Dr. Markus Röhrig stellte Beispiele aus der Praxis vor, wie die Gestaltung von Arbeitsplätzen zum Erfolg eines Unternehmens beitragen kann. - Foto: Hochschule Landshut
Landshut – pm (14.12.2022) Warum ist die Gestaltung des Arbeitsplatzes so wichtig? Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Und wie werden sich Arbeitsplätze in Zukunft verändern? Mit diesen Fragen beschäftigte sich Dr. Markus Röhrig vom Unternehmen MANN + HUMMEL in einem Gastvortrag, den er auf Einladung von Prof. Dr. Nicole Trübswetter, Studiengangsleiterin Ingenieurpsychologie, an der Hochschule Landshut hielt.
„Der Bereich Arbeitsplatzgestaltung ist für unsere Studierenden nach ihrem Abschluss eines der möglichen Berufsfelder, in dem sie als Ingenieurpsychologinnen und -psychologen künftig tätig sein werden. Daher ist es wichtig, dass sie schon früh praktische Einblicke in dieses Thema erhalten“, freut sich Trübswetter über den externen Besuch. Röhrig ist im Unternehmen MANN + HUMMEL als Qualitätsleiter tätig und zeigte anhand von konkreten Beispielen, wie das Thema Arbeitsplatzgestaltung in dem Produktionsunternehmen für Filtrationslösungen umgesetzt wird.
Arbeitsplatzgestaltung beeinflusst Produktivität und Qualität
„Wer führt welche Tätigkeit am Arbeitsplatz aus? Diese Frage ist ganz entscheidend, wenn Sie in Zukunft für die Gestaltung von Arbeitsplätzen verantwortlich sind“, betonte Röhrig. Sind beispielsweise hauptsächlich Frauen an einer Arbeitsstation tätig, seien hinsichtlich der körperlichen Belastung andere Grenzwerte zu beachten als bei Männern. Gleiches gelte, wenn in Zukunft immer mehr ältere Menschen arbeiten. „Je besser ein Arbeitsplatz für die ausführende Person gestaltet ist, desto höher sind Produktivität und Arbeitsqualität“, so Röhrig. Denn die Leistungsfähigkeit eines Menschen hänge unter anderem von der Arbeitsplatzergonomie, also der optimalen Arbeitsplatzgestaltung ab. Durch eine ergonomische Gestaltung können zudem Erkrankungen und Unfälle verhindert sowie Gesundheitsrisiken gesenkt werden.
Regelmäßige Bewertung von Arbeitsplätzen
Daher lohne es sich für Unternehmen, in regelmäßigen Abständen die Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu überprüfen und zu bewerten. „Bei Tätigkeiten, die einseitig belastend sind, hat sich beispielsweise das Prinzip „Job Rotation“ bewährt“, erklärt Röhrig. Dabei wechseln die Mitarbeitenden regelmäßig die Arbeitsplätze oder kombinieren ihre Tätigkeit mit anderen Aktionen. Auch die biologische Tagesrhythmik spiele für die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit eine wesentliche Rolle. Für die Beanspruchungsbeurteilung des Arbeitsplatzes stehen verschiedenen Methoden zur Verfügung, beispielsweise das CUELA-Verfahren, das mithilfe von moderner Sensorik die körperlichen Belastungen unter realen Arbeitsbedingungen misst und eingesetzt wird, um die Wirksamkeit von ergonomischen Gestaltungsmaßnahmen zu analysieren.
Konkrete Optimierung von Arbeitsplätzen
Wie Arbeitsplätze nach einer solchen Analyse optimiert werden können, stellte Röhrig anhand einiger Beispiele konkret vor. „Dabei haben bereits kleine Modifizierungen eine große Wirkung“, so Röhrig. So wurden beispielsweise in der Fertigung die Greifwege der Mitarbeitenden reduziert. „Das spart im Einzelfall nur ein bis zwei Sekunden. In der Summe hat das aber einen messbaren Effekt.“ In einem anderen Fall setzte das Unternehmen Roboter für anstrengende körperliche Tätigkeiten ein. Auch fahrerlose Transportsysteme seien derzeit im Trend und tragen zum Arbeitsschutz bei. „Im Idealfall prüfen wir bereits im Vorfeld mithilfe von Simulationen, wie der ideale Arbeitsplatz aussieht“, so Röhrig, „dann sind keine korrektiven Maßnahmen im Nachhinein nötig.“
Zusammenarbeit von Mensch und Maschine
Abschließend gab Röhrig einen Ausblick, welche Themen in der Arbeitsplatzgestaltung zukünftig eine Rolle spielen. Im Hinblick auf den demografischen Wandel werde ein wichtiger Aspekt sein, weiterhin physische Belastungen am Arbeitsplatz zu reduzieren und gleichzeitig die Effizienz und Zufriedenheit der Mitarbeiter zu optimieren. Auch die Bereiche Digitalisierung, Vernetzung und die Arbeitswelt 4.0 werden in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. „Die Arbeit verlagert sich immer mehr – weg von rein körperlichen Tätigkeiten, hin zur Interaktion von Mensch und Maschine“, prognostiziert Röhrig. Dabei werde die Qualifikation der Mitarbeitenden immer wichtiger, z. B. wenn es darum geht, hochautomatisierte Anlagen zu bedienen und gleichzeitig kooperativ mit Robotern zu interagieren. „An dieser Stelle können die Absolventinnen und Absolventen der Ingenieurpsychologie einen entscheidenden Beitrag leisten“, so Trübswetter. Den Studierenden gab Röhrig mit auf den Weg, sich mithilfe von Praktika zu orientieren und so ihren zukünftigen Platz zu finden: „Gehen Sie raus in die Firmen und testen Sie, was Ihnen liegt und Spaß macht!“ Denn dann sei Arbeit erfüllend und sinnstiftend – und kein reiner Broterwerb.