Die Wirtschaftsdaten könnten kaum besser sein für die Niederbayerische Bezirkshauptstadt. Das brachten ja auch Oberbrgermeister Hans Rampf und Statkämmerer Rupert Aigner in ihren Reden zum Haushalt 2014 nicht ohne Stolz zum Ausdruck. Und Landshut nimmt rasant an Einwohnern zu wie noch nie. Im Jahr 2013 werden es wieder ca. 1000 Neubürger sein. Ende November hat OB Rampf im Rathaus den 66.000sten Einwohner im Rathaus begrüßt. Unsere Leser sehen den gewaltigen Zuzug jedoch nicht nur euphorisch.
55,3 Prozent von 560 Leserinnen und Lesern, die an unserer Umfrage teilgenommen haben, meinen, die Stadt sollte das weitere Wachstum "eher eindämmen". 7 Prozent votieren dafür, dass die Umlandgemeinden (Ergolding, Altdorf, Kumhausen, Tiefenbach, Eching usw.) mehr Wohnraum für Zuzügler schaffen. Freilich sprechen sich 37,7 Prozent für ein weiteres Wachstum der Stadt aus.
Rathauschef Hans Rampf amtiert jetzt bereits neun volle Jahre. Am 1. Januar beginnen seine letzten drei Jahre Amtszeit (bis Ende 2016). Schon jetzt ist die Stadt in seiner OB-Zeit deutlich größer geworden (plus 5.500 E.) als in den 35 Jahren unter seinem Vorgänger Josef Deimer, obwohl in dessen Amtszeit die Eröffnung es Flughafens fiel, die Wiedervereinigung mit TAusenden von Os-West-Zuwanderern und BMW hat sich in der Deimer-Zeit auch gewaltig entwicklelt, von der 1978 gegründeten Hochschule ganz zu schweigen. Nein, die Einwohnerzahl hat unter Deimer nur langsam zugenommen. Es gab sogar mehrere Deimer-Jahre mit Einwohnerverlusten.
Im anstehenden bzw. bereits laufenden Stadtratswahlkampf ist die immer drängender werdende Wohnungsknappheit eines der zentralen Themen. Die Schaffung neuer, bezahlbarer Wohnungen hält mit dem gewaltigen Zuzüg einfach nicht Schritt. - Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat das Jahr 2014 zum Jahr des verstärkten Wohnungsbaus in ganz Bayern ausgerufen. 70.000 Wohnungen sollen entstehen. Herrmann ruft die Bürgermeister zur großzügigen Ausweisung von Bauland auf.
Die Verhältnisse der Stadt Landshut gegenüber dem umgebenden Landkreis haben sich praktisch umgekehrt. Der Landkreis Landshut zählte zur Gebietsreform (1972) erst 98.000 Einwohner, jetzt fast 150.000. Die ersten 30 Jahre ist der neue Groß-Landkreis durchschnittlich pro Jahr um 1.100 Einwohner gewachsen. Die letzten zehn Jahre - also die kompletten Amtsjahre von Landrat Eppeneder - waren es pro Jahr nur mehr ca. 600 Zuzügler in die 35 Landkreis-Gemeinden, wobei vor allem fast nur mehr die unmittelbar an Landshut angrenzenden Gemeinden Zuwachszahlen melden können.
Auch dieses Phänomen wäre ein drängendes Thema für den Diskussions-Katalog mit den Umlandgemeinden. Dazu gehört auch das steinreiche (Atom-Gewerbesteuern) Essenbach. Diese Gemeinde könnte sich, mit zig Millionen Euro auf der hohen Kante, locker ein Programm für Sozialwohnungen leisten. Man spricht ja nicht umsonst vom Landshuter "Speck"-Gürtel. Ja, die Idee von Stadtrat Prof. Dr. Küfner für die Gründung eines Regionalparlaments der Stadt zusammen mit den Umlandgemeinden hat schon was für sich. Landshut ist von außen betrachtet Großstadt mit knapp 100.000 Einwohnern, weil jeder Blick auf die Landkarte dazu führt, die Umlandgemeinden der Stadt zuzurechnen. Dass z.B. Piflas nicht zu Landshut, sondern zu Ergolding gehört, ist den meisten Landshutern überhaupt nicht bewußt.
Der Zuwachs-Druck aus dem Münchner Raum, wo die Mietpreise fast astronomische Höhen erreicht haben, wird also 2014 sicherlich anhalten. Die Zahl der ausländischen Mitbürger - derzeit ca. 7.000 - ist andererseits seit Jahren konstant. Die türkischen Mitbürger sind dabei seit Jahren die mit Abstand größte Gruppe mit ca 1.350 Personen. Bei der anstehenden Stadtratswahl kandidieren auf mehreren Listen Bewerberinnen und Bewerber mit türkischen Wurzeln.
Nur gut, dass derzeit wengistens auch für Studenden endlich Wohnungen gebaut werden. Aktuell sind 500 Studenten-Appartements in Planung oder in Bau. Würden alle 4.800 an der Hochschule immatrikulierten Studenten in Landshut ihren Erstwohnsitz nehmen, wäre die Marke von 70.000 Einwohnern schon heute überschriftten. Doch 75 Prozent der Landshuter Studenten sind tägliche Einpendler, wohnen und leben daheim im "Hotel Mama".
Die Stadt betreibt keine direkte Anwerbung von Neubürgern. Freilich wissen wir wenig, wer nach Landshut zuzieht: mehr die (reichen) Senioren aus den Umlandgemeinden oder eher die jungen Familien, weil sie in Münchner Raum einfach keine bezahlbare Wohnung finden können? Sind es eher Singles oder hoch Qualifizierte, die (auf Zeit) bei BMW, am Flughafen oder an der Hochschule gut bezahlte Jobs gefunden haben. Es ist wohl nicht übertrieben, wenn man feststellt, dass die heute in Landshut Wohnhaften mehrheitlich keine gebürtigen Landshuter sind. Wir erinnern uns an die letzten sechs OB-Kandidaten (Rampf, CSU, Dr. Keyßner, Die Grünen, Mader, Freie Wähler, Gewies, SPD, Prof. Zeitler, FDP und Huber, Die Linken). Keiner stammt aus Landshut, auch OB Rampf nicht (1948 in Mallersdorf geboren). Er kam über den Fußballsport und eine Lehrstelle (bei Hertie, heute Karstadt) nach Landshut. /hs