Kraftstrotzend::Spitzenkandidat Thomas Haslinger & Karatekämpfer Marco Altinger (Pl. 4)
Wie und wo die Stadt sparen sollte, das bewegt vor allem, auch in Leserbriefen, Marco Altinger, der für die Junge Liste bei der Stadtratswahl auf Platz 4 an den Start geht. Mit 34 ist der ehemalige Polizeibeamte und jetzige Multiunternehmer (Karateschule, Verleger eines Familienmagazns) der älteste Kandidat auf der Jungen Liste. Mit Spitzenkandidat Thomas Haslinger (27), demnächst Dr. Haslinger, bildet er die Speerspitze im Wahlkampf.
Flankiert werden beide von der 20-jährigen türkischstämmigen Aliye Karaüzüm (Pl. 3) , Kundenberaterin bei der Sparkasse Ergolding und der 24-jährigen Karina Habereder, Immobilienkauffrau in München. Sie will sich vor allem für preiswertes Bauen und Wohnen speziell für junge Familien, abrauchfür Studenten und Senioren einsetzen. Zudem sollte die Stadt der Hochschule eine "größere Aufmerksamkeit" schenken. Ein erster kleiner Seitenhieb auf den CSU-Vorsiztenden MdL Helmut Radlmeier, der ja seit Jahren den CSU-Arbeistslreis Hochschule leitet. Aliye Karaüzüm will sich für die Integration von Landshutern mit Migrationshintergrund einsetzen. Immerhin sind von den 66.500 Einwohnern über 7.500 ausländische Mitbürger.
Haslinger: "Erhöhung der Gewerbesteuer ein Fehler"
Plakativ wurden am Sonntagabend im "Landshuter Hof" auf blau-weißen Bannern bereits einige Themen und Forderungen formuliert, die fast alle an den 20 Punkte-Katalog der Landshuter Mitte erinnern. Da soll der städtische Haushalt "konsolidiert" werden, denn ansonsten hätte dieStadt in 20 oder 30 Jahren überhaupt keinen Handlungsspielraum mehr. Der Verwaltungsapparat soll modernisiert werden. Gefordert werden "mehr Effizienz, kürzere Wege, weniger Bürokratie". Die Innenstadt soll "entwickelt", attraktiver, lebendiger werden, z.B. durch weitere Open-air-Events. Generell soll Landshut "interessanter werden" mit "mehr Angeboten in den Bereichen Kultur, Unterhaltung, Sport und Freizeit". Thomas Haslinger will da "keinerlei Denkverbote" gelten lassen. Die Verbindug nach München müsse besser werden. Hier fiel das Stichwort MVV. Falsch nannte der Spitzenkandidat die Erhöhung der Gewerbesteuer. Die Junge Liste verstehe sich hier (siehe auch Landshuter Mitte) als "Anwalt der Wirtschaft", aber auch für den sozialen Wohnungsbau will sich das junge Kandidatenteam stark machen.
Thomas Haslinger erinnerte daran, dass er mit der JU gegen die Abschaffung der Studiengebühren gewesen sei. Und generell bemängelte er, dass die Stadtpolitik die "Chancen der Hochschule" immer noch nicht erkannt habe. Mit dem CSU-Landratskandidaten Daniel Sporer ist sich Haslinger einig, dass man die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Landkreis schnell und deutlich verbessern könne.
Ex-Klinik-Manager als Berater willkommen
Generell wünscht sich Haslinger "mehr Professionalität" im Stadtrat. Er will gelangweilte Stadträtinnen beim Stricken und Stadträte beim Studium von Urlaubsfotos von der Zuschauertribüne aus erspäht haben. Und, einige Stadträte würden ihre Unterlagen erst kurz vor Sitzungsbeginn im Plenaarsaal öffnen. Sich selbst nannte Haslinger "eher wertkonservativ". Dennoch will er auch "partiell" mit den Grünen zusammenarbeiten. Doch grundsätzlich wolle er sich als Stadtrat "nicht verbiegen lassen". Eher würde er sich aus dem Stadtrat wieder verabschieden.
Und dann ließ Haslinger noch eine kleine Katze aus dem Sack. Sein Kandidatenteam wolle gern den Rat des ehemaligen Klinikum-Geshäftsführers Dietmar Bönsch in Anspruch nehmen, der zum 1. August zu den Helios-Kliniken gewechselt ist. Das muß nicht bedeuten, dass Haslinger und Co. den Verkauf des Klinikums an einen privaten Riesen wie eben die Helios-Gruppe (117 Kliniken, 5,5 Milliarden Euro Jahresumsatz) erwägen. Bönsch wohnt immer noch in seinem Eigenheim in Landshut-Auloh.
"Werde nicht in 20 Vereine eintreten"
Persönliche Anfeindungen lehnt der Spitzenkandidat Haslinger ab. Videoübertragungen von Stadtratssitzungen würde Haslinger befürworten. Grundsätzlich will der 27-jährige bereits festgestellt haben, "dass in allen Fraktionen auch gute Stadträte tätig sind". Doch generell werfe die Stadt "zu viel Geld zum Fenster raus". Haslinger: "Wir müssen endlich sparen, auch bei der Kultur."
Dann schlug Thomas Haslinger wieder versöhnlichere Töne an. "Wir wollen mit allen Stadträten gut zusammenarbeiten." Was der Listenführer jedoch nicht vor hat: "Ich werde wegen meiner Kanddiatur nicht in 20 Vereine eintreten."
Man darf heute schon gespannt sein auf Podiumsdiskussionen, wenn Haslinger auf seine Parteifreunde MdL Radlmeier (CSU) und Prof. Dr. Küffner (Landshuter Mitte), auf Sigi Hagl (Grüne), Gerd Steinberger (SPD), Erwin Schneck (FW) sowie Bernd Friedrich (BfL) trifft. Bei den meisten Themen wird er sich mit der Landshuter Mitte einig sein. Ansonsten können die Kandidaten der Jungen Liste natürlich völig unbekümmert auftreten. Sie müssen keinerlei Altschulden und keine Bausünden verantworten. Die Jungen Wilden erinnern ein wenig an die Zeiten, das Josef Deimer, Herbert Hubert und Jörg Mößner Anfang der 60erJahre bei der verstaubten CSU für frischen Wind gesorgt haben.
Welche Rolle darf "Jung-Senior" Marco Altinger spielen?
Besonders gespannt darf man auch auf die Rolle von Marco Altinger sein. Vom Naturell her liegt ihm natürlich die Attacke. Wie groß ist sein Spielraum? Wo und wie will er sich profilieren? An seiner Seite saß am Sonntagabend sein engster Berater aus gemeinsamen FDP-Zei ten, Alois Rohrsetzer. Von der CSU oder von anderen Parteien war ansonsten niemand bei der Nominierungsversammlung der Jungen Liste. Mit Benedigt Haseneder hat diese Polit-Gruppe einen Vorsitzenden, der schon sehr selbstbewußt und professionell agiert. Er ist im Job-Center der Stadt tätig (ausgelagert in der Arbeitsagentur) und darf deshalb selbst nicht zum Stadtrat kandidieren, aber er darf - seit vielen Jahren eng befreundet mit Haslinger - den Wahlkampf organisieren und managen.
Siehe 2008: Jung sein allein reicht nicht ...
Kein Zweifel, dieses junge Kandidatenteam wird den anderen Parteien bei den Jung- und Erstwählern eine große Konkurrenz sein. Im jetzigen Stadtrat sitzt mit Norbert Hoffmann ein 30-jähriger. Er kandidierte mit 24 auf der FDP-Liste und bei den Freien Wähern ist die 33-jährige Kirstin Sauter, die mit 27 auf der ödp-Liste - noch als Studentin - in den Stadtrat gewählt wurde. Bei der CSU hat es 2008 die damalige JU-Chefin vom Platz acht aus nicht in den Stadtrat geschafft. Der Beweis: Jung sein allein reicht nicht.
Thematisch bzw. programmatisch ist die Junge Liste zu 90 Prozent deckungsgleich mit der Landshuter Mitte (LM). Absicht oder Zufall? Kritik gab es vom Spitzenkandidaten Thomas Haslinger am LM-Vorsitzenden Prof. Dr. Küffner (43) und Co. nicht. - Am 18. November nominiert die CSU im "Bernlochnersal" ihre 44 Stadtratskandidaten, am 4. Dezember dan die Landshuter Mitte. Auch da ist mit personellen Überraschungen (Parteilose) zu rechnen. Bei der CSU treten ja die zuletzt sehr erfolgreichen Stimmengewinner wie Dr. Anna Maria Moratscheck und Dr. Stefan Schnurer sowie die weniger erfolgreichen Helge Teuscher und Dr. Wolfgang Götzer nicht mehr an. /hs