während Nicole Bauer die Erhöhung des Fixums begrüßte, lehnte sie die Kürzung des prozentualen Apothekenzuschlag entschieden ab: „Apotheker müssen jetzt bereits bei teuren Medikamenten mit teils tausenden Euros in Vorleistung gehen. Hier die ohnehin bereits geringe Vergütung noch weiter zusammenzustreichen, gefährdet den Fortbestand der ländlichen Apotheken. Das kann nicht sein!“

Am Ende des Gesprächs waren sich beide einig: „Apotheken müssen im ländlichen Raum erhalten bleiben. Dafür lohnt es sich für die Bürgerinnen und Bürger zu kämpfen.

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