Landshut (14.03.2016) - „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“, lautet Artikel 1 Absatz 1 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland. Genau dieses Gebot der Verfassung haben die 17 Veranstalter zum Motto der diesjährigen Wochen gegen Rassismus in und um Landshut gemacht. Vor zehn Jahren organisierte die IG Metall die erste Veranstaltung zum 21. März, dem „Internationalen Tag zur Überwindung von Rassendiskriminierung“. Diesen Tag proklamierten die Vereinten Nationen 1966 als Gedenktag an das Massaker von Sharpeville in Südafrika. Dort wurden sechs Jahre zuvor bei einer Demonstration gegen die Passgesetze des Apartheitsregimes 69 Menschen von der Polizei erschossen. 1979 wurde dieser Gedenktag durch die Einladung der Vereinten Nationen an ihre Mitgliedstaaten ergänzt, eine alljährliche Aktionswoche der Solidarität mit den Gegnern und Opfern von Rassismus zu organisieren.
In diesem Jahr ist die Vielfalt der Veranstaltungen so breit, dass sich das Programm für Menschenwürde über vier Wochen vom 19. März bis 22. April erstreckt. Eine tolle Entwicklung findet Initiator Robert Grashei von der IG Metall: „Es ist ein gutes Zeichen für Landshut, dass wir ein breites Bündnis gegen Rassismus formieren und viele Veranstaltungen zur Information, Begegnung, Diskussion und gemeinsamen Feier anbieten können.“ Die augenblickliche Debatte zu Flucht und Asyl sorgt die Veranstalter, weil sich neben der gebotenen Menschenwürde und der an den Tag gelegten Hilfsbereitschaft der Bevölkerung auch politische und ideologische Zwecke breit machen. Dabei werden meist nur Sorgen und Ängste bedient, ohne einen konstruktiven Vorschlag zur Lösung beizutragen oder Verantwortung zu übernehmen. Auch Annelies Huber vom Haus International trägt diese Sorge: „Leider hat sich die rassistische Ablehnung und Abwertung von Geflüchteten, Migrantinnen sowie vermeintlich Anderen und Fremden bis tief in die Mitte der Gesellschaft verfestigt. Für die betroffenen Menschen bedeutet dies die alltägliche Verletzung ihrer Menschenwürde oder im schlimmsten Fall ihrer körperlichen Unversehrtheit.“ Inzwischen befindet sich die Zahl rassistischer Gewalttaten auf einem neuen Höchststand. Deshalb wünscht sich das Aktionsbündnis mehr Menschlichkeit statt Populismus und Gewalt. Viele Menschen engagieren sich in und um Landshut aktiv in der Flüchtlingshilfe und machen aus dem Apell „Wir schaffen das“ der Bundeskanzlerin ein praktisches „Wir machen das“.
In Landshut beginnen die Wochen gegen Rassismus mit einem afghanisch-persisch-kurdischen Neujahrsfest am 19. März ab 19 Uhr 30 in der Alten Kaserne. Am Gedenktag 21. März lädt das AWO-Mehrgenerationenhaus zu „Wir sind bunt - Vielfalt gegen Rassismus“ ab 13 Uhr ein. Am Abend diskutiert Nelli Foumba Soumaoro vom Verein Jugendliche Ohne Grenzen ab 19 Uhr 30 in der Rochuskapelle integrationspolitische Herausforderungen. Wer kulinarisch den Ländern Syrien, Afghanistan und Kamerun begegnen will, kann sich bei der AWO zum Mittagstisch am 22., 23. Und 24. März anmelden. Das Kinoptikum zeigt am 22. und 23. März den Film „Riverbanks“, eine dramatische Liebesgeschichte vor dem Hintergrund europäischer Flüchtlingspolitik. Zekarias Kebraeb, ein Geflüchteter aus Eritrea liest am 30. März in der Rochuskapelle aus seinem Buch über Seine Flucht als einzigen Ausweg, um in Freiheit leben zu können. Wie es religiösen Minderheiten im Nahen Osten ergeht, berichtet Mike Malke am 7. April in der Rochuskapelle und am gleichen Abend informiert die Expertin Gesine Mahnke über die Annäherung an fremde Kulturen beim Caritas-Verband.
Mit dem Tagesworkshop für Geflüchtete am 8. April „Deutschland verstehen“ und einem Seminar für Flüchtlingshelfer am 9. April „Willkommenskultur – aber wie?“ liefert die Georg-von Vollmar-Akademie Praxis zur Integration. Beide Tagesseminare finden im AWO-Mehrgenerationenhaus statt. Am 9. April findet das Solidaritätskonzert mit und für Flüchtlinge unter dem Motto: „refugees welcome“ in der Alten Kaserne statt. Zum Auftakt spielt das African Pan Tao Orchester, bevor da die Formation „The Unduster“ mit Bavarian-Reggae einheizt. Die Poetry-Szene macht mit zwei Stars am 21. April Station in Landshut. Fatima Moumouni und Dean Ruddock stehen ab 19 Uhr 30 auf der Bühne der Alten Kaserne beim SprechAkt zum Thema Ausgrenzung und Rassismus. Die beiden Sprechakrobaten sind am nächsten Tag in Schulen des Landkreises Landshut unterwegs und setzen sich mit Schülern zum Thema Ausgrenzung durch Sprache auseinander.
Das gesamte Programm mit Hinweisen zu den Veranstaltungen kann unter www.landhut-interkulturell.de eingesehen werden. Außerdem liegen Flyer und Plakate an den bekannten Stellen sowie in Geschäften und Einrichtungen aus. Die Veranstalter hoffen, dass die vielfältigen Möglichkeiten der internationalen Wochen gegen Rassismus genutzt werden, um gemeinsam gegen Rassismus und für die Unantastbarkeit der Menschenwürde aktiv zu werden.
Bildtext: Ein Teil der Veranstalter stellte im Café international das Programm der Wochen gegen Rassismus vor. Robert Grashei, IG Metall; Annette Zebrala, Caritasverband; Werner Bruckmeier, terre des hommes; Annelies Huber, Haus International; Klaus Lehner, CBW; Mustapha Al Maana, VALA e.V. und Ursula Seiler, amnesty international (v.l.n.r.)