Die Ortsgruppe des BUND Naturschutz konnte sich davon bei einer Exkursion im Hofgarten überzeugen. Auch eine Vertreterin der Partnerstadt Compiegne (Mitte) liess sich von der Faszination der "kleinen Geschöpfe mit großer Wirkung" anstecken.
Landshut – pm (08.07.2024) Eine Exkursion der BN-Ortsgruppe Landshut im Hofgarten bewies: Naturfaszination liegt im Kleinen, fern aber doch so nah. Biologe Christian Kainz zeichnete ein interessantes Bild von weitgehend im verborgenen lebenden Organismen, die unbekannte, aber integrierte Bestandteile der Stadtnatur sind.
Trotz unsicheren Wetters begaben sich zahlreiche BN-Mitglieder und naturinteressierte Bürger in den Hofgarten um sich von dem Experten und Moorkundler Christian Kainz in die zauberhafte Welt der Moose und Flechten einweisen zu lassen. „Gerade diese Organismen haben völlig zu unrecht bei Gartenbesitzern einen negativen Ruf“, so der Experte, „gelten sie doch als eine Art Unkraut“.
Dabei müsse man sich bewusstmachen, dass es gerade diese sogenannten primitiven Pflanzen waren, die aus der toxischen Uratmosphäre jenes Sauerstoff-Paradies machten, das schließlich uns Menschen überhaupt erst hervorbringen konnte. „Neben den höheren Pflanzen wie den Farnen und Blütenpflanzen verdienen auch diese faszinierenden Geschöpfe unsere Aufmerksamkeit. Für die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme, z.B. der Moore und der Wälder, seien sie auch heute noch unverzichtbar“, so der Biologe weiter.
Den Anfang der Exkursion machten bunte Flechten, die als Erstbesiedler auf Holz, Gestein, Mauern und auf befestigten Flächen zu erkennen waren. „Hier zeigt sich, dass die Urkraft der Natur darauf ausgelegt ist, unsere Planeten mit grüner Biodiversität zu überziehen und ihn auf diese Weise bewohnbar zu erhalten“, so der Experte. Nur Moose und Flechten seien, wie auch Algen, in der Lage, Ökosysteme zu initialisieren und eine weitere Entwicklung der Artenvielfalt vorzubereiten.
Im Hangwald konnte man sich dann davon ein eindrückliches Bild machen: Neben dem Frauenhaarmoos, dem Sternmoos und dem Zypressenmoos konnte auch holzbewohnende Flechten bestaunt werden. Der Blick durch das Binokular zeigte, dass sich faszinierende Miniatur-Welten auf den Oberflächen Lebewesen befinden, an denen man meist achtlos vorbeigeht oder sie als Gartenbesitzer sogar bekämpft „Genau das bringt aber nichts“, so der Experte, da Moose im Laufe ihrer Evolution darauf geeicht worden seien, auch widrigen Umständen zu trotzen.
Christoph Stein von der Ortsgruppe Landshut bedankte sich zum Abschluss für die sehr anschauliche Exkursion zur etwas schwierigen Artengruppe verwies darauf, dass Moose, Algen und Flechten wahre Überlebenskünstler seien, ohne die unser Planet nicht das wäre, was er ist, nämlich der einzige bisher bekannte Ort im Universum, auf dem Leben überhaupt möglich sei. Damit werde auch die Landshuter Stadtnatur zu einem Teil des grün-blauen Planeten, für deren uneingeschränkten Erhalt alle – mehr als bisher – beitragen müssten.