Anni Kammerlander von der Flüchtlingshilfeorganisation REFUGIO München berichtete letzten Mittwoch (5.2.) im Grünen Büro von MdB Dr. Gambke und MdL Steinberger über die seelischen Verletzungen und psychischen Beeinträchtigungen, unter denen Asylsuchende als Folge von Krieg, Gewalt und Flucht leiden.
Das Grüne Büro war bis auf den letzten Platz besetzt, als Landrats- und Kreistagskandidatin der Grünen, Petra Seifert, die Veranstaltung zur „Situation von Flüchtlingen und Asylsuchenden" eröffnete. Sie begrüßte als Gäste, die Trägerin der Bayerischen Verfassungsmedaille Anni Kammerlander von REFUGIO München und die Asylsozialberaterin für die Gemeinschaftsunterkunft in Geisenhausen, Annette Zebrala von der Caritas Landshut.
Zu Beginn gab Kammerlander einen Abriss über die Arbeit von REFUGIO. 1994 wurde das „Beratungs- und Behandlungszentrum für Flüchtlinge und Folteropfer" in München gegründet. Der lateinische Begriff ‚refugium' stehe für „Schutz" oder „Zufluchtsort". In diesem Sinne unterstütze REFUGIO Menschen, die wegen Verfolgung, Folter oder kriegerischen Konflikten ihr Heimatland verlassen mussten und in Deutschland im Exil leben. Besondere Aufmerksamkeit gelte dabei Flüchtlingskindern. „Sie erleben Gewalt und Flucht intensiver und bedrohlicher als Erwachsene", so Kammerlander.
REFUGIO leiste soziale Beratung ebenso wie ärztliche Behandlung beispielsweise bei Folterspuren oder Kriegsverletzungen. Im Mittelpunkt steht die Psychotherapie traumatisierter Asylsuchender und die Behandlung psychischer Erkrankungen wie Depressionen, die durch die Art der Unterbringung oder die lange belastende Wartezeit bis zum Asylverfahren hervorgerufen werden. Im Durchschnitt betreut REFUGIO 700 Klienten pro Jahr therapeutisch, davon 220 unbegleitete minderjährige Jugendliche. Darunter auch eine ganze Reihe von Flüchtlingen, die in der Stadt Landshut untergebracht sind.
Es werden auch einzelne Personen aus dem Landkreis betreut. Der Bedarf ist jedoch weit größer als die Kapazitäten von REFUGIO. Die Fahrtkosten werden aus Spendengeldern von REFUGIO gedeckt, fügte Anni Kammerlander hinzu. Es gibt auch bei weiteren den Flüchtlingen, die im Landkreis Landshut leben, einen deutlichen Bedarf an psychiatrischer, neurologischer und psychologischer Behandlung, ergänzte Petra Seifert. Dass die Asylsuchenden nach München fahren müssen, läge daran, dass in der Umgebung keine Psychotherapeuten gibt, die zur Verfügung stünden, um traumatisierte Flüchtlinge zu behandeln.
Es fehlen zudem die Mittel für Dolmetscher, damit die Flüchtlingen überhaupt von entsprechenden Fachärzten adäquat behandelt werden könnten, so Seifert. Im Landkreis sind derzeit 190 Flüchtlinge in dezentralen Unterkünften untergebracht, 150 Asylsuchende, Erwachsene, Jugendliche und Kinder leben in der Gemeinschaftsunterkunft in Geisenhausen. Darunter befinden sich auch eine ganze Reihe von Menschen mit psychischen Problemen und Erkrankungen. Als Resümee der Informationsveranstaltung stellte Petra Seifert die Forderung auf, dass im Landkreis Landshut die finanziellen Mittel für Dolmetscher bereitgestellt und die Wartezeiten für Deutschkurse dringend verkürzt werden müssten. Sie stellte fest: „Es kann nicht angehen, dass jugendliche Flüchtlinge, die der Berufsschulpflicht unterliegen, die Schule nicht besuchen können, weil es an Plätzen für sie fehlt!"
Im Bild oben Anni Kammerlander (links) , Petra Seifert