Katastrophenschutz „von oben“: Die Überwachungsflüge zur vorbeugenden Waldbrandbekämpfung werden bei hohen Temperaturen und starker Trockenheit durchgeführt. -Fotos: Regierung von Niederbayern
Niederbayern - pm (02.05.2025) Vor wenigen Tagen und auch heute wieder haben sie wegen hoher Waldbrandgefahr ausrücken müssen – vergangenes Jahr sogar 25 Mal an 11 Tagen: Niederbayerns Luftbeobachtungsteams, die von der Regierung von Niederbayern im Rahmen des Katastrophenschutzes eingesetzt werden. Ob Waldbrand- oder Hochwassergefahr – sie nehmen „von oben“ eine lebensnotwendige Aufgabe wahr – und das ehrenamtlich.
Bei einem Pressetermin gemeinsam mit Regierungspräsident Rainer Haselbeck vergangenen Mittwoch am Verkehrslandeplatz Landshut-Ellermühle gaben die Piloten und Luftbeobachter im Rahmen ihrer regelmäßig stattfindenden Übungseinheiten einen Einblick in ihre Arbeit – auch aus der Luft.
Regierungspräsident Rainer Haselbeck hob beim Termin das großartige ehrenamtliche Engagement der Teams hervor: „Die Luftbeobachtung steht und fällt mit Ihrem Einsatz. Sie leisten zum Schutz der Bevölkerung eine lebenswichtige Arbeit und tragen wesentlich dazu bei, drohende Katastrophen zu verhindern. Gerade mit Blick auf die zunehmenden Extremwetterereignisse ist Ihr Einsatz bedeutsamer denn je. Denn im Ernstfall geht es um so Vieles: um den Schutz des eigenen Hab und Guts, um den Erhalt von Existenzen oder im denkbar schlimmsten Fall um Menschenleben. Für Ihren Einsatz, bei dem Sie jedes Mal auch Ihr eigenes Leben gefährden, gebührt Ihnen großer Dank und Anerkennung. Sie sind unverzichtbar für unseren Katastrophenschutz in Niederbayern“, betonte Haselbeck und dankte den Teams sowie allen weiteren Einsatzkräften für die außerordentlich gute Zusammenarbeit.
Bereit für den bevorstehenden Übungsflug: Regierungspräsident Rainer Haselbeck (l.) mit dem Vizepräsidenten der Luftrettungsstaffel Bayern, Jörg Herrmannsdörfer, am Stützpunkt Landshut-Ellermühle.
Erkennen, lokalisieren und alarmieren: Zu den Aufgaben der Luftbeobachtungsteams zählen unter anderem, Waldbrände möglichst frühzeitig zu erkennen, die Brandstelle exakt zu lokalisieren und dies der Integrierten Leitstelle (ILS) per Digitalfunk zu melden. Diese alarmiert dann umgehend die zuständigen Feuerwehren zur Brandbekämpfung. Mit Informationen aus der Luft kann sowohl die Anfahrt als auch der Löscheinsatz der Wehren unterstützt werden.
29 Luftbeobachter in Niederbayern im Einsatz
Die Flüge zur Luftbeobachtung werden von ehrenamtlichen Piloten der Luftrettungsstaffel Bayern durchgeführt. Verteilt auf 32 Stützpunkte stehen in Bayern über 300 Piloten mit 150 Flugzeugen und fünf Hubschraubern zur Verfügung. In Niederbayern sind 29 Luftbeobachter im Einsatz – verteilt auf die fünf Stützpunkte Landshut, Vilshofen, Eggenfelden, Straubing-Wallmühle und Arnbruck. Bei angeordneten Flügen werden die Einsatzpiloten von ausgebildeten Luftbeobachtern des Katastrophenschutzes unterstützt. Dieses Luftbeobachtungsteam setzt sich in der Regel aus Mitarbeitern der Kreisverwaltungsbehörden und der Forstverwaltung zusammen.
Wann geflogen wird
Die Überwachungsflüge zur vorbeugenden Waldbrandbekämpfung werden bei hohen Temperaturen und starker Trockenheit durchgeführt. Deshalb kann der Einsatz der Luftbeobachter relativ vorgeplant erfolgen. Aber auch bei Großbränden, Hochwasser, Umweltkatastrophen oder sonstigen großflächigen Akutereignissen können die Luftbeobachter alarmiert werden. Diese sind bei ihrer Tätigkeit im Beobachtungsflugzeug oder -hubschrauber über BOS-Funk mit den Hilfskräften am Boden verbunden und können so wichtige Erkenntnisse weitergeben beziehungsweise Einsatzkräfte aus der Luft führen.
Waldbrandindex ausschlaggebend
Die Einsätze erfolgen auf Grundlage des Waldbrandindex des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Bei einem Index von 5 wird auf alle Fälle geflogen. Bei einem Index von 4 wird dann geflogen, wenn ein größeres Gebiet betroffen sein sollte. Das Katastrophenschutz-Team des Sachgebietes „Sicherheit und Ordnung“ der Regierung entscheidet nach Abstimmung mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Abensberg-Landshut, ob und wo geflogen wird.
Die Anordnung der Regierung wird dann von dem jeweils zuständigen Landratsamt umgesetzt, das ausgebildete Luftbeobachter zur Begleitung der Flüge einteilt. Die Leitung der Luftrettungsstaffel Niederbayern organisiert die Flugzeuge und sorgt für die Einteilung der ehrenamtlichen Piloten und in welchen Sektoren geflogen wird. Denn die Stützpunkte im Regierungsbezirk Niederbayern sind in insgesamt fünf Sektoren aufgeteilt. Dies gewährleistet, tagesaktuell auf die Wetterbedingungen reagieren zu können und die gemäß Waldbrandindex des DWD stark gefährdeten Bereiche zielgerichtet zu befliegen.
Heuer mussten die Teams bereits schon an zwei Tagen ausrücken. Vergangenes Jahr fanden an 11 Tagen 24 Luftbeobachtungsflüge statt, bei denen es keine Brände gab. Anders sah dies im Jahr 2023 aus, in dem insgesamt fünf Brände lokalisiert wurden.
Straffe, anspruchsvolle Ausbildung
Für ihre Aufgaben sind die Einsatzpiloten und Luftbeobachter speziell ausgebildet. Die Auswahl für die Ausbildung zum amtlichen Luftbeobachter erfolgt bedarfsorientiert durch die Regierung von Niederbayern in Abstimmung mit den unteren Katastrophenschutzbehörden. Zu diesem Personenkreis gehören Kräfte von Landratsämtern und kreisfreien Städten sowie von Forstdienststellen.
Alle Luftbeobachter durchlaufen eine straffe, anspruchsvolle Aus- und Weiterbildung an der Staatlichen Feuerwehrschule in Würzburg. Darüber hinaus üben die Luftbeobachter und Piloten auf Einladung der Regierung zweimal jährlich, um zu jeder Zeit gut für den Ernstfall vorbereitet zu sein und schnellstmöglich reagieren zu können, wie zuletzt am Mittwoch am Stützpunkt Landshut-Ellermühle. Die Übungseinheit ist in jeweils einen theoretischen und einen praktischen Teil mit Übungsflügen unterteilt. Dabei werden unter anderem allgemeine organisatorische Themen besprochen und Erfahrungen ausgetauscht. Im Rahmen der Übungsflüge wird die korrekte Abwicklung des Funkverkehrs mit einer Integrierten Leitstelle sowie der Einsatzleitung trainiert – und auch, bestimmte Ziele anhand vorgegebener Koordinaten aufzufinden.
Weitere Informationen rund um die Luftbeobachtung und vorbeugende Waldbrandbekämpfung gibt es auch online auf der Internetseite der Regierung unter www.regierung.niederbayern.bayern.de/luftbeobachtung.