Zahlreiche Naturfreunde haben eine informative Führung zu den seltensten Bestandteilen der Landshuter Stadtnatur in den ehemaligen Standortübungsplatz Landshut mit Dieter Nuhn erlebt. - Foto: Christoph Stein
Der Landshuter Dieter Nuhn beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Landshuter Flora. An seinem reichen Erfahrungsschatz ließ er nun Naturinteressierte aus Nah und Fern teilhaben. Auch aus angrenzenden Landkreisen kamen Naturfreunde zur von Orts- und Kreisgruppe Landshut im Bund Naturschutz organisierten Exkursion. Der Bund Naturschutz weist seit langem auf die Schätze der Landshuter Stadtnatur hin: Isaraue, Hangleiten, Flutmuldenwiesen.
Zusammen mit Dieter Nuhn drangen die Naturschützer nun zu den sehr besonderen, verborgenen Kleinoden der Stadtnatur vor, nämlich zu den botanischen Raritäten des ehemaligen Standortübungsplatzes. Dieser konnte vor mehr als 20 Jahren nicht zuletzt durch die Initiative des Bund Naturschutz als Naturschutzgebiet gesichert werden – und damit seine teils einzigartige Flora und Fauna.
Mit Dieter Nuhn gewann der Bund Naturschutz einen Experten, der wie kein anderer die Pflanzenwelt des Übungsplatzes kennt, kartiert, in Listen verzeichnet und sein Wissen mit den Teilnehmern an der Exkursion gerne teilt. Trotz eines Rippenbruches machte er sich zusammen mit den Naturinteressierten auf den Weg zu Erdbeerklee, Felsennelke, wilden Orchideenarten, Weiden-Alant, Sichelmöhre und weiteren highlights. Nicht zuletzt aufgrund seiner Forschungstätigkeit hat der ehemalige Standortübungsplatz, der vor allem für seine Amphibien- und Heidelerchen-Vorkommen bekannt ist, auch unter Botanikerkreisen einen weithin bekannten guten Ruf erreicht. Daher kamen an den heimischen Pflanzen interessierte Menschen nicht nur aus Stadt und Landkreis Landshut, sondern auch aus angrenzenden Landkreisen wie Rottal-Inn und Kelheim.
Die Route startete zunächst mit eher häufigeren Arten wie Wegwarte und auch eher störenden Arten wie dem Berufkraut und der Goldrute. Dieter Nuhn: „Mit diesen beiden Arten haben wir waschechte Amerikaner in der Landshuter Flora. Leider rücken sie aber unseren heimischen Arten allzu nahe, so dass eine aktive Entfernung durchgeführt werden sollte“. Tatsächlich stellen in Zeiten der Globalisierung gebietsfremde Pflanzen durchaus eine Gefährdung für die heimische Flora dar, die vordringlich erhaltenswert ist. „Wir müssen uns klar machen, dass wir in einer Zeit der Biodiversitätskrise leben“, so der Referent weiter. „Die Ochsenau und der ehemalige Standortübungsplatz mit seinen nahezu unberührten Wiesenhängen, die niemals ein Düngekorn und auch niemals ein Güllefass gesehen haben, stellen in ihrer Gesamtheit unverzichtbare Stützpfeiler der Artenvielfalt in Niederbayern und auch für den gesamten Freistaat dar.“
Diese hochrangige Aussage wurde auch sogleich belegt und mit der Sprossenden Felsennelke eine besonders seltene Art vorgezeigt, die hier zusammen mit dem Steifen Augentrost und der Büschel-Nelke zu bewundern war. „Diese Arten stehen auf der Roten Liste und kommen um Landshut wenn überhaupt nur an wenigen Stellen vor“, so Dieter Nuhn. Der frühere militärische Übungsbetrieb habe zum einen eine intensive Landwirtschaft ausgeschlossen, zum anderen auch Sonderstandorte wie Rohböden geschaffen, die nun, nach Jahrzehnten als Naturschutzgebiet, zu besonders artenreichen Standorten heranreifen würden. Daher habe es die ein oder andere Art der Isarauen, etwa das Helm-Knabenkraut es geschafft, das Areal etwas zu erweitern. „Das bleibt aber dennoch eine Ausnahme“, so Dieter Nuhn. „Die Böden und die Geologie im Standortübungsplatz sind vom Isartal so unterschiedlich, dass es nahezu aussichtslos ist, Ausgleichsflächen für Maßnahmen etwa im Bereich der Ochsenau im Hügelland etablieren zu wollen.“ Die Pflanzenarten der Ochsenau benötigen Standortbedingungen, die es im Hügelland so nicht gibt. „Das ist ja das wertprägende: Das Nebeneinander zweier so hochwertiger, aber in sich eben unterschiedlicher Räume, die zusammen eine in Niederbayern kaum mehr wiederzufindende Konstellation für die Artenvielfalt ergeben.“
Die zahlreichen Teilnehmer waren sich darin einig, dass eine weitere Bebauung der Ochsenau, wie von der Stadt Landshut offenbar immer noch vorgesehen, endlich vom Tisch müsse. Haushalts- und Wohnflächenprobleme der Stadt Landshut können einfach nicht zu Lasten der Ochsenau gehen, so der Bund Naturschutz. Zum Abschluss bedankte ich stellvertretender BN-Kreisgruppenvorsitzender Thurmaier bei Dieter Nuhn und überreichte ein kleines Präsent.