Die Zentralisierung der Schlachthöfe - ein Segen für unsere Stadt? Viele Bürger und Stadtratskollegen sehen hierin eine wirtschaftliche Bereicherung, Arbeitsbeschaffung, Kapazitätenerweiterung, Optimierung von Marktanteilen. Ich bin nach einigen Diskussionen erschüttert über die nüchterne Abar- beitung der Thematik. Es handelt sich um Lebewesen, die "vermarktet " werden, nicht um Materie.
Artgerechte Produktion - leider spricht man bei der Tötung von Tieren von Produktion - ist eine Farce. Längere Transportwege durch die Zentralisierung von Schlachthöfen sind vorprogrammiert. Die Kontrollen sind nach wie vor lückenhaft. Unsere auch im niederbayerischen Raum akzeptierte Massentierhaltung, unterstützt von Politik und Wirtschaft mit wenigen Ausnahmen, völlig fehlgeleitete Subventionen für Langstreckentransporte und Massentierhaltung sind Wegbereiter für diese Orientierung.
Verbraucher,die nur preisbezogen tierische Produkte kaufen, sind mit die Ursache des Problems. Ein Problem, mit dem wir wieder hautnah konfrontiert sind bei der Kapazitätenerweiterung des Landshuter Schlachthofs. Es wird kommen wie es zu erwarten war: Niemand will natürlich grundsätzlich Schlechtes für Tiere, aber wenn wir nicht zugreifen - eine Chance für Wirtschaftswachstum und Arbeitsplatzbeschaffung, dann wird es woanders passieren, so wird der Tenor sein.
Beschäftigt man sich mit dem Gedanken, wie es aussieht, wenn 500 Schweine in der Stunde geschlachtet werden? Angeblich laut LZ-Bericht vom 11. September, leuchtet der Mann, der die Halsschlagader durchtrennt, erst in die Augen der Tiere, um zu sehen, ob sie wirklich bewusstlos sind. Wer soll glauben, dass man 500 mal pro Stunde, d.h. alle 0,12 Minuten genau sieht, ob das Tier keine Schmerzen mehr spürt.
Auch das Thema schmerzlose Betäubung durch CO2 -Gas ist sehr umstritten. Prof.Klaus Troeger, einer der renommiertesten Fleischexperten Europas, langjähriger Institutsleiter am Max RubnerInstitut in Kulmbach, hat sich mit der Betäubung bei Schweinen langjährig beschäftigt. Nach seiner Aussage sind die Tiere bei der Betäubung durch CO2-Gas erheblichem Leid durch Atemnot und Erstickung, begleitet von gestreckter Halshaltung und Schreien ausgesetzt. Da dies in der Kammer der CO2- Begasung stattfindet, wo auch kein Veterinär zugegen ist, werden die Tiere scheinbar problemlos in den Begasungsbereich hineingetrieben und sind schlaff entspannt wieder zu sehen.
Dies sei bei Heliumgas nicht der Fall. Helium ist kostenintensiver, daher nicht verwendet (im Internet unter "besser Schlachten" von Patrick Hünerfeld). Ich hoffe,dass mein Beitrag wenigstens ein wenig zum Nachdenken veranlasst. Es wird sich die wirtschaftliche Seite nicht verändern, wen nicht wir als Konsumenten endlich handeln. Muss es das billigste Fleisch sein, das wir aus dem untersten Regal zerren, muss Aldi den Milchpreis wirklich nochmals senken? Kann ich nicht meinen Fleischkonsum halbieren und artgerechte Haltung fördern? Die alles sind nur einige der Möglichkeiten wie jeder von uns Politik und Wirtschaft verändern kann und unseren tierischen Artgenossen wenigstens zu einem einigermaßen erträglichen Ableben verhelfen kann. Der Erweiterung des Schlachthofes der Firma Vion werde ich im übrigen im Stadtrat nicht zustimmen, verknüpft mit der Hoffnung, dass sich viele Kollegen anschließen.
gez.
Dr Dagmar Kaindl, Stadträtin der CSU