Ein sympathischer Buchautor stellte am 6. Dezember sein Erstlingswerk „Blutwinter" bei einer Lesung in der Buchhandlung „Bücher Pustet" vor. Markus Flexeder (41, Foto) wuchs im niederbayrischen Eichendorf auf und kam 1988 mit 15 Jahren nach Landshut in ein Internat. Nach dem Abitur studierte er BWL und arbeitet momentan bei einer Firma für Rolltore im Vertrieb. 1998 entstand erstmals die Idee, ein Buch zu schreiben. Nach der Büroarbeit hatte der junge Mann noch einen Job als Fitnesstrainer. Am späten Abend begab er sich dann jahrelang fast täglich in die „Blaue Stunde" oder das „Cafe Kreuzer" und schrieb an seinen Büchern.
„Ich kann zu Hause nicht schreiben, ich muss das Gefühl haben, in die Arbeit zu gehen", sagt Markus Flexeder. „Blutwinter" ist auch fast ausschließlich in Cafes bei Espresso und Wein entstanden."
Vor drei Jahren begann er mit dem aktuellen Roman. „Blutwinter" führt den Leser in eine düstere, abergläubische Welt, in der die Leute noch an Werwölfe und den Schrecken der Rauhnächte glauben. Am Nikolausabend 1920 kommt ein Fremder den Hügel über einem Bergdorf durch den tiefen Schnee herabgestiegen und mordet scheinbar wahllos in dem kleinen Ort. Sieben Familien mitsamt kleinen Kindern, Mägden und Knechten müssen ihr Leben lassen. Der Fall wird nie aufgeklärt.
85 Jahre später tauchen zwei Journalisten in einem Altenheim auf. Dort wohnt die einzige noch lebende Zeugin der Mordnacht von damals. Ist sie heute bereit zu sprechen, was sie damals als kleines Mädchen gesehen hat?
Das Besondere an diesem Buch ist unter anderem die gekonnt einfließende, bayrische Sprache, die mit Wörtern wie „retour" oder „dasig" den Leser in ein oberbayerisches Bergdorf im Jahre 1920 versetzt. Die ausgewogene und sehr malerisch-bildhafte Sprache erzeugt im Kopf sogleich eine düstere Bilderwelt. Dies ist wohl so intensiv, da die Idee ursprünglich einem Film gegolten hat und aus Bildern in der Phantasie des Autors heraus entstanden ist. Viele Stimmen sagen auch, dass der Roman das Zeug zu einer Filmvorlage hat.
Der steinige Autorenweg war allerdings bei dem ersten Buch von vielen Absagen, Enttäuschungen und Frustrationen gepflastert. Der Verlag Ars Vivendi war von Anfang an von der Schreibe und der Geschichte Markus Flexeders „Blutwinter" begeistert. Auch sein Literaturagent Thomas Montasser war ihm eine große Hilfe. Er betreute unter anderem auch namhafte Autoren wie z.B. Maximilian Schell.
Noch eine Besonderheit: Markus Flexeder selbst habe von den eineinhalb Jahren, die er an dem Krimi geschrieben hat bis 2 Monate vor Schluss nicht gewusst, wie „Blutwinter" so richtig ausgehen wird. „Wenn der Autor nicht weiss, wie ein Buch ausgeht, wie soll es dann der Leser erahnen?".
Deshalb ist der Krimi auch spannend bis zur letzten Seite. „Wenn man weiss, wie das Buch endet, dann weiss man auch, warum ich ein fiktives Dorf nehmen musste und keines, das es wirklich gibt. Die Bewohner hätten mich nämlich dafür gesteinigt", so der Autor. Aber ein Dorf in den Bergen sollte es schon sein. Wo das Brauchtum noch gelebt wird und dem Buch einen mystischen Touch verleiht.
Markus Flexeder wehrt sich gegen die Trend-Bezeichnung „Heimatkrimi", in einem solchen gibt es nämlich als Merkmal immer einen Ort, der wirklich existiert und die Leserschaft ist meist auf eine Region begrenzt.
Inspiriert wurde er unter anderem auch durch seine Großmutter, die von 1900 bis 1999 lebte und ihm viel aus der Zeit und dem Leben von damals erzählen konnte. Auch seine Kindheit auf dem Land im niederbayrischen Eichendorf läßt der Autor in gewisser Weise in sein Buch einfließen. „Wenn man in der Stadt aufgewachsen ist, weiss man ja gar nicht, wie dunkel und gruselig so ein Wald in der Nacht sein kann." Das Schreiben habe er sich autodidaktisch beigebracht.
Markus Flexeder gesteht, er sei bis jetzt keine Leseratte gewesen, habe in seinem Leben vor „Blutwinter" auch nur einen einzigen Roman gelesen, ein Buch von Michael Ende, als er noch ein Kind war; sonst nur Sachbücher und Biografien. Dies sei ihm auch sehr wichtig gewesen, um nicht von anderen Autoren und Schreibstilen beeinflusst zu sein; er wollte stilistisch und inhaltlich sein ganz eigenes Buch schreiben. In Deutsch sei er auch nie eine „Leuchte" gewesen, habe immer auf Note vier bis fünf gestanden.
Markus Flexeder bei der Erst-Lesung in der Bücherei Pustet, Landshut, am 6. Dezember
Sein Umfeld hätte ihn oft belächelt und ihm gesagt, er solle sich da in nichts verrennen mit dem Schreiben. Einzig seine Mutter glaubte an ihn und sagte ihm in ihren letzten Lebensmonaten im Altenheim, er solle sich nur ruhig auf das Schreiben konzentrieren. Leider hat sie den Erfolg von „Blutwinter" nicht mehr erlebt. Dafür erlebte Markus Flexeder seinen Vater in seiner ersten Lesung zu seiner Freude sichtlich gerührt. Auch ohne seine damalige Beziehung hätte es sein Buch nicht gegeben, daraus habe er schon viel Kraft geschöpft und auch Rückendeckung bekommen. Er habe viele Opfer bringen müssen, unter anderem bei Freundschaften und der Freizeitgestaltung. Für Urlaub und Sport gebe es einfach keine Zeit mehr wegen des Schreibens.
Sein Kopf sei voll von Ideen für noch zehn weitere Bücher, vier davon seinen sehr konkret und die wolle er auch auf jeden Fall veröffentlichen. 1998 habe er auf einer Nachtfahrt die Idee zu einem Film gehabt. Davon wurden 700 Seiten geschrieben, sein erstes Buch, das noch nicht veröffentlicht wurde. Im Nachhinein findet Markus Flexeder dieses erste Buch „katastrophal" und „dilettantisch". Aber es sei die Idee zu einem anspruchsvollen, politischen Roman und nach einer gewissen Umarbeitung durchaus brauchbar. Also man darf sich jetzt schon auf mehr spannende Literatur aus Landshut freuen! / AG