In einem Ratsbegehren soll die Landshuter Bevöl- kerung für oder gegen den geplanten Schrägaufzug stimmen. Herrn Oberbürgermeister Hans Rampf und Frau Dr. Moratscheck kann ich nur zustimmen, wenn sie für eine bergmännische Lösung eintreten (vgl. LZ vom 6.6. und 24.7.12). Im folgenden möchte ich einige Argumente bringen, die gegen einen Schrägaufzug sprechen:
1. Mit dem Bau eines Schrägaufzuges verbaut sich die Stadt Landshut eine vielleicht einmalige Chance auf ewige Zeiten, nämlich die Aufnahme der Burg Trausnitz ins Welterbe der Unesco: Die Landshuter Zeitung vom 25. 7.schreibt: „Bayern geht mit vier neuen Vorschlägen ins bundesweite Rennen um die Aufnahme ins Welterbe der Unesco." Mit einigen der genannten Bauten kann die Burg Trausnitz ohne weiteres mithalten. Warum also sollte nicht eines Tages die bayerische Staatsregierung auch die Burg Trausnitz für die Aufnahme ins Welterbe der Unesco vorschlagen? Das wäre auch ein gutes Aushängeschild für den gewünschten verstärkten Tourismus in der Stadt (siehe Regensburg).
Mit dem Bau eines Schrägaufzuges wird ein einmaliges Ensemble, ein Gesamt- kunstwerk (Altstadt mit Martinskirche, Burgberg und Burg Trausnitz) zerstört, ein Denkmal geschändet und das Stadtbild verunstaltet, eine Kulturschande ersten Ranges. Niemand wird mehr für die Burg Trausnitz einen Finger rühren für eine Aufnahme ins Welterbe der Unesco. Spätere Generationen werden sich schönstens bedanken für so viel Kurzsichtigkeit, um nicht zu sagen Blindheit und Generationen werden noch den Kopf schütteln, was man ihnen hier eingebrockt hat.
2. Nach Presseberichten will sich die Mehrzahl der Stadträte allen Bedenken gegenüber hinwegsetzen und dem Bau eines solchen Schrägaufzuges zustimmen. Vor allem die Gruppe „Bürger für Landshut" - in Landshut auch bekannt als jahrelange Museums- blockierer und -verhinderer – sind Feuer und Flamme für einen Schrägaufzug und legen sich schon lange ganz verbissen (vgl. LZ) für einen solchen Aufzug ins Zeug.
Wenn schon keine Abstimmung im Stadtrat erfolgt, so wäre es doch von Interesse, welche Haltung die einzelnen Stadträte einnehmen. Erst einige Stadträte haben sich bisher öffentlich geoutet. Es ist zu hoffen, dass sich alle aus der Deckung begeben.
Als Hauptargumente für einen Schrägaufzug werden u.a. angeführt: mehr Touristen kommen (hier ist der Wunsch der Vater des Gedanken), ein solcher Schrägaufzug sei ja für sich schon eine Attraktion (!), da einzigartig in Bayern, Großveranstaltungen können auf der Burg stattfinden. Und dann wird immer wieder die Alten-Karte und Behinderten-Karte gezogen: Auch den alten Leuten soll man den Burgbesuch ermöglichen, ebenso den Rollstuhlfahrern, Gehbehinderten etc. So weit, so gut:
3. Versetzen wir uns einfach einmal in die Lage: Der Aufzug ist in Betrieb, auf der Burg ist eine schöne Großveranstaltung (Oper, Konzert, Kommödie, Tragödie). Wie es heißt, können 100 Personen mit dem Schrägaufzug in der Stunde befördert werden: Hat man sich je darüber Gedanken gemacht, dass für 500 Personen – nach Adam Riese – 5 Stunden für den Transport mit dem Aufzug benötigt werden?
4. Ein weiterer Aspekt: Hat man sich je Gedanken darüber gemacht, dass von der Bergstation zum Burgeingang ca. 150 Meter zurückzulegen sind. Das scheint nicht viel. Doch wie sieht es bei Regen, Sturm, Schnee und Glatteis für unsere Alten, Rollstuhlfahrer und Behinderten aus? Will man die einfach so den Unbilden der Witterung aussetzen?
5. Es kommt noch schlimmer: Hat man sich je Gedanken darüber gemacht, dass nach so einer Großveranstaltung (Ende gegen 23 Uhr) – nach Adam Riese wieder 5 Stunden für den Transport benötigt werden. Will man so was den Leuten zumuten? Dann ist es 4 Uhr früh, bis die letzten Besucher nach unten verfrachtet sind. Hoffentlich stehen die Betroffenen das auch durch im Freien bei Regen und Kälte, Sturm oder Schnee! Da werden unsere Vertreter der Stadt (und alle die anderen Schlaueren), wenn sie auch so eine Großveranstaltung besuchen, schon einen anderen Weg finden, von der Burg herunterzukommen und längst den Schlaf der Gerechten schlafen!
6. Wenn so ein Schrägaufzug kein Schildbürgerstreich ersten Ranges ist!
7. Die Alternative ist mehrfach benannt worden: Einsatz eines Shuttlebusses: jederzeit leicht realisierbar, preisgünstig, alten- und behindertenfreundlich, da der Transport bis vor den Burgplatz möglich ist. Warum hat die Stadt Landshut diesen Vorschlag nicht aufgegriffen – nicht einmal versuchsweise?
Hubertus Hierl
84036 Landshut