Donnernder Applaus und eine tiefe Verneigung. Das neue Festspiel zur Landshuter Hochzeit überzeugte grandios. - Fotos: W. Götz
Landshut – gw (27.06.2023) Nach vier Jahrzehnten bringen die Förderer ein neues Festspiel aus der Feder des Landshuter Gymnasiallehrer Benedikt Schramm auf die Bühne das Rathausprunksaals, der bei der gestrigen Premiere bis zum letzten Platz gefüllt war. Das Publikum war hellauf begeistert. Das Stück, inszeniert von Stefan Tilch, überzeugte von der ersten Sekunde an und das Ensemble spielte sich in die Herzen des Publikums, das die gut einstündige Aufführung mit einem donnernden Applaus feierte.
Vier Jahrzehnte lang hatte das Festspiel von Leopold Ahlsen tausende Besucher fasziniert, doch wie wird das neue Stück ankommen, das Benedikt Schramm zu Zeiten des Corona-Lockdowns zu Papier brachte? „Die Geschichte ist vor meinem inneren Auge abgelaufen, wie ein Film", erklärte Benedikt Schramm dazu, als ihm die Geschichte „in die Feder rutschte“. Als Stefan Tilch, Intendant des Landshuter Stadttheaters, das Manuskript gelesen hatte, kam er in Schwärmen: „Alles passt, ein richtig guter Wurf, es hat in mir theatrale Begeisterung ausgelöst.“
Glanz und Protz des Reichtums wurden dargestellt.
Schramm, der als Historiker mit dem Schwerpunkt Spätmittelalter große Fach- und Quellenkenntnisse rund um die Landshuter Hochzeit mitbringt, stellt die Familie Schilthack in den Mittelpunkt des neuen Festspiels, eine Brauerfamilie die im Anwesen Altstadt 24 an der Ecke zur Oberen Länd lebte. Georg der Reichen, Sohn des bayerischen Herzogs Ludwig des Reichen, hatte bekanntlich 1475 zur Hochzeit mit Hedwig Jagiellonica, der Tochter des polnischen Königs Kasimir IV. Andreas 1.000e Gäste eingeladen, die bei den Familien in der Stadt Landshut einquartiert wurden, so auch bei der Familie Schilthack.
Genau diese Szenerie bringt Benedikt Schramm auf die Bühne im Rathausprunksaal, dessen Wandgemälde als Kulisse die Fürstenhochzeit darstellen, während draußen der Hochzeitszug vorbeizieht. Schramm spiegelt private Ereignisse der Familie Schilthack hinein in den Saal, der das historische Ereignis zeigt.
Die Wollust samt Saus und Braus waren Themen weiterer Szenen.
Eine Komödie voller Humor auf voller Tragik, offenbart sich dem Publikum, perfekt zugeschnitten auf die Zeit kurz vor, während der großen Hochzeit, den Sauf- und Fressgelagen während des siebentägigen Festes mit seinen tausenden Gästen und die Zeit danach, die das Land in den blutigen Erbfolgekrieg stürzte. Kaum besser könnte diese Zeit mit all ihrer Freude und mit all ihrem Leid besser, komprimiert auf 70 Minuten, dargestellt und inszentiert werden.
Eine schauspielerische Meisterleistung: Die Szenerie verwandelt sich in ein Standbild.
Ganz gleich, ob es um Machtspielchen geht, wie am besten ein Sitz im hohen Rat erhascht werden kann, der Sohnemann am besten an das begehrte Töchterlein per passender Mitgift verehelicht wird, das Gesinde mit den Eskapaden seiner Herrschaft zu leben hat und sich selbst seine Eskapaden gönnt, die polnischen Gäste sich über den Weinkeller hermachen, oder um den Tod, der während des Erbfolgekrieges durch die Gassen zog. Das Stück erklärt die Geschichte um 1475, die die Stadt Landshut so intensiv geprägt hat, wie keine andre Epoche, mit erfrischender Abwechslung zwischen Humor und Tragik ohne dass auch nur eine Sekunde Langeweile dabei aufkommt. Das Ensemble fesselt die Augen und die Ohren auf die Bühne.
Der Sensenmann geht um. Der bittere Erbfolgekrieg bricht aus.
Respekt vor der Leistung der Darsteller, allesamt Laien auf ihrem Gebiet, mit Begeisterung fürs Theater. Sie sorgen für immer neue Bilder und Kontraste mit spannenden Motiven voller Mimik und Gestik, Leidenschaft und Emotionen. Das Bühnenbild passt sich perfekt in die Kulisse des Rathausprunksaales ein und versetzt den Betrachter in eine andere Zeit, in die Zeit von 1475, mit ihren Gewändern und ihrer Musik.
Es heißt, Applaus sei der beste Lohn für jeden Schauspieler. Genau diesen Applaus spendete das Publikum aus vollem Herzen für ihre Leistung und Hingabe an das neue Festspiel. Standing Ovations rissen das Premierenpublikum von ihren Sitzen. So viel Dank hat der Rathausprunksaal schon seit Jahren nicht mehr erlebt.
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