Tilman von Kuepach: Die „Perle“ Landshuts muss poliert werden. - Foto: W. Götz
Landshut – pm (15.02.2020) Prof. Dr. Erwin Blum war bis 2011 Präsident der Hochschule Landshut und hat sie immer als Perle der Stadt Landshut genannt. Das stimmt sicher, aber möglicherweise muss die Perle auch neu poliert werden. Mittlerweile wird der Nachfolger Prof. Dr. Karl Stoffel ebenfalls wieder abtreten und zum 15. März wird Prof. Dr. Fritz Pörnbacher zum Präsidenten bestellt. Landshut hatte bis dato viel Glück mit den Genannten, haben sie doch viel für den Ausbau der Hochschule getan.
Wir, die Mitglieder der Fraktion der Landshuter Mitte aus Claudia Zehentbauer, Dr. Maria Fick, Hans-Peter Summer, Dr. Thomas Küffner und Tilman v.Kuepach wundern uns allerdings über die euphemistischen Äußerungen unserer Stadtspitze, gerade des OB in den sattsam bekannten Podiumsdiskussionen zur immer wieder mantraartig vorgetragenen hervorragenden Zusammenarbeit von Stadt und Hochschule. Wer nur immer wieder das Gleiche sagt, scheint es irgendwann auch selbst zu glauben.
Tatsache ist nämlich, dass die Studentenzahlen in Landshut seit dem Höchststand im Jahr 2015/16 beständig und kontinuierlich sinken, nämlich von 5.480 Studierenden auf nunmehr 4.750. Ganz anders ist die Situation in Deggendorf. Selbstbewusst verkündet man, dass in absehbarer Zeit die Studentenzahlen von rund 7.150 auf bald 10.000 steigen werden. Hier freut sich der Oberbürgermeister der Stadt, die nur halb so groß ist wie Landshut, dass Deggendorf das deutsche Zentrum für Digitalisierung werden soll. Und Straubing darf sich Campus der TU München nennen mit den zukunftsträchtigen Sparten, Biotechnologie und Nachhaltigkeit. Möglicherweise hatten hier in beiden Städten die entsprechenden Landtags- und Bundestagsabgeordneten doch erheblich mehr Einfluss auf die große Politik, als ihre Landshuter Kollegen?
Nichts desto weniger haben wir in Landshut auch unsere kommunalen Hausaufgaben zu machen, oder anders ausgedrückt, die Perle Hochschule Landshut muss poliert werden. Richtig ist wohl, dass die „Institution Link mit dem neuen Gebäude im Messegelände eine erste Anlaufstation ist.
Aus der nagelneuen Internetseite, die sich Alexander Putz unter www.landshut-baut.de gegönnt hat, heißt es, dass in der Nähe der Hochschule Landshut, an der Kiem-Pauli-Straße 8, bis Anfang 2020 ein dreigeschossiges, modernes, flexibles Gebäude mit vielen Services entsteht. Das neue Gründerzentrum Landshut ist eine Anlaufstelle für Startups, Gründer und Kreative aus der Region. Im Gebäude entstehen Besprechungsräume und 17 Büros. Gründercafé und Co-Workingzone bilden im Eingang den Kern des Bauwerks. Dort können auch Büroräume angemietet werden.
Gut, aber nicht Grund genug, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. In Dingolfing wurde ein ganzes Technologiezentrum von der Stadt Dingolfing und der Hochschule Landshut gebaut. Vier Professoren wurden insofern nach Dingolfing ausgelagert, um dort eine Art Leitfabrik, wie modern im Hochlohnland Deutschland produziert werden kann, möglich zu machen. Sie sehen, dass dem Technologiezentrum eine ganz konkrete Rolle zugeordnet wird mit entsprechenden Studiengängen.
Landshut hingegen hat sicher die Gunst der Stunde wahrgenommen, dass der Freistaat sein Füllhorn ausnahmsweise über die Stadt ausgeschüttet hat und den Bau fast zu 100 Prozent fördert. Also nicht Landshut baut, sondern eigentlich der Freistaat. Was mich stört, sind aber die allgemeinen Worthülsen der neuen Internetseite. Typisch für Landshut wird wieder ein Gemischtwarenladen eröffnet, ohne spezifische und unverwechselbare Marke. Letztlich dürfen junge Unternehmer, gleichgültig, ob sie Staubsauger reparieren oder ein Hochtechnologieprodukt entwickeln, erst einmal billig Unterschlupf finden. Für was aber die Hochschule Landshut steht und welche Intelligenz sich aus den Studiengängen zu neuen Produkten hin entwickelt, wird nicht erarbeitet.
Landshut war mit die Wiege der industriellen Revolution und die vorhandenen Strukturen schreien danach hier eine echte Verbindung von Lehre und Produktion zu schaffen, aber momentan tut sich (noch) nichts.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Ihr
Tilman v. Kuepach