Angeblich hat Klaus Pauli (65) im Zusammenhang mit seinem Ausscheiden aus der SPD-Stadtratsfrakion auch ernsthaft erwogen, den Stadtrat überhaupt zu verlassen. Im Prinzip wäre das aus der Sicht vieler Beobachter die sauberste Lösung, denn Stadtrat wird man ja auch zum Gutteil mit Hilfe der Partei. Pauli kandidierte 2014 auf dem Listenplatz 4 und wurde auf Rang drei in den Stadtrat gewählt. Erste Nachrückerin wäre Ute Kubatschka, die vom Startplatz 3i auf Rang 7 zurückgefallen ist.
Danach folgt auf Rang 8 Patricia Steinberger, Tochter von Ex-Bürgemeister Gerd Steinberger, der mit Abstand das beste Wahlergebnis für die SPD erzielte.
Auf Platz 2 landete Robert Gewies, den die Wähler vom 6. Startplatz nach vorn gehäufelt haben. Das mag für den fundierten Verkehrsexperten und smarten Kulturinteressenten nach dem desaströsen Wahlergebns als OB-Kandidat 2010 (4,,98 %) eine große Genugtuung gewesen sein. Er wurde folgerichtig auch zum Fraktionschef gewählt. Die Landshuter Parteivorsitzende Anja König fiel dagegen vom Startplatz 1 auf Rang 5 zurück. Sie ist damit die einzige "Neue" im SPD-Stadtratsteam.
Am 14. Januar will sich die SPD im Vorstand auf eine OB-Kandidatin einigen. Hier laufen sich ja seit Monaten im Duett Anja König (48) und Patricia Steinbeger (44, stellv. Parteivorsitzende) warm. Ende Januar sollen dann die Mitlglieder in einer Nominierungsversammlung das letzte Wort haben. Den Aschermittwoch, heuer schon am 10. Fabruar, kann dann schon die frisch gekürte OB-Kandidatin als Frontfrau bestreiten.
Die SPD-Stadtratskandidaten haben 2014 immerhin 13,24 % der Landshuter gewählt, im übrigen bei einer historisch exrem schwachen Wahlbeteiligung von nur 39,98 %. Von den 52.178 Wahlberechtigten gingen nur 20.863 zur Wahl. Das hat die politisch Verantwortlichen irritiert. Bei der OB-Wahl 2010 ging noch jeder zweite Wahlberechtigte zum wählen.
Die Wahlergenisse der letzten Stadtratswahl sind sicherlich für die Erfolgsaussichten der OB-Kandidaten 2016 nicht ohne Bedeutung.
Denn die CSU rutschte 2014 auf nur mehr 28,21 % (14 Sitze)
Die Grünen kamen auf 16,34 % (7 Sitze)
Die SPD erzielte 13,24 % (6 Sitze)
Die Landshuter Mitte brachte es auf 11,98 % (5 Sitze)
Die Freien Wähler erreichten 10,69 % (5 Sitze)
Danach folgten die Bürger für Landshut mit 4,79 % (2 Sitze)
Die Junge Liste kam aus dem Stand auf 4,68 % (2 Sitze)
Die ÖDP schlug sich achtbar mit 4,54 % (2 Sitze)
Die FDP stürzte auf 2,92 % ab (1 Sitz, statt zuletzt 3)
Die Bayernpartei erreichte als Neuling 2,61 % (1 Sitz)
OB-Kandidat Helmut Radlmeier (49) muß sich also gewaltig anstrengen, wenn er am 9. Oktober 2016 auf Anhieb über 50 Prozent kommen will. Bei der Lantagswahl 2013 kam er auf 42 Prozent.
Denn auch die praktisch designierte OB-Kandidatin der Landshuter Mitte, Prof. Dr. Gabriele Goderbauer-Marchner (55), die am Freitag bei der letzten Plenarsitzung des Stadtrats die meisten und längsten Debattenbeiträge zum Lehrschwimmbecken der Grundschule St. Wolfgang lieferte, kalkuliert als CSU-Mitlglied mit Wählerstimmen aus dem christlich-konservativen Lager - und von den Freien Wählern, falls dieser Verein auf einen eigenen OB-Kandidaten verzichtet. 2010 erlebte ja OB-Kandidat Robert Mader mit nur 4,63 % eine herbe Bauchlandung.
Noch weitaus drastischer wurde der FDP-OB-Kandidat Prof. Dr. Christoph Zeitler mit nur 1,58 % der Wählerstimmen abgestraft.
Noch ist auch nicht abzusehen, wie sich die neue AfD (Alternative für Deutschland) in Landshut entwickelt. Da ist ein eigener OB-Kandidat nicht ausgeschlossen. Ähnlich ist es bei der Partei der Linken, die sich mit einem OB-Kandidaten (auch von auswärts) in Landshut als Partei zurückmelden könnte.
Die OB-Wahl 2016 ist jedoch schon deshalb fundamental anders, weil es am 9. Oktober keinen "Titelverteidiger" gibt wie 2010. Und die politische Landschaft hat sich seit 2010 weiter aufgefächert (LM, Junge Liste, Bayernpartei).
In der Regel können OB-Kandidaten mit ähnlichem Wahlergebnissen rechnen wie ihre Parteien bei Stadtrats- oder Landtagswahlen, wenn sie ihre eigenen Wähler entsprechend mobilisiern können. Dafür ist ein profilierter Wahlkampf die Voraussetzung. Eine Abstrafung von SPD, Freien Wählern (wenn sie denn antreten) und FDP wie 2010 ist also 2016 nicht zu befürchten.
Bei der Einschätzung der Wahlchancen für die LM-Kandidatin gehen die Meinungen vieler Beobachter weit auseinander. Nicht wenige erwarten die LM-Kandidatin in einer Stichwahl. Das wollen vor allem die Grünen mit ihrem OB-Kandidaten Stefan Gruber verhindern, der selbst auf eine Sieg-Chance im zweiten Wahlgang hofft. Dann könnte Helmut Radlmeier weiter im geliebten Landtag bleiben. Oberbürgermeister Hans Rmapf müßte sich über eine eigene Kandidatur zum Landtag für 2018 keine Gedanken machen.
Erstmalig werden sich wohl in Landshut mindestens zwei Bewerberinnen um die mit ca. 8.500 Euro besoldete Chefposition im Rathaus bemühen. Im Landtag sind regional die Frauen als Abgeordnete schon in der Überzahl: Ruth Müller (SPD), Rosi Steinberger (Grüne) und Jutta Widmann (FW) vertreten die Region im Wettstreit mit Helmut Radlmeier (CSU) und Hubert Aiwanger (FW). /hs