Fotos (W. Götz): Schön sieht anders aus - das derzeitige Hallenbad der Stadt Landshut. Fast könnte man meinen, der Bagger (links) möchte schon mal den Abriss üben.
Landshut – gw (31.07.18) Normal bleiben oder klotzen, das war die Frage, als es im Stadtratsplenum um den Neubau des Hallenbads ging. Die Mehrheit entschied sich für ein attraktives Volksbad für Freizeit, Schulen und Vereine. Die Grünen allerdings, fürchteten, dass ihr Lieblingskind "Busse Baby“ darunter leiden könnte und Stadtrat Maximilian Götzer (CSU) holte sich seine übliche Rüge von Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner ein.
Am derzeitige Hallenbad, von den Landshutern gerne „Schwimmschule“ genannt, nagt der Zahn der Zeit. Auf zehn bis maximal 15 Jahre wird die Restlebensdauer geschätzt. Stadtwerkechef Armin Bardelle brachte daher schon vor Jahren einen Vorschlag ins Rennen: Das Bad komplett neu zu bauen. Aber wie?
Dieses „Wie“ präsentiere Armin Bardelle den Stadträten mit vier möglichen Varianten im Plenum. Eine kostengünstige Sanierung, ein Bad, um die Grundversorgung abzudecken, eines mit einer erweiterten Grundversorgung und eine vierte Variante als Freizeitbad. Unterm Strich summieren sich für alle durchgespielten Möglichkeiten natürlich auch völlig verschiedene Investitionssummen.
Sanierung: Die Variante mit dem geringsten finanziellen Aufwand. Allerdings wäre das Bad spätestens in 15 Jahren am Ende seiner Lebenszeit und verursacht weiterhin hohe Betriebskosten
Grundversorgung – 8 Mio. €: Ein Neubau ohne Schnickschnack, der allerdings keine echte Verbesserung zu den jetzigen Einrichtungen vorsieht.
Erweiterte Grundversorgung – 12 Mio. €: Eine Aufwertung des Status quo um ein zusätzliches Becken und eine Erweiterung des Saunabereichs.
Freizeitbad – 24.2 Mio. €: Die Luxusvariante mit noch größeren Saunabereich plus Dampfbad , Rutsche, entsprechender Gastronomie, großzügigeren Aufenthaltsflächen, einem Strömungskanal und einem Kinderland.
Schon nach seine Vortrag, empfahl Armin Bardelle die Freizeitbadvariante, nicht in die nähere Auswahl zu nehmen. Das hat mit den laufenden Kosten zu tun, die er mit rund 2,7 Mio. € jährlich bezifferte. Zum Vergleich: Die Sanierung des bestehenden Bad würde ein jährliches Defizit von rund 1,8 Mio. € einfahren, die Grundversorgung 1,2 Mio. € und die erweiterte Grundversorgung knapp 1,7 Mio. €. Das heißt: Ein Neubau als „erweiterte Grundversorgung“ würde zum bestehenden Bad das jährliche Minus reduzieren.
Gleich zum Beginn der Debatte sagt Sigi Hagl (Grüne) „Nein“ zu den Neubauplänen und den damit verbundenen Kosten. Dr. Thomas Haslinger (CSU) sprach sich für ein Volksbad zu bezahlbaren Preisen aus.
Stadtkämmerer Rupert Aigner, stets die knappe Stadtkasse im Auge, plädierte sogar für das teurere Freizeitbad, bevor ein Investor kommt und vor Landshut eine Konkurrenz baut. Sigi Hagl wiederholte nochmals das Grüne „Nein“. Denn die Grünen waren damals für den Erhalt des Lehrschwimmbeckens in der Wolfgangsschule. Stattdessen wurde das Bad geschlossen und nun muss ein weiteres Becken im Hallenbad gebaut werden.
Klaus Pauli: "Wir brauchen kein Spaßbad".
Für die Freien Wähler brachte es Klaus Pauli auf den Punkt: „Wir brauchen kein Spaßbad, sondern ein Volksbad für Freizeit, Vereine und Schulen.“ Und fügte hinzu: „Das derzeitige Bad ist eine Energieschleuder“, so dass er auch aus ökologischen Gründen für einen Neubau stimmt.
Daraufhin konkretisierte Sigi Hagel das Grüne „Nein“ zum Neubau mit der Befürchtung, dass sich die Stadtwerke zu weit in Unkosten stürzen und dann kein Geld mehr für den Bürgerwillen „Busse Baby“ bleibt.
Ruf zur Geschäftsordnung: "Ende der Debatte"
Nicht lange ließ Maximilian Götzers Standard-Antrag zur Geschäftsordnung: „Ende der Debatte und wenn das keine Mehrheit bekommt Ende der Rednerliste", auf sich warten. Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner warf ihm darauf vor: „Ich halte den Antrag für unpassend, wo es um Millionen geht. Das ist unkollegial.“ Die Räte votierten darauf mit 18 : 15 für die Beendigung der Rednerliste.
Den Vorschlag von Elke März Granda, selbst bekennende Saunagängerin, im Saunabereich ein weiteres kleineres Becken zu integrieren, legte Armin Brdelle mit auf die Liste der Detailplanung.
Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner schlug noch einmal vor, das bisherige Bad, das noch zehn Jahre Lebenszeit hat, nicht auf den „Müll“ zu werfen. Gerade, weil auch in den letzten Jahren viel Geld schon in Sanierungen investiert wurde. Dies sah er, wie auch Sigi Hagl im Zusammenhang mit dem Bürgerentscheid „Busse Baby“, den die Landshuter wollen und dessen Umsetzung für die Stadt ebenfalls einige Millionen in die Hand nehmen muss.
Die Grünen und Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner (links) sehen mit dem Neubau des Hallenbads "Busse Baby" in Gefahr, während OB Alexander Putz die Chancen dafür noch besser einschätzt.
Zum Ende der Debatte gab Oberbürgermeister Alexander Putz zu bedenken, dass das bisherige Bad eventuell noch zehn Jahre durchhält, aber rein wirtschaftliche Gesichtspunkte für einen Neubau sprechen. „Dadurch können wir uns 'Busse Baby' sogar noch besser leisten, weil ein neues Bad die laufenden Kosten verringert.“
Mit 26 : 9 Stimmen ebnete die Mehrheit der Stadträte den Weg für einen Neubau nach der Variante „erweiterte Grundversorgung“.