Landshut – pm/gw (04.06.2024) Kreisrat Marco Altinger (Freie Wähler) übermittelte unserer Redaktion nach den Vorfällen in Sylt bereits am 22. Mai einen Leserbrief, den wir an dieser Stelle veröffentlichen, aber nicht unkommentiert lassen möchten. Lesen Sie hier Marco Altingers Meinung und unseren Kommentar zu seinen Zeilen:
Leserbief von Marco Altinger:
Es ist erstaunlich, wie schnell eine Hexenjagd entfacht wird, sobald jemand seine freie Meinung äußert. Der Vorfall im Sylter Nobellokal „Pony“ ist ein Paradebeispiel für die Heuchelei unserer Gesellschaft. Dass „Deutschland den Deutschen“ und „Ausländer raus“ gerufen wurden, mag manchen nicht gefallen, aber es ist das gute Recht der Bürger, ihre Meinung zu äußern. Wir leben in einem Land mit Meinungsfreiheit – oder gilt diese nur noch für politisch korrekte Ansichten?
Natürlich sollte man mit Parolen wie „Ausländer raus“ vorsichtig sein, aber die Empörung, die jetzt bundesweit durch die Medien geht, ist völlig überzogen. Sind wir wirklich an dem Punkt angekommen, an dem jeder betrunken geäußerte Spruch sofort zu einer Anklage und öffentlichen Hinrichtung führt? Es ist absurd, wie hier vorgegangen wird, als ob diese jungen Menschen die größten Verbrecher des Landes wären.
Was wirklich zählt, ist die Tatsache, dass kriminelle Ausländer – und das schließt Integrationsverweigerer, Antisemiten, Sexualstraftäter, Asylbetrüger und illegale Einwanderer ein – aus unserem Land entfernt werden müssen. Das ist keine Frage der Interpretation, sondern eine Notwendigkeit für die Sicherheit und Ordnung in Deutschland.
Es ist eine Schande, dass unsere Politiker mehr Energie darauf verwenden, ein paar Feiernde an den Pranger zu stellen, anstatt sich um die wirklichen Probleme zu kümmern. Parolen mögen unschön sein, aber sie sind ein Ausdruck des Frustes und der Sorgen vieler Menschen in diesem Land. Anstatt diese Stimmen zu unterdrücken, sollten wir uns fragen, warum so viele Deutsche das Bedürfnis verspüren, solche Worte zu rufen.
Lasst uns aufhören, die Wahrheit zu verschleiern und uns auf das Wesentliche konzentrieren: Kriminelle Ausländer haben in Deutschland nichts verloren. Wer gegen unsere Gesetze verstößt und unsere Werte missachtet, muss das Land verlassen. Das ist nicht nur mein Standpunkt, sondern der vieler Bürger, die genug haben von Doppelmoral und politischer Korrektheit.
Gez Marco Altinger, Kreisrat, 84036 Landshut
Kommentar von Werner Götz, Redakteur:
Sehr geehrter Herr Altinger, Sie stellen sich gerne als der „Mann der Wirtschaft“ dar. Wollen Sie wirklich das Gegröle „Ausländer raus“ als Heuchelei darstellen? Empfehlen Sie doch mal „Ausländer raus“ den Personalabteilungen unserer größten Wirtschaftsmotoren und global Playern in der Stadt und der Region, der Automobilindustrie. Oder tragen sie diese Forderung unserem Klinikum und den Landkreiskrankenhäusern vor, schwadronieren Sie diese Parole bei jedem ihrer Gastronomiebesuche, ganz gleich ob nüchtern oder alkoholisiert.
Ist Ihnen bewusst, welchen Schaden Sie mit „Ausländer raus“ unserer Wirtschaft, unserem Gesundheitswesen und unserer Gesellschaft zufügen? Nur zu Ihrer Information: Bei BMW Landshut sind Mitarbeiter aus rund 50 verschiedenen Ländern beschäftigt. Beginnen Sie doch erst mal mit dem Besen vor Ihrer eigenen Tür zu kehren und setzen Sie „Ausländer raus“ in Ihrer eigenen Karateschule konsequent durch.
Ich persönlich sehe es sehr kritisch, die Parole „Ausländer raus“ zu bagatellisieren und „als gutes Recht der Bürger, ihre Meinung zu äußern“, darzustellen. Wollen Sie, dass „Ausländer raus – Deutschland den Deutschen“ tatsächlich mit angedeutetem Hitlergruß und Hitlerbärtchen als Ausdruck schunkelnder Heiterkeit gesellschaftsfähig werden soll, als eine Art neue Nationalhymne auf dem Dancefloor? „Die Empörung, die jetzt bundesweit durch die Medien geht, ist völlig überzogen“, schreiben Sie. Wehret den Anfängen, lautet meine Meinung zu diesem zynischen Rassismus.
In der Neonazi-Szene wird „Deutschland den Deutschen“ (DdD) mit 444 abgekürzt und symbolisiert die Unerwünschtheit von Ausländern. „Deutschland den Deutschen“ lautete bereits der Kampfruf im Kaiserreich und später im Nationalsozialismus, zur Abwehr der „jüdischen Gefahr“, um Juden vom öffentlichen Leben auszuschließen und ihnen das Wahlrecht zu entziehen. 1920 beendet Adolf Hitler eine Rede mit dem Satz „Hinaus mit den Juden! Deutschland den Deutschen!“ 1980 griff die NPD diesen Begriff in ihrem Wahlprogramm auf, am 20. September 1991 flogen zu „Deutschland den Deutschen“-Rufen Molotow-Cocktails auf ein Flüchtlingswohnheim im sächsischen Hoyerswerda. Am 14. Januar diesen Jahren skandierten Teilnehmer des AfD-Parteitags „Ausländer raus - Deutschland den Deutschen“ in Greding in einer Diskothek. Immer häufiger ermittelt der Staatsschutz im Zusammenhang "Ausländer raus - Deutschland den Deutschen“, gesungen im Takt eines Liedes der Liebe.
Herr Altinger, wollen sie wirklich, dass rechte Parolen und völkisches Gedankengut unseren kulturellen Raum erobert und gesellschaftsfähig wird, anstatt sich davon abzugrenzen? „Das ist keine Frage der Interpretation, sondern eine Notwendigkeit für die Sicherheit und Ordnung in Deutschland.“, um Ihre Worte abermals, wenn auch in einem anderen Kontext zu zitieren.