Bayern - pm (09.09.2024) Ein Bericht der Bertelsmann-Stiftung zeigt: Kita-Mitarbeitende fielen im vergangenen Jahr 30 Tage krankheitsbedingt aus, während der Durchschnitt aller anderen Berufsgruppen bei 20 Krankheitstagen lag. Dies ist ein besorgniserregender Hinweis auf eine zu hohe Belastung. Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage des Kita-Personals ist zwischen 2021 und 2023 um rund 26 Prozent gestiegen.
Nach Atemwegsinfektionen folgen auf Platz zwei bereits psychische Erkrankungen als Ursache für die Arbeitsunfähigkeitstage – mit einem starken Anstieg in den letzten Jahren und deutlich über dem Durchschnitt aller Berufsgruppen.
Die KEG Bayern sieht in den gestiegenen Krankenständen, insbesondere aufgrund psychischer Erkrankungen, ein deutliches Zeichen für die immer wieder angemahnten, unzureichenden Rahmenbedingungen im frühkindlichen Bildungsbereich. Pädagoginnen und Pädagogen stehen unter einem immensen Druck, der nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Qualität der Bildung gefährdet. Das ist ein untragbarer Zustand!
Die Ausfallzeiten führen zu einer Überlastung der verbleibenden Beschäftigten und zu einer Personal-Kind-Relation, die nicht mehr verantwortbar ist. Es gibt weder Zeit noch Ressourcen für die pädagogische Begleitung der Kinder. Sie können nur noch „verwahrt“ werden, in der Hoffnung, dass an solchen Tagen nichts Schlimmes passiert. Diese Situation ist eine enorme psychische Belastung, die sich zu einem Dauerzustand entwickelt.
Dieser Teufelskreis muss durchbrochen werden! Denn zu wenig Fachkräfte, die immer öfter gezwungen sind, an ihrer Belastungsgrenze zu arbeiten, tragen ebenfalls nicht zur Attraktivität des Berufes bei.
Die Bildung von Kindern in der Kita ist für unsere Kita-Mitarbeitenden eine Herzensangelegenheit, die weitaus mehr Menschen betrifft als nur die Eltern. Denn wenn die Kita-Notbetreuung zum Normalzustand wird, werden zukünftig immer mehr Pädagogen das Handtuch werfen, Eltern aufgrund der Betreuung ihrer Kinder dem Job fernbleiben, neue Lücken im Arbeitsmarkt entstehen, und das Humankapital am deutschen Arbeitsmarkt wird weiter schwinden. Eine adäquate Bildung und Erziehung der Kinder zahlt auch auf unser aller Zukunft ein. Wir dürfen dieses Problem nicht weiter auf dem Rücken der Pädagogen austragen und nicht dabei zusehen, wie unsere Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas ausbrennen.
Das System steht vor dem Kollaps! Deshalb fordern wir die Politik erneut auf, die Bildung unserer Kinder wieder zur Chefsache zu machen!
Das heißt, die Verantwortung liegt bei den Eltern, die ihre Kinder fördern müssen. Das ist nur dann möglich, wenn Eltern weniger arbeiten und mehr Zeit für ihre Kinder haben. Kinderkriegen muss attraktiver werden – und zwar sofort!
Die KEG Bayern fordert:
- Steigerung der Attraktivität des Erzieherberufs und Entlastung der pädagogischen Fachkräfte: z. B. durch bessere Qualifizierung, 4-Tage-Woche/Reduktion der Arbeitszeit, kleinere Gruppen, verbesserte Arbeitsbedingungen, Einsatz pädagogisch qualifizierter Vertretungskräfte bei Personalausfällen, Förderung Bewegung und Ernährung durch Einbindung regionaler Partner
- Verbesserung der Qualität der Betreuung: ein guter Personalschlüssel ist entscheidend für die Qualität der Kinderbetreuung!
- Kita-Qualifizierung muss den Qualitätsstandards der FAKS entsprechen (mindestens einheitliche Abschlussprüfung)
- Kürzere Öffnungszeiten
- Urlaubszeiten für Kita-Kinder: Kinder müssen genauso viel Urlaubstage haben dürfen wie Arbeitnehmer
- Mehr Unterstützung der Eltern durch gezielte Familienpolitik: Teilzeit fördern/Elterngeld Zuschüsse um Kita-Nachfrage zu reduzieren