Ab 3. Mai im Kinoptikum in Landshut, dazu Präsentation und Lesung mit Schauspieler Karl Knaup
Landshut – pm (29.04.2025) Der Film EIN STUMMER HUND WILL ICH NICHT SEIN, der neue Film von Regisseur und Produzent Walter Steffen, folgt dem Schicksal des katholischen Priesters Korbinian Aigner, der aufgrund seines Widerstandes gegen das NS-Regime nach einigen Leidensstationen in den Gefängnissen Freising und Stadelheim und im KZ Sachsenhausen 1941 als Häftling ins KZ Dachau kam. Dort wurde er wie viele Tausende Menschen in der gefürchteten „Plantage“ zur Arbeit gezwungen.
Unter unmenschlichen Bedingungen wurde in diesem, von den Nazis verharmlosend „Kräutergarten“ genannten Arbeitskommando nach biodynamischen Methoden Kräuter und Gewürze angebaut – zur „Gesundung des deutschen Volkskörpers“ - mit der gleichzeitigen Zielsetzung von „Vernichtung durch Arbeit“. Der Film, in dem es auch ganz stark um Versöhnung und Vergebung geht, feierte zum 80. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager am 23. April in München Premiere und startete jetzt bundesweit in den Kinos.
In Landshut ist der Film ab 3. Mai (20 Uhr) im Kinoptikum zu sehen. Zu der Vorführung am kommt Schauspieler Karl Knaup, der im Film die Rolle des Pfarrers Korbinian Aigner übernommen hat.
Korbinian Aigner ist ein stiller Held, der Haltung bewiesen hat. Ein wahrhafter Mensch, der uns heute ganz besonders inspirieren kann. Er hat das Lager überlebt, weil er dem tödlichen Grauen und dem tiefsten menschlichen Abgrund neues Leben entgegensetzte: Unentdeckt von den SS-Wachen züchtete er zwischen den Baracken des KZ neue Apfelsorten – mit den bezeichnenden Namen KZ1, KZ2, KZ3 und KZ4. Seine Züchtung „KZ3“ hat bis heute überlebt und wird unter dem Namen „Korbiniansapfel“ weltweit als Erinnerungsbaum an Gedenkstätten und anderen Orten gepflanzt – als Mahnung und für die Meinungsfreiheit. „Damit hat Korbinian Aigner sich und der Nachwelt eine klare Botschaft gesetzt“, betont Walter Steffen.
Mit bewegenden Zeitzeugenberichten und ausdrucksstarken dokumentarischen Filmbildern, mit atmosphärisch dichten Animationssequenzen im Stil einer Graphic Novel, mit inszenierten Spielszenen der Gerichtsverhandlung gegen den Priester sowie mit historischen Bild- und Filmdokumenten erzählt EIN STUMMER HUND WILL ICH NICHT SEIN zwei bisher weitgehend unbekannte Geschichten aus diesem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte: die des Priesters Korbinian Aigner, der trotz aller drohenden Gefahr seinem Gewissen gefolgt ist und die des berüchtigten „Kräutergartens“ im KZ Dachau.
Dem geistigen Prinzip von Korbinian Aigner folgend, kommen in dem Film unter anderem Menschen zu Wort, die heute aktiv sind und im übertragenen Sinne Bäume des Lebens pflanzen und pflegen - deutsche und israelische Jugendliche, die sich gemeinsam um eine aktive Erinnerungs- und Friedensarbeit kümmern; der Zeitzeuge Nick Hope, der sich als ehemaliger Häftling des KZ Dachau der Versöhnung verschrieben hat; der Schriftsteller und Historiker Gerd Holzheimer als Initiator und Protagonist des Films; der weltbekannte österreichische Gipsy-Jazzgitarrist Harri Stojka, der sich heute aktiv für die Kultur der Sinti und Roma einsetzt und dessen Großvater im „Kräutergarten“ zu Tode geschunden wurde; Helmut Hörger, der ehemalige Ministranten von Korbinian Aigner, dem der Pfarrer als einzigem von seiner Zeit im Konzentrationslager erzählt und mit dem zusammen er Anfang der 1950er Jahre das KZ Dachau besucht hat. Dem jungen Helmut Hörger hat Pfarrer Aigner damals seine Erinnerungen, sein Vermächtnis übergeben. Außerdem wirken in dem Film die Schauspieler Karl Knaup (als Korbinian Aigner), Ferdinand Dörfler (als Richter am NS-Sondergericht), Ferdinand Ascher (als Bezirksgauleiter) und Claudia Ottinger (als Hilfslehrerin) mit.
Regisseur Walter Steffen: „Mit diesem Film wollen wir an die Menschen zu erinnern, die im berüchtigten „Kräutergarten“ im KZ Dachau schier unendliches Leid ertragen mussten und ermordet wurden. Gleichzeitig zeigen wir aber auch beispielhaft auf, wie es Menschen heute möglich ist, sich für Versöhnung, Mitmenschlichkeit, ein friedvolles Miteinander und eine lebenswerte Zukunft einzusetzen – und damit gegen jede Form von Rassismus, Antisemitismus, Antiislamismus und allen anderen Formen menschlicher Ausgrenzung und Zerstörung.“
Obwohl die letzten vier Kino-Filme von Walter Steffen Filmförderung erhalten hatten, haben sich die Gremien des FFF Bayern (Bayerische Filmförderung) und des BKM (Filmförderung des Bundes) bei diesem wichtigen Film zum 80. Jahrestag der Befreiung gegen eine Förderung der Produktion entschieden. Entscheidungen, die leider für niemandem nachvollziehbar sind und für die es auch keine Erklärungen durch die Förderinstitutionen gegeben hat. Trotzdem konnte der Film als Low-Budget-Produktion realisiert werden, dank der finanziellen Unterstützung der Hubertus-Altgelt Stiftung, der FRISTO Stiftung, des Bezirks Oberbayern und des gesamten Filmteams, das einen Großteil der Honorare und Gagen zurückgestellt hat.
Die Schirmherrschaft für den Film EIN STUMMER HUND WILL ICH NICHT SEIN hat Dr. Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter des Bundes, übernommen. Außerdem wird der Film unterstützt von Charlotte Knobloch, Präsidentin der Jüdischen Gemeinde München, Romani Rose, Vorsitzender der Sinti und Roma in Deutschland, S.K.H. Herzog Franz von Bayern und vielen anderen Institutionen und Persönlichkeiten. Nach der Auswertung des Films in den Kinos wird er in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen sowie an Erinnerungsorten und bei anderen Veranstaltungen gezeigt, mit der Zielsetzung, die Menschen zu erinnern und im Sinne von Korbinian Aigner zu ermutigen, Haltung zu zeigen und sich gerade in Zeiten wie diesen für unsere Meinungsfreiheit und Demokratie aktiv einzusetzen.