Noch bei der letzten Sitzung des Kulturausschusses (10.11.) sah Stadtarchivar Gerhard Tausche die Stadt Landshut gut im Rennen bei der Bewerbung um das geplante Museum der neueren Geschichte, eine Projekt in der Größenordnung bis zu 50 Millionen €uro.
Die "Süddeutsche" schreibt heute im Internet: "Die Empfehlung der Museumsexperten und Historiker ist ... eindeutig: Regensburg ist der beste Standort für das Geschichtsmuseum. Gleich mehrere Gründe sprechen für die alte Reichshauptstadt." Die Stadt zählt derzeit 136 000 Einwohner.
Der sogenannte wissenschaftliche Beirat des Projekts hat sich nach "SZ"-Informationen damit "deutlich für Regensbug entschieden".
Ministerpräsident Horst Seehofer hat seine Meinung und Neigung bereits ebenfalls vor kurzem bei einem Besuch in Regensburg anläßlich der Festivitäten zu "25 Jahre BMW in Regensburg" kundgetan. "Es sieht gut aus für die Museums-Bewerbung der Domstadt", so der Landesvater.
Wir erinnern uns: Landshut hat sich auf Initiative von Stadtarchivar Gerhard Tausche im Juli quasi auf den letzten Drücker ebenfalls als Standort für das neue Geschichtsmuseum beworben. Angeboten hat die Stadt als Standorte das alte JVA-Gelände (8.000 qm), die Stadtresidenz und das Franziskanerkloster gegenüber der Keramikschule. Drei Standorte, bzw. Objekte, die bereits dem Freistaat gehören.
Landshut ist eine von 25 Bewerber-Städten bayernweit. Mitbieter sind unter anderen Freising, Ingolstadt, Rosenheim, Straubing, Bogen, Passau, oder Augsburg und viele andere Städte in allen Regierungsbezirken.
Der Regensburger Oberbürgermeister Hans Schaidinger (CSU) geht ebenfalls bereits fest davon aus, dass das Prestige-Projekt in seiner Stadt, auf dem Donaumarkt, vom Freistaat Bayern gebaut wird.
Dort sollte 2004 eine Stadthalle errichtet werden. Das wurde jedoch per Bürgerentscheid verhindert.
Das Museum der neueren Geschichte wäre am Donaumarkt in eine vielfältige bestehende Museumslandschaft eingebettet. Dort befinden sich bereits das Historische Museum, das Domschatzmuseum sowie das Reichstagsmuseum. In den Museumsneubau soll auch der sogenannte Österreichstadel als Werkstattgebäude eingebunden werden.
Noch im November wird, so die "Süddeutsche" online, die Runde der Bayerischen Staatsminister eine Entcheidung treffen. Auch Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch soll sich bereits tendenziell pro Regensburg ausgesprochen haben. Wenn er am 26./27. November zum FDP-Landesparteitag in die Landshuter Sparkassenarena kommt, dürfte die Standort-Entscheidung pro Regensburg schon festgeschrieben sein.
Am kommenden Wochenende (18. bis 20. Nov.) ist ja Landesparteitag der Jungen Union in Essenbach (Eskara-Halle) und in Landshut ( geselliger JU-Delegiertenabend im Bernlochner). In der Eskara-Halle wird auch Horst Seehofer als CSU-Landesvorsitzender sprechen (19.11.,17.30 Uhr).
Seehofers enge Freundschaft zu Regensburgs Oberbürgermeister Schaidinger ist bekannt. Dieser scheidet bei der nächsten Kommunalwahl 2014 altersbedingt aus dem Amt. Schaidinger, der mit einem Teil der CSU-Stadträte seit Jahren im Clinche liegt, ist vor kurzem den in Regenburg neu gegründeten "Bürgern für Regensburg" beigetreten. Angeblich will er 2014 zum Stadtrat kandidieren, wo es keine Altersgrenze gibt.
Warum die Niederbayerische Landeshauptstadt Landshut wieder einmal bei einem bayerischen Großprojekt nicht zum Zug kommt, hat wohl mehrere Gründe. Derzeit ist Landshut in München, im Landtag oder gar im Kabinett zu schwach bzw. gar nicht vertreten. Einzige CSU-Abgeordnete ist die Ergoldingerin Gertraud Goderbauer. MdL Erwin Huber, der im Nachbarwahlkreis Dingolfing-Landau incl. ehemaliger Landkreis Vilsbiburg Abgeordneter ist, hat gleich gar nicht die Bewerbung von Landshut unterstützt.
Die Freien Wähler haben zwar zwei Abgeordnete im Landtag, Hubet Aiwanger und Jutta Widmann, doch auch sie konnten wohl nichts ausrichten, zumal die Initiative nicht von ihnen ausging.
Das Museum der neueren Geschichte soll bereits 2018 eröffnet werden. Es wird, so heißt es, "total energieautark nach allen Regeln der modernen Technik" gebaut. Am Geld mangelt es dem Freistaat nicht. Allein in diesem Jahr kassiert der neue Finanzminister Markus Söder 1,7 Milliarden €uro mehr an Steuern als geplant.
Also wieder einmal ist Regensburg vorn. Die Hauptstadt der Oberpfalz war bis 1956 auch Bezirkshauptstadt für ganz Niederbayern. Erst unter SPD-Ministerpräsident Wilhelm Högner (Viererkoalition) wurde Landshut wieder Hauptstadt von Niederbayern. Das Verwaltungsgericht blieb jedoch in Regensburg.
Der explosive Aufschwung von Regensburg begann jedoch erst mit dem Bau der Autobahn und vor allem 1968 mit der Gründung der Universität (heute 21.000 Studierende) sowie der Fachhochschule (7.000 Studenten).
Dazu kam 1986 die Ansiedlung eines BMW-Werks mit derzeit 10.000 Beschäftigten. Tendenz weiter ansteigend.
Jetzt bemüht sich Regensbug auch noch intensiv um einen technisch-naturwissenschaftlichen Zweig für die Universität. Landshut ist derweil froh, dass die hiesige, 1978 gegründete Hochschule in Schönbrunn auf die 4.000 Studenten zugeht.
Zum Vergleich: In Landshut kommt auf 16 Einwohner ein Student, in Regensburg auf fünf Einwohner, ebenso wie in Passau (50.000 Einwohner, 10.000 Studierende). In Deggendorf (33.000 Einwohner, 5.000 Studierende) ist das Verhältnis 6:1 (Einwohner/Studenten).
Ein Nachtrag zum Museum: Die Grünen im Bayerischen Landtag wollen auf den Bau des auf 50 Millionen €uro veranschlagten Museums der neueren Geschichte gänzlich verzichten und das Geld lieber in soziale wie auch andere kulturelle Objekte investieren.