Vor zwei Jahren wurde in der Landshuter Öffentlichkeit und im Stadtrat im Zuge der Umbenennung von Straßennamen (z.B. Max-Dingler-Weg) und im Vorfeld der Verlegung von "Stolpersteinen" intensiv und kontrovers über die Rolle von Karl Herzer diskutiert und geschrieben, der in der Nazi-Zeit kurzzeitig auch Vorsitzender der Turngemeinde war und zusammen mit sechs Blutordensträgern dem nicht demokratisch gewählten Landshuter Stadtrat die ganze Hitler-Zeit hindurch angehörte.
Dennoch wurde Herzer nach dem Krieg (1948) nur als "Mitläufer" eingestuft, obwohl er schon am 1. Dezember 1933 der NSDAP beitrat, die ihr Parteiquartier im Ottanianum hatte, wo sich heute die Jugendherberge befindet. Die Diskussion ging vor allem auch um eine TGL-Auszeichnung, die nach Karl Herzer, ein unumstritten herausragender TGL-Turner, benannt war.
Jetzt findet am Dienstag, 16. September, um 19 Uhr im Vereinslokal des Sportzentrums West ein Info-Abend statt, nachdem ein Institut für Zeitgeschichte das Leben und Wirken von Karl Herzer während der Naziherrschaft durchleutet hat. Die aktuelle TGL-Vorsitzende Prof. Dr. Goderbauer-Marchner wird den Info-Abend leiten. Sie hat ehemals eine Arbeit über Hitlers Reichs-SS-Führer Heinrich Himmler geschrieben, der in Landshut während des Ersten Weltkriegs das Humanistische Gymnasium - heute HCG - besuchte und absolvierte. Man darf gespannt sein, wie die TGL-Vorsitzende im Lichte einer wissenschaftlichen Arbeit die Rolle von Karl Herzer einordnet. /hs